TEST: Need for Speed Heat – Back to the Roots?

Patrick Held Add a Comment
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Kaum ein Name steht für actiongeladene Rennen und heiße Tuningschlitten wie Need for Speed, allen voran das legendäre „Need for Speed: Underground 2“, in dem viele der heutigen, jungen Erwachsenen ihre ersten Erfahrungen hinter dem Lenkrad sammeln konnten. Auch wir erinnern uns nur zu gut daran, wie wir zu Songs von Snoop Doggy Dogg, Mister X tot he Z Xzibit oder anderen Stars unserer Kindheit und Jugend in aufgemotzten Nissan 350z, BMW 3ern oder anderen Rennschlitten durch die dunklen Straßen von Bayview gerast sind, immer mit dem Finger an der Lachgaseinspritzung.

Lange ist es her, bereits über 15 Jahre, seitdem der Titel erschien und auch heute noch in unserer persönlichen Hall of Fame auftaucht, und das zurecht. Leider konnte kaum einer der Nachfolger an die Erfolge von damals anknüpfen, verschiedene Ansätze und Wege wurden probiert, die eigene Identität geradezu in Frage gestellt, aber das Original blieb unerreicht. Genau daher versucht EA mit dem hauseigenen Studio „Ghost Games“ eine Art „Back tot he Roots“- heißt: Mehr Arcade, mehr Tuning und mehr dreckige Verfolgungsjagden mit den Hütern des Gesetzes. Aber ist das neue Modell besser als der Oldtimer?

Willkommen in Palm City

Wie für jeden Need for Speed-Titel bekannt, bekommen wir auch in „Need for Speed: Heat“ wieder eine mehr oder weniger neue Story geboten. Wir finden uns als Neuling in der Stadt „Palm City“ wieder, eine Stadt, wie man sie genau so auch irgendwo in Florida finden könnte. Die Stadt biete alles, was eine echte Metropole haben muss: Häuserschluchten mit gläsernen Hochhäusern, sandige Strandabschnitte mit Palmen, Wälder und vieles weitere, was unseren Boliden alles abverlangen wird. Diese Stadt lebt vor allem von Straßenrennen, welche auf legaler Basis im Rahmen des großen „Speedhunters Showdown“ stattfinden, einem jährlichen Wettkampf der besten Racer. Hier bestreiten wir tagsüber verschiedene Rennen, gewinnen Preisgelder und reinvestieren in unseren Wagen. Problem nur: wir sind so unbekannt, dass uns der Zugang zu den richtig guten Wagen und Tuningteilen leider verwehrt bleibt.

Glücklicherweise stehen uns Ana und Lucas Rivera zur Seite. Die beiden sind in Palm City heimisch und kenne sich bestens aus, wer das sagen hat und wie man sich einen Namen macht. Sie führen uns auch in die illegale Szene von Palm City ein, die sich nachts auf den Straßen abspielt. Hier jagen wir ohne Absperrungen durch den Verkehr, verursachen einiges an Sachschaden und treffen auch leider mal den ein oder anderen unbeteiligten Verkehrsteilnehmer in Mitleidenschaft ziehen. Auf der einen Seite verdienen wir uns so anstatt Geld den Respekt der anderen Fahrer, welcher uns Zugang zu neuen Objekten freischaltet, allerdings haben die Cops etwas gegen unsere Aktionen und machen nachts regelrecht Jagd auf uns. Und dabei schrecken sie vor fast nichts zurück. Kein Wunder also, dass wir uns gegen die Obrigkeiten auflehnen und die korrupten Cops vertreiben.

Darüber hinaus ist es relativ schwer, allein auf der Straße zu überleben, aber auch unfassbar langweilig. Deswegen werden wir im Rahmen der Story bereits einer Crew automatisch hinzugefügt, in der jeder durch seine Aktionen Punkte für die Gemeinschaft sammelt. Je nachdem, wie viele Punkte die Crew hat, umso bessere Belohnungen und Extras erhält man, wie etwa mehr Geld oder Reputation-Punkte aus den Rennen. Darüber hinaus können wir mit bis zu 16 Spielern zusammen auf einem Server spielen, zusammen die Stadt erkunden oder gemeinsam in Rennen antreten. Dabei gilt: alles kann, nichts muss. Wer also lieber auf Solo-Action steht, der wird hier in keiner Weise eingeschränkt und kann frei entscheiden. Wir persönlich bevorzugen allerdings die Online-Variante, gerade nachts. So haben wir es zum Beispiel schon erlebt, wie andere Racer, die selbst gerade ein Rennen bestritten haben, plötzlich unsere Bahn kreuzen, oder mehrere Verfolgungsjagden ineinander geraten. Das mach wirklich Spaß und sorgt für eine Menge Abwechslung auf dem Asphalt.

Natürlich darf man kein absolutes Story-Highlight erwarten, dafür ist die Reihe auch nicht bekannt. Dafür bekommen wir aber eine gute Kombination aus legalen Tag- und illegalen Nachtrennen geboten, die beide nicht nur ihren eigenen Reiz haben, sondern auch relativ ausgeglichen beachtet werden müssen. Uns gefällt das System aus dem Erlangen von Erfahrungsstufen bei Nacht und dem Gewinn von Geld bei Tag sehr gut. Leider fällt der Wechsel zwischen den Tageszeiten sehr kompliziert und umständlich aus, hier wäre ein einfacherer Weg durchaus wünschenswerter gewesen. Und auch das Einladen von Freunden in seine Crew, sowie generell das Zusammenspielen mit Freunden ist wenig benutzerfreundlich gestaltet und bremst „Need for Speed: Heat“ in ungünstigen Momenten regelrecht aus.

Schöne Stadt, wenig los

Mit Palm City bekommen wir eine schöne, wenn auch für einen Racer sehr gewöhnlich gestaltet Umgebung geboten, welche sich für einen Open-World-Racer durchaus gut anbietet. Es gibt abwechslungsreiche Umgebungen, welche alle ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Sogar die Region aus „Need for Speed: Underground 2“ feiert ein kleines Comeback, so trägt auch ein Stadtteil von Palm City den Namen Bayview. Ansonsten ist die Stadt leider ohne wirklichen Wiedererkennungswert und könnte so auch aus jedem anderen Titel n stammen. Es gibt wenig wirklich markante Details oder Gebäude, durch die sich Palm abhebt. Hin und wieder gibt es kleine Pop-Ins oder Texturfehler, alles jedoch nichts gravierendes. Viel schlimmer ist aber, dass kaum etwas auf den Straßen los ist, sie wirken teilweise wie leer gefegt, ein Street Racer ohne echte Konkurrenz. Immerhin versucht EA die Stadt mit zahlreichen Sammelobjekten interessanter zu gestalten und unseren Entdeckersinn zu wecken, wo uns auch mal ein paar schicke Wagen winken, sofern wir alles einsammeln. Befeuert wird das Ganze mit einem chilligen Soundtrack, der auch diesmal wieder verschiedene Richtungen von Electro, EDM, POP und mehr abdeckt.

Kommen wir damit auch genau zum Wesentlichen des Titels: den Autos! Insgesamt erwarten uns 127 Autos von 33 Herstellern, von BMW und VW über Honda und Nissan bis hin zu Jaguar, Lamborghini und Pagani. Darüber hinaus können wir unsere Wagen sowohl in Sachen Leistung auf verschiedene Arten tunen, wie etwa verschiedene Motoren, Getriebe, Reifen und Co., was alles einen Einfluss auf das Fahrverhalten hat und dieses zwischen den vier Eckpunkten „Straße“, „Offroad“, „Drift“ und „Rennen“ hin und her bewegt. Diese Veränderungen sind auch durchaus spürbar, denn die Wagen bewegen sich entweder wie auf Schienen oder wie Seife um die Kurven. Wer sich ein bisschen mit Tuning auskennt, kommt ihr in gewissem Maße auf seine Kosten, auch wenn die Tiefe dabei noch einiges missen lässt. Darüber hinaus können wir die verschiedensten Komponenten der Optik überarbeiten, sowohl am Chassis, als auch der Lackierung. Hinzu kommen Unterbodenbeleuchtung, Reifenqualm und Nitrogas in verschiedenen Farben. Zwar werden uns nicht im Ansatz so viele Möglichkeiten wie damals geboten, aber das Gefühl von früher kommt allmählich zurück, wenngleich man noch viele Kilometer dazu vor uns liegen.

Sowohl in Sachen Grafik, als auch Atmosphäre, hat „Need for Speed Heat“ durchaus einiges zu bieten, auch wenn man eindeutig zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht. Bayview sieht durchaus angenehm aus, es fehlt der Stadt aber leider an dem gewissen Etwas, wie einer lebendigen Atmosphäre. Es gibt leider zu wenig Highlights, zu wenig Details, aber vor allem einfach zu wenig Leben, durch welche die Stadt das Gefühl der pulsierenden Lichter und PS zum Spieler transportiert. Auch die Schadensmodelle lassen aus den wohl bekannten Gründen ein wenig zu wünschen übrig – krachen wir etwa voll vor eine Wand haben wir nur ein paar Kratz und Blechschäden. Nichtsdestotrotz bietet der Titel eine Vielfalt an Möglichkeiten in Sachen Tuning, sowie durch vier verschiedene Rennarten (Rundkurs, Dirft, Sprint und Offroad) verschiedene Situationen, auf die man sich durch das Tuning entsprechend einstellen muss. Und gerade die verschiedenen Anpassungen und ihre Auswirkungen machen in „Need for Speed: Heat“ viel Freude.

Need For Speed Heat
TEST: Need for Speed Heat – Back to the Roots?
„Need for Speed Heat lässt uns mit einem ziemlich durchwachsenden Gefühl zurück. Auf der einen Seite haben wir endlich wieder einen äußerst arcade-lastigen Racer, der mehr durch Action als durch Realität glänzt. Es gibt waghalsige Rennen, heiße Drifts und wilde Verfolgungen mit der Polizei. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Tuning, sowohl optisch als auch in Sachen Handling und Leistung. Und gerade letztere fühlen sich sehr präzise und gut an. Leider lässt der Titel einiges in Sachen Atmosphäre liegen, was vor allem an der leblosen Stadt liegt. Grafisch kann man dem Titel an sich keinen großen Vorwurf machen, die Texturen sehen bis auf kleinere Fehler abgesehen wirklich gut aus, gerade was die Fahrzeugmodelle angeht. Deshalb ist es geradezu schade, dass es nur die 3rd-Person Ansicht gibt, während man auf eine Lenkrad- oder Frontstangenkamera komplett verzichtet, warum auch immer. Obendrauf wirkt auch die Menüführung sehr umständlich, wodurch man nicht nur viele unnötige Umwege in Kauf nehmen muss, sondern manche Wege auch nicht immer nachvollziehen kann. Darüber hinaus hatte der Titel in unserem Test gerade im gemeinsamen Spielen mit Freunden einige Probleme, angefangen bei dem Einladen in die private Lobby, das Starten von gemeinsamen Rennen oder das Hinzufügen zur Crew. Vielleicht sorgt EA mit einem Patch ja noch für ein wenig mehr Benutzerfreundlichkeit. Wer aber damit klar kommt, der bekommt einen durchaus soliden Racer geboten, dem es hier und da ein wenig an der alten Finesse fehlt und auch einiges an Potential unverbrannt durch den Auspuff jagt. Klingt zuweilen vielleicht nicht überragend, dennoch ist Need for Speed: Heat ein Racer, mit dem man seinen Spaß haben kann, vor allem dann, wenn man auf schnelle Rennen, waghalsige Drifts und Racer-/ Cop Action steht."
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