TEST: Lords of the Fallen – Metzeln ohne Motive

By Johannes Add a Comment
8 Min Read

Ein Antiheld, eine Fantasie-Welt und Dämonen, die uns an den Kragen wollen – die Rede ist nicht von einem 0815-RPG-Spiel aus dem Westen, sondern von „Lords of the Fallen“, welches hierzulande von „Deck13“ entwickelt worden ist. Unter anderem sind auch die „The Witcher“-Schöpfer „CI Games“ in die Entwicklung involviert und sind ebenso für die Veröffentlichung verantwortlich. Noch vor dem Release machten diverse Gameplay-Videos Fans des RPG-Genres mehr als euphorisch, obwohl der Bekanntheitsgrad des Titels nicht unbedingt hoch gewesen ist. Die düstere Atmosphäre, vereint mit Horror-ähnlichen Lichteffekten, macht aus dem Spiel einen wahren Hingucker und für uns einen weiteren Grund „Lords of the Fallen“ ausgiebig zu testen. Was „Lords of the Fallen“ für ein Spiel ist und ob der Erwerb des RPG-Gemetzels zu ein Geheimtipp wird, erfahrt ihr in unserem Test.

Sünden, die man sehr schnell vergisst …

LOTF_cit_agile_png_jpgcopyAls Ex-Häftling hat Harkyn nicht nur eine voll tätowierte Visage, sondern auch einen schlechten Ruf bei den Menschen, die anscheinend über seine Vergangenheit mehr wissen, als wir es im Verlaufe des Spiels je erfahren werden. Wenn wir Harkyn beschreiben müssten, währen solche Worte wie „gelangweilt“, „desinteressiert“ oder „eintönig“ mehr als treffend. Der bärtige Glatzkopf scheint zwar die Auslöschung sogenannter „Rhogar“ herbeiführen zu wollen, einen bestimmten Grund dafür scheint er aber nicht zu haben.

Bis zur Hälfte des Spiels sind wir mit der Suche nach Nebencharakteren beschäftigt, die kommentarlos verschwinden oder tatenlos in den gefährlichsten Gebieten herumstehen. Nachdem Harkyn mehr oder weniger erfolgreich mit der Suche ist, heißt es, dass wir alle Generäle – also die großen Zwischenbosse – erledigen müssen, was wir übrigens bis zu diesem Zeitpunkt eh schon getan haben. Im Prinzip schneiden, schubsen und schießen wir uns durch die Dämonen-ähnlichen Monster, um im Endeffekt den Abspann zu sehen, ohne bis dato irgendwelche Motive zu haben.

Die einzige Informationsquelle über die Welt oder unseren Fortschritt bekommen wir über die herumliegenden Rollen oder den herumstehenden NPCs. Die Dialoge gestalten sich ebenso emotions- und motivationslos, wie die gesamte Geschichte selbst. Mehr Aufklärung und Inhalt wäre bei „Lords of the Fallen“ wünschenswert, weil das Setting und die Welt an sich sehr interessant sind. Loben wollen wir auch die sehr gute Inszenierung und die schönen Cutscenes, auf die wir aber später mehr eingehen werden.

Anspruchsvolle und risikoreiche Kämpfe …

Was „Lords of The Fallen“ besonders macht, sind die Kämpfe und der hohe Schwierigkeitsgrad, den wir aber nicht mit „Dark Souls“ messen wollen. Wer sich kopflos in die Kämpfe stürzt, merkt bereits beim ersten Gegner, dass der Lebensbalken im Sekundentakt radikal kleiner wird. Daher muss das Verhalten jedes Gegners studiert und eingeprägt werden, womit die Kämpfe deutlich leichter ausfallen, aber dennoch viel Geschick und Können erfordern. Diese Tatsache ist ein klarer Kontrast zu den restlichen, sich auf dem Markt befindenden Spielen, die für Casual-Gamer ausgelegt sind und dessen Schwierigkeit mit Absicht heruntergeschraubt worden ist. Das A und O in den Kämpfen ist das Fokussieren der Gegner, zumal das Blocken mit Absicht sehr schwammig ist und unser Schild in die Richtung vom Feind gedreht werden muss, um eine Wirkung zu erzielen. Auch der Kompromiss zwischen einem defensiven und aggressiven Spielstil muss gefunden werden, damit einerseits die Ausdaueranzeige aufgefüllt und andererseits der Gegner ausmanövriert werden kann.

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Für Charakteranpassung bleibt uns nicht unbedingt viel Spielraum übrig, da wir uns zwischen einem aggressiven Berserker, passiven Schurken und dem ausgewogenen Kleriker entscheiden können. Der Unterschied macht sich lediglich in den Zaubersprüchen bemerkbar, für die wir aber ebenfalls einen Balken haben, der dessen Einsatz stark einschränkt. Für die Entwicklung der Fähigkeiten werden Erfahrungspunkte gebraucht, die wir entweder in die Magie oder Attribute investieren können. Der Entwicklungsbaum ist zwar überschaubar, macht aber im Kampf bei jeder Verbesserung einen deutlichen Unterschied aus.

Falls wir aber im Kampf dennoch sterben, verlieren wir alle Erfahrungspunkte und können sie erst danach absorbieren, wenn wir erneut auf demselben Platz sind. Die Schwierigkeit dabei ist der Zeitdruck und die Tatsache, dass die Gegner erneut erscheinen. Wenn wir zu lange brauchen, kann auch passieren, dass die Erfahrung nur zum Teil oder gar nicht mehr abgeholt werden kann. Auf der anderen Seite bekommen wir mit mehr nicht investierten Erfahrung einen Bonus, so dass wir beim Töten von Gegnern mehr Punkte erhalten. Diese Idee finden wir sehr gut, da durch das Risiko die Motivation und die Lust am Spielen enorm steigt oder je nach Spieler total in die Hose geht.

Eine düstere und abwechslungsreiche Welt …

Wie oben bereits erwähnt, spricht uns „Lords Of The Fallen“ in erster Linie mit einer genial und abwechslungsreichen Welt an, in der wir eine düstere Atmosphäre samt schrecklicher Ungeheuer haben, dessen Design sehr gelungen ist. Die Welt von Harkyn erinnert sehr stark an Mittelerde aus „Herr der Ringe“, hat aber dennoch eigene Merkmale, um als eigenständig zu gelten. Besonders gefallen uns die Texturen, da jede Ecke sehr detailreich und in keinster Weise langweilig aussieht – als das absolute Gegenteil von der Handlung. Wer auf starke Effekte und krasse Lichtverhältnisse steht, wird mit „Lords of The Fallen“ wunschlos glücklich sein, zumal man förmlich mit jedem Effekt zugeknallt wird. Erwähnenswert wären auch die Ausrüstungsgegenstände, welche sehr liebevoll und mit einer Menge Charisma gestaltet wurden. Aus diesem Grund freuen wir uns immer, wenn wir neue Waffen bekommen, um sie einfach nur angucken zu können, egal welche Statistik sie haben. Dasselbe gilt für die breiten Rüstungen – diese sind nicht nur schön anzuschauen, je nach Masse beeinflussen sie sogar die Beweglichkeit von Harkyn.

Epische Musik: „Herr der Ringe“-Feeling pur

LotF_citadel_ghost_01_png_jpgcopyMelancholisch, kraftvoll und einfach nur EPISCH – mehr fällt uns zu der akustischen Untermalung von „Lords of the Fallen“ nicht ein. Denn wer den Mittelerde-Klassiker kennt – und das tut hoffentlich jeder hier – sollte wissen, wovon wir reden. Auch die Lokalisierung auf deutsch ist unserer Meinung nach sehr gut gelungen, bis auf ein paar wenige Schwächen in der Synchronisation und ein paar dumpfen Effekten, die wir nur am Anfang unserer Reise gehört haben, gefällt uns die akustische Inszenierung sehr. Dennoch hätten wir einen kleinen Verbesserungsvorschlag zu den Waffen-Effekten, da wir vom Hören her mehr Feedback beim Schlagen und Schwingen erwartet hätten, da die Waffen so wuchtig, massiv und gefährlich aussehen. Ansonsten haben wir in diesem Kriterium kaum Mängel finden können.

Entwickler: Deck13
Publisher: CI Games
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.lordsofthefallen.com

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TEST: Lords of the Fallen – Metzeln ohne Motive
„Lords of the Fallen“ ist ein solides Spiel in seinem Genre, das auf Dauer zu motivieren und unterhalten weiß. Der Grund dafür ist das fordernde Kampfsystem und die düstere Welt, in die wir jedes Mal eintauchen müssen. Was uns hingegen stört, ist die teils fehlende Story, obwohl die Ansätze hierfür da wären. Vielleicht reichte den Entwicklern nicht die Zeit, vielleicht werden noch einige Inhalte nachgereicht, aber Tatsache ist, dass in der Story viel Potential verschenkt wurde. Eigentlich schade, aber wer weiß, vielleicht bekommen wir in Zukunft einen nicht mehr so rohen Diamanten aus dem Hause Deck13, mit dem auch viele andere Spieler was anfangen können. Wer sich „Lords of the Fallen“ lediglich wegen der starken Ähnlichkeit mit „Dark Souls“ kauft, wird wohl nicht zufrieden sein. Wer aber keine Ähnlichkeit mit dem japanischen RPG erwartet und genug von zu leichten Games auf dem Markt hat, wird hiermit eine sinnvolle Beschäftigung finden.
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