TEST: Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice – er kann es immer noch

By Patrick Held Add a Comment
9 Min Read

Larry is back! Nicht nur aus den 80ern, sondern auch seit seinem CUMback Ende 2018. Larry kommt halt öfter. Diesmal werden die Ereignisse aus “Wet Dreams Don’t Dry“ (unser Review) direkt fortgesetzt. Aber nicht nur Larry hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, auch die Spielmechanik hat an manchen Stellen ein Potenzschub erhalten, der dem Spiel zugute kommt. Aber kann der Titel auch noch in einer Zeit begeistern, die von Feministinnen, Gender-Gedöns, BLM und Political Correctness unterwandert wird?

Alles für die wahre Liebe

Wie bereits erwähnt, knüpft das Spiel an die Geschehnisse des Vorgängers an. Larry, unser liebstes Relikt der 80er Jahre und das Mensch gewordene Testosteron, befindet sich nach mehreren unglücklichen Umständen noch immer auf der Insel Cancúm. Dort wohnt er in den Ruinen der eigenhändig in die Luft gejagten Villa und soll die Tochter des örtlichen Bürgermeisters El Rey heiraten und so eine Prophezeiung erfüllen. (So nebenbei: Die Tochter scheint ein Lama zu sein.) Kurz vor der Hochzeit schwelgt Larry in Erinnerungen an seine große Liebe: Faith, die ehemalige Chefin des Tech-Konzerns Prune, die aber, ebenfalls nach mehreren unglücklichen Umständen, auf dem Meer verschollen gegangen ist. Larry gibt schon fast die Hoffnung auf, als er plötzlich von seinem Handy, dem Piphone, ein Lebenszeichen von Faith bekommt. Für Larry gibt es also nur eines zu tun: Er muss seine große Liebe retten und mit ihr glücklich werden!

Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice  review

Hier spielt „Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice“ eine der großen Stärken der Reihe aus: um von der Insel zu kommen, müssen wir ein Floss bauen. Dazu kombinieren wir die verschiedensten Objekte, die wir allesamt in unser Inventar packen, um so das Floss zusammenzusetzen. Dazu zählen ein Tisch, Plastikflaschen, die wir aus dem Maul eines toten Narwals fischen, sowie dessen Horn als Mast und die alte Unterwäsche unserer liebsten Faith als Segel. Also ein völlig normales Floss. Mit diesem begeben wir uns mitten in einen Sturm und landen in der Region Kalau’a, eine paradiesische Inselgruppe, in der wir fröhlich hin und her fahren und dabei viele Rätsel und Abenteuer zu bewältigen haben. 

Nicht nur eine Taschenlampe in der Hose

Dazu erkunden wir etwa ein Hotel, den dichten Dschungel, oder ein etwas anderes Kannibalendorf. Wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber die Story ist wirklich seeeehr abgedreht und interessant, macht aber Lust auf mehr. Wir sammeln die verschiedensten Objekte und kombinieren diese zu den verrücktesten Gegenständen, die uns weiterhelfen sollen. Dieses Feature hat sich nicht nur im Laufe der Jahre sehr bewährt, sondern wurde auch immer weiterentwickelt, denn nun gibt es auch auf dem Piphone eine extra App, mit der wir umfangreiche Baumaßnahmen in einem Schritt zusammensetzen können, anstatt jedes Objekt einzeln auszuwählen. 

Damit wir auch nicht den Überblick verlieren, bekommen wir auch ein Quest-Log geboten, in dem wir sehr einfach schauen können, welche Schritte einer kompletten Aufgabe wir schon erfüllt haben, und welchen wir uns noch stellen müssen. Leider fehlt es aber an einer Hinweisfunktion, wenn wir mal nicht weiterkommen, die uns mit kleinen Tipps und Ideen dabei weiterhelfen könnte, an unser Ziel zu gelangen. Manchmal sind wir da doch sehr aufgeschmissen, weil manche Schritte schon ziemlich abwegig sind und sich manche Gegenstände auf komplett unterschiedlichen Inseln befinden, und so nicht direkt die Verbindung ersichtlich wird.

Ein Save-Space des derben Humors

Im Kern zeichnet sich die Larry-Reihe in allen seinen Teilen aber vor allem durch eines aus: Seinen platten und derben Humor, der die Grenzen des machbaren austestet und sie dabei auch mehr als einmal deutlich überschreitet. Der aktuelle Teil ist dabei vor allem eins: herrlich sozialkritisch. Larry kommt aus einer lang vergangenen Zeit, in der noch klar war, welches Geschlecht man hat, was Geld ist und Influencer eine Krankheit war. Das Spiel setzt sich mit diesen und anderen aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen auf eine gekonnte Art und Weise auseinander und zeigt, wie manche Themen durchaus sinnvoll und relevant, manch andere aber absolut irre und hausgemachte Probleme sind. Wir wollen hier aber nicht zu politisch werden. Wir wollen nur spielen. 

Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice  test

Insgesamt macht „Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice“ vieles richtig. Es handelt sich um ein klassisches Point-and-Click-Adventure, das mit der Portierung auf von Maus auf Controller etwas zu kämpfen hat, seine Sache aber durchaus ordentlich macht. Die neuen Elemente wie das Quest-Log und die Bauplan-App sind tolle Ergänzungen, die durchaus hilfreich sind. Die Story ist gewohnt abgedreht und kann überzeugen, sofern man den Vorgänger auch gespielt hat. Andernfalls ist man bei vielen wiederauftauchenden Figuren eher aufgeschmissen und verwirrt. Dafür sorgen die gesellschaftlichen Themen für einen guten Unterhaltungswert und ergänzen die Story um Liebe und die Tücken des Lebens hervorragend.

Bunte Abschnitte, schlüpfrige Dialoge

Die Level von Leisure Suite Larry sind immer in einzelne Bereiche abgetrennt, in denen es eine Vielzahl von Objekten gibt, mit denen man interagieren kann, entweder, weil man sie einsammelt, oder weil sie eine Reaktion oder einen Kommentar hervorrufen. Die Abschnitte sind teilweise so beladen mit Interaktionsmöglichkeiten, dass man sich alle davon mit einem Tastendruck einblenden lassen kann, um wirklich alles zu erfassen. Nicht selten kommt es sonst vor, dass man eine Möglichkeit übersieht, die ggf. für die weitere Geschichte wichtig gewesen wäre.

Die vielen kleinen Details, die uns erwarten, sorgen nicht nur dafür, dass jede einzelne Passage wirklich lebendig wirkt, sondern auch ansprechend daherkommt und wir richtig Spaß dabei haben, alles zu erforschen. Das hat auch Einfluss auf das wirklich gute, anspruchsvolle Rätsel-Design, welches eine Menge Hirnschmalz verlangt, um gelöst zu werden. 

Ebenfalls gut gelungen ist die Lokalisierung für den deutschen Markt. Wir bekommen jede Menge popkultureller Witze und Anspielungen geboten, die passend für den deutschen Markt abgestimmt sind, ebenso wie der ein oder andere Name von Orten oder Personen, die natürlich alle sexuellen Anspielungen mit sich bringen. Generell punktet Larry immer wieder mit seiner einmaligen, sexuell angehauchten Art, und gefühlt fast jede Situation lässt sich mit Sex lösen, wenn schon nicht mit Geld. Dieser wird, neben dem ein oder anderen Spruch oder anderen, lustigen Mitteln, vor allem durch die Story auf der spielinternen Plattform „Instacrap“ grafisch weitestgehend unverfänglich dargestellt.

Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice

All das sorgt für eine sehr ansprechend und unterhaltsame Atmosphäre, die mit vielen Stereotypen gefüllt ist. Und das ist auch gut so, denn 1. kennen wir Larry so und 2. lässt sich das Spiel nicht von grünen, linken, feministischen, gender kritischen Ansichten verbiegen, sondern nutzt diese gekonnt, um den damit verbundenen Wahnsinn vorzuführen. (Ja sorry, wir wollten ja eigentlich nicht mehr politisch werden.)

Hier und hat der Titel aber auch mit kleinen Problemen zu kämpfen, aber ganz ehrlich, auch Larry kann seinen Mann nicht 24 Stunden rund um die Uhr stehen. So überschneiden sich zum Beispiel hin und wieder Texte und Gespräche und die Steuerung mit dem Stick ist wie erwähnt etwas schwierig. Nichtsdestotrotz immer noch eine ordentliche Leistung und Steigerung zum vorherigen Ableger, auch ganz ohne blaue Pillen.

TEST: Leisure Suit Larry – Wet Dreams Dry Twice – er kann es immer noch
Fazit
“Ach Larry, was soll man zu dir sagen. Du bist einfach einmalig, ein wahrer Frauenheld, ein Mensch der alten Werte, der nach der wahren Liebe sucht und dabei doch seine eigene, spürbare Entwicklung vollzieht. Wir bekommen nach wie vor tolle, wenn auch teilweise etwas skurrile Rätsel und Herausforderungen geboten, genau wie tolle Schauplätze, eine in sich stimmige und zur Reihe passende Story und eine menge Witze, Anspielungen und Stereotypen. Das Spiel ist dabei definitiv nichts für Feministen, FFF-Mitglieder, und sämtlichen anderen, neumodischen Gruppierungen (Keine Sorge, das war die letzte Kritik), aber diese haben wohl auch sonst nicht unbedingt an einem Spiel der Reihe ihre Freude gehabt. Wir jedenfalls fühlten uns sehr gut unterhalten, auch wenn uns nach dem Ende leider ein wenig der Wiederspielwert gefehlt hat. Insgesamt war es aber ein würdiger Abschluss für Larry Laffer. Und wer weiß, wie oft er noch kommt, denn ein Larry kommt immer wieder."
Plus
Larry, die letzte Hoffung der Männervernunft
Spürbare Steigerung zum Vorgänger
Feucht-schlüpfrige Story
Tolle und knackige Rätsel
Minus
Kleinere Probleme mit Texten
Steuerung hakt hier und da
8
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