Hisst die Segel Männer! Ubisoft zeigt mit „Assassin´s Creed IV: Black Flag“ eine weitere Neuinterpretation des Mega-Franchises, diesmal im Golden Zeitalter der Piraten und mit Edward Kenway als neuen Helden und Assassinen in der Hauptrolle. Wir sind für euch in See gestochen, haben geplündert, geraubt und geentert. Was wir zu dem Ausflug in die Karibik zu sagen haben, erfahrt ihr jetzt.
Nach dem Ende von „Assassin´s Creed III“ war es erst einmal interessant zu erfahren, wie Ubisoft die Neuausrichtung in der Assassin´s Creed-DNA bewältigt, nachdem ja inzwischen alles im Kampf um die Templer und Assassinen aufgelöst wurde und das Geheimnis des Universums im Grunde keines mehr ist. Die Animus-Technologie ist kein heiliger Gral mehr und wird durch Abstergo Industries als eine Art Videospiel vermarktet, mit denen die aufregendsten Sequenzen gesucht, gefiltert und vermarktet werden können. Somit ist man ab sofort auch keine große Persönlichkeit wie Desmond Miles mehr, sondern nur ein einfacher Angestellter, der über besondere Fähigkeiten verfügt und somit für Abstergo interessant wird. Es scheint so, als hätte sich Ubisoft hier eine Grundlage geschaffen, wie man theoretisch unendlich viele Assassin´s Creed-Spiele entwickeln kann. Was jedoch das Problem daran ist, zeigt sich sehr schnell.
Doch zurück zu Edward Kenway, ein Freibeuter und Pirat, der sich nicht damit zufrieden geben möchte, unendlich kleine Raubzüge zu begehen, um von Tag zu Tag zu leben. Das große Ding muss her, das nicht nur mit Reichtum verbunden ist, sondern auch den Titel zum berüchtigtsten Piraten der Karibik mit sich bringt. Man merkt sehr schnell, dass ‚ Assassin´s Creed IV: Black Flag“ nicht mehr sehr viel mit der ursprünglichen Story um Altair, Ezio oder Connor gemein hat. Sicherlich wird hier und da immer noch der ewige Kampf zwischen den Assassinen und Templern mit in die Story eingeflochten, noch immer lassen sich alte Relikte und Spuren dieser finden, aber diese nehmen bei Weitem nicht mehr die Bedeutung ein, die sie mal für die Serie hatten. Als Neuling findet man so direkt den Einstieg in das Spiel, ohne etwas groß verpasst zu haben und auf der anderen Seite kann man auch etwas aufatmen, da selbst eingefleischte Assassin´s Creed-Fans sicherlich schon etwas mit diesem Gesamtkonstrukt überfordert waren. Betrachtet man die Münze nun aber von der komplett anderen Seite, fällt die Story dadurch auch sehr zurückhaltend aus. Es ist fehlt eben dieses große Ziel, auf das man die letzten Jahre so eifrig hingearbeitet hat und wodurch die Story unglaublich viel Motivation bot. Das merkt man auch stark daran, dass man sich kaum noch in der Gegenwart im Spiel aufhalten muss. Für Einsteiger und Piratenfans sicherlich das perfekte Spiel, aber echte Fans der Serie werden am Ende wohl etwas daran vermissen.
Als junger und dynamischer Freibeuter darf nun also in See gestochen werden. Eine riesige Weltkarte liegt euch zu Füßen – von Nassau, über Kingston nach Havanna könnt ihr die Weltmeere bereisen und dabei allerhand Abenteuer erleben. Sei es uralte Maya-Ruinen erkunden, ein Fort nach dem anderen einnehmen und plündern oder die Hoheitsgebiete Englands unter eure schwarze Flagge bringen. Zu Wasser erwarten euch an Bord der ‚Jackdaw‘ epische Seeschlachten, ein 60 Meter langes Kriegsschiff, ausgestattet mit Kanonen, Mörsern, Drehbassen und zwei Segelmasten, die euch in Windeseile durch die Karibik bringen. Hier zeigt sich, was „Assassin´s Creed IV: Black Flag“ wirklich ist, ein echtes Piratenabenteuer, das in dieser Hinsicht kaum Wünsche offen lässt.
Am deutlichsten wird dies anhand der Seeschlachten, die mit „Assassin´s Creed III“ ihren Einzug in die Serie hielten und nun deutlich ausgeweitet wurden. Steht euch anfangs lediglich eine halb durchlöcherte Nussschale zur Verfügung, könnt ihr durch das Wirtschaftssystem ein mächtiges und furchteinflößendes Kriegsschiff daraus entwickeln. Von der Galionsfigur, über die Segel bis hin zum Waffenarsenal lässt sich fast alles an eurem Schiff aufrüsten und verbessern, was durchaus wichtig ist, um als Pirat erfolgreich eurem Ziel entgegen zu segeln. Denn eure Feinde sind mindestens genauso schwer bis unter die Zähne bewaffnet und können euch binnen weniger Minuten auf den Grund des Meeres schicken. Besonders den schwer bewachten Forts ist man nicht selten unterlegen, die aus allen Rohren und Richtungen feuern.
Das Missions-Design könnte trotz allem etwas mehr Dramatik vertragen, insbesondere bei den Seeschlachten, die nahezu fast immer identisch verlaufen. Angreifen, Entern, Plündern und schon ist der Sieg euer. Aber auch so wirken einige Missionen kaum mehr wie ein Beiwerk, die trotz großer Taten zum Ende hin nahezu verblassen oder man euch den Verlauf quasi schon vom Haken nimmt. Abwechslung ist aber allemal geboten, so dass man kaum einen Meter laufen oder segeln kann, ohne auf irgendetwas aufmerksam zu werden, das man jetzt erkunden möchte. So zum Beispiel die Wal- und Hai Jagd auf offener See oder einfach mal auf einer verlassenen Insel halten und diese erkunden. Erfrischend neu fühlen sich ebenfalls die ausgedehnten Tauchgänge am Meeresgrund an, auf dem nicht nur Schätze auf euch warten, sondern auch Haie, Moränen und giftige Quallen, vor denen man sich hüten sollte.
Ubisoft setzt fast in allen Aspekten des Spiels auf Altbewährtes der Serie, so dass sich echte Franchise-Veteranen sofort in das Abenteuer stürzen können und von der ersten Sekunde an wissen, wie was funktioniert oder zu tun ist. Beim Gameplay oder im Kampf finden sich wenige Neuerungen, getreu dem Motto – Business as usal – wagt man hier keinerlei Experimente. In mancher Hinsicht ist dies etwas Schade, da mich persönlich immer noch die Flucht- und Verfolgungspassagen stören, bei denen man an jeder Ecke hängen bleibt oder im ungünstigsten Moment abstürzt. Und was ist bloß aus dem Adlerblick geworden? Diente dieser einst, um mystische Assassinen Geheimnisse aufzudecken, ist es nun der Kompass für alles. Geradezu misslungen finde ich hier das Verfolgen von Personen, das nun auch durch Hauswände hindurch funktioniert, gleichzeitig aber absolut unnatürlich wirkt, als würde ein Graffitikunstwerk an den Wänden entlang laufen. Es sind eher die Details, wie neue Waffen, die man hier hervorheben kann, so zum Beispiel ein Blasrohr, mit dem sich Narkosepfeile oder ähnliches verschießen lassen. Das war es dann aber auch schon fast.
Hier möchte man Urlaub machen …
Man sollte meinen, dass Assassin´s Creed langsam Gefahr läuft eintönig zu werden. In gewisser Hinsicht kann man das tatsächlich behaupten, beim Setting fühlt es sich aber auch diesmal frisch und völlig neu an. Ubisoft´s Vorstellung einer Südsee-Spielwelt könnte gar nicht traumhafter sein, mit den vielen kleinen Inselgruppen, Buchten und Tropenwäldern unter der heißen Sonne der Karibik. Technisch gesehen ist das grafische Level von „Assassin´s Creed IV: Black“ weiterhin auf höchstem Niveau, wenn es den Vorgänger nicht sogar nochmals übertrifft. Insbesondere wenn man die dichte Vegetation in Augenschein nimmt, Details wie Nebelschwaden, die sich knapp über dem Boden auftun, oder die exzellente Texturqualität. Es sind erneut die vielen Details, die in „Assassin´s Creed IV: Black Flag“ ein traumhaftes Gesamtbild ergeben, gepaart mit der historischen Authentizität, die jeher in der Serie eine große Rolle spielt. Teilweise hat man sogar das Gefühl, man möchte anderen Spielen wie ‚Uncharted‘ hinterhereifern, insbesondere wenn man die alten Ruinen durchstreift und dabei glatt vergessen könnte, dass man noch in Assassin´s Creed unterwegs ist. Lediglich die häufigen Ladesequenzen reißen einen immer wieder aus diesem Urlaubsgefühl heraus. In den vergangenen Wochen hatten wir zudem die Gelegenheit, mehrfach einen Blick auf die PS4-Version von „Assassin´s Creed IV: Black Flag“ zu werfen und finden derzeit wenig Gründe, warum man bei diesem Spiel bis zur nächsten Generation warten sollte. Hier lassen wir uns nachher jedoch gerne eines Besseren belehren.
Soundtechnisch hingegen bin ich ein wenig enttäuscht von „Assassin´s Creed IV: Black Flag, da hier schon wie beim Missions-Design etwas an Dramatik fehlt. Es doch recht still in der Karibik und die Hintergrundmusik kommt nur selten wirklich zur Geltung. Dass man sich hier wieder einem Repertoire bedient, dass zur Thematik passt, steht außer Frage, einschließlich klassischer Seemannsliedern auf hoher See, aber eine epische Grundmusik, die sich in den Köpfen einprägt, fehlt leider. Bei einem Franchise wie Assassin´s Creed gehört das einfach dazu. Für die Synchronsprecher hat man sich dafür wieder ordentlich ins Zeug gelegt, die durchweg erstklassig ausfallen, wenn auch bekannte und wiederkehrende Stimmen dabei sind.
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.assassinscreed.ubi.com
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