Ubisoft hat in der Vergangenheit einige Open-World Rennspiele auf den Markt gebracht, die mit ihren eigenen Stärken begeistern konnten. Zum einen gibt es die beiden Teile der Rennspiel-Simulation The Crew, in welcher wir auf einer riesigen Karte mit verschiedenen Fahrzeugen zu Land, zu Wasser oder im Himmel umherheizen. Zum Anderen gab es Steep, ein Wintersport-Titel, in dem wir mit Ski oder Snowboard über den Hang flitzen und mit Tricks etc. begeistern.
Nun versucht es Ubisoft mit einem weiteren Titel in derselben Richtung. Mit Riders Republic erweitert man das Repertoire von Steep um einige neue Sportarten, um damit auch eine andere Spielergruppe zu erreichen. Aber gelingt das, oder verliert sich das Spiel in seiner eigenen Größe?
Ab ins Getümmel, immer was los
In Riders Republic schwingen wir uns neben den aus Steep bekannten Sportarten Ski und Snowboard, mit denen wir entweder Rennen oder Trickwettbewerbe bestreiten, oder mit einem Wingsuit durch die Lüfte und Schluchten rasen, geht es auch auf ein Rennrad oder Mountainbike, um über Stock, Stein und Straße zu heizen. Jede der einzelnen fünf im Spiel präsentierten Disziplinen steht stellvertretend für eine eigenen Karriere, in der wir mit unseren Leistungen im Wettkampf Erfahrungspunkte sammeln, mit denen wir wiederum neue Rennen, große, gesponserte Wettbewerbe, oder neue Räder, Skier etc. freischalten, mit denen wir noch bessere Leistungen abrufen können.
Daneben gibt es eine Vielzahl an Sammelobjekten, kleinere, wirklich anspruchsvolle Herausforderungen und einige Aussichtspunkte, die quer über die gesamte Karte verteilt sind. All das kennen wir bisher so ähnlich aus Steep, ohne dass es wesentliche Änderungen im Gesamtkonzept gibt. Dabei wollte man kein Steep 2 sein. Neu sind dafür der sogenannte Massenrennen, bei dem zwischen 50-70 Teilnehmer gleichzeitig an den Start gehen und in drei Durchläufen versuchen müssen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ebenfalls neu ist die Trick-Academy, in der wir die verschiedenen Tricks üben und beherrschen können, um sie dann im Wettkampf einzusetzen und die meisten Punkte zu erzielen. Die große Anzahl an Wettkämpfen ist wirklich beeindruckend, aber auch ein wenig erschlagend. Mit über 110 Wettkämpfen bis zum großen Abschlussturnier driftet man schnell vom Genießen der Rennen hin zum Abarbeiten der Pflichtaufgaben ab. Das ist wirklich schade, denn darunter leidet die Motivation und die Langzeitwirkung nur all zu schnell. Nichts aus aus Far Cry 6 gelernt, das unter einer ähnlichen Beschäftigungstherapie leidet.
Im Fokus steht im gesamten Spiel die titelgebende Riders Republic, also der Zusammenschluss aller einzelnen Spieler, was dazu führt, dass wir so gut wie nie alleine unterwegs sind. Egal, ob wir im offenen Spiel mit anderen Spielern über die Weltkarte flitzen, oder ob wir im Rennen gegen Online-Gegner oder offline gegen deren Geisteraufzeichnungen antreten, es ist immer etwas los. Gerade dadurch, dass wir nur mit mehr oder weniger realen Kontrahenten zu kämpfen haben, die auch mal stürzen oder sich verfahren, wirkt das Spiel sehr lebendig und ansprechend, da wir nie mit einer KI konfrontiert werden. Schlimmer ist hier die Gummiband-Mechanik, durch die wir nur beschwerlich Vorsprung aufbauen, dafür in Windeseile wieder herankommen können. Das ist wirklich nervig und sollte längst eine Relikt der Vergangenheit sein.
Insgesamt macht Riders Republic dennoch einen sehr gelungenen Eindruck in Sachen Gameplay und Spielkonzept. Es gibt eine Vielzahl an Wettkämpfen in den fünf verschiedenen Disziplinen, die alle mit ihren eigenen Vorteilen glänzen können. Leider driftet das gesamte Spielgeschehen schnell in ein lustloses abarbeiten der Events ab, was schnell sehr ermüdend sein kann.
Quer durch den Nationalpark
Grafisch macht Riders Republic dafür wieder einiges her. Wir bekommen grandiose Landschaften verschiedenster Vegetationen geboten, von verschneiten Hängen über steile Gebirge bis hin zu gerade, gepflasterten Straßen. Jede einzelne der Umgebungen besticht mit ihrem eigenen Charme und weiß genau, wie es seine einzelnen Vorteile gekonnt in Szene zu setzen hat. Es ist kein Wunder, dass Ubisoft seine sammelbaren Aussichtspunkte so zahlreich verteilt hat, denn es gibt viele wundervolle Punkte, die man einfach auf der Karte gesehen haben muss. Ubisoft hat hier unfassbar viel Liebe ins Detail gesteckt, um die Landschaften lebhaft und schön zu gestalten. Auch die vielen anderen Spieler, die sich auf ihre eigene Art durch die Gegend bewegen, sorgen für dieses lebendige Gefühl.
Wer es etwas rasanter mag, für den bieten sich verschiedene Möglichkeiten, das Spiel nach seinen eigenen Vorstellungen entweder etwas lockerer oder wesentlich anspruchsvoller zu gestalten. Auf der einen Seite haben wir dazu die verschiedenen Kameraeinstellungen, mit denen wir hantieren können. Entweder sind wir in der gewohnten 3rd-Person-Ansicht, oder wir wechseln in die 1st-Person, in der wir nahezu am Asphalt oder am Schnee kleben und ihn daher förmlich spüren können. Die Kamera ist dabei gezeichnet von einer ansprechenden Unschärfe, einigen Erschütterungen und anderen Effekten, die dafür sorgen, dass die Rennen rasanter erscheinen. Darüber hinaus gibt es einige Gameplay-Einstellungen, mit denen wir unsere Schwierigkeit entsprechend gestalten können. So gibt es etwa bei den Tricks die Möglichkeiten, entweder mit Hilfen zu tricksen, Drehungen und Landungen selbst zu landen oder den Mittelweg mit der sogenannten „Steep-Steuerung“ zu bewältigen. Die Modi machen es einfach, für jeden Spieler die passenden Einstellungen zu finden, um die Wettkämpfe erfolgreich zu gestalten.
Die Grenzen der Freiheit
Schade ist, dass sich Riders Republic in so vielen Punkten selbst im Weg steht und einschränkt. So ist es wirklich unglücklich, dass wir zum Beispiel auch in Trickwettkämpfen Kontrollpunkte durchfahren und nur eine bestimmte Menge an Tricks durchführen dürfen. Ebenso bekommen wir es hin und wieder mit Kontrollpunkten zu tun, die so schlecht platziert sind, dass man sie fast unmöglich beim ersten Mal erfolgreich passieren kann. Zum Glück kann man jederzeit zurückspulen, um sein Malheur ungeschehen zu machen, die Zeit für die anderen Mitspieler hingegen läuft weiter, was einen mitunter sehr weit zurückwerfen kann. Außerdem werden wir mit einer gelben Mauer am Rand der Spielkarte konfrontiert, die uns deutlich macht, dass die Open-World eben doch nicht so grenzenlos ist.
Was den Realismus betrifft, hat Ubisoft in Sachen Handling etwas nachgearbeitet. Besonders die Bikes sind nun griffiger und besser unter Kontrolle zu bekommen. Von Realismus möchte man dennoch nicht sprechen, was sich alleine anhand zusammengewürfelter Rennen zeigt, die man im wahren Leben so wohl kaum überleben würde. Aber es geht ja auch hauptsächlich im Spaß, und den kann man mit Riders Republic durchaus haben. Zudem kündigte man schon diverse Verbesserungen an, die insbesondere auch die Massenrennen, dem heimlichen Star von Riders Republic, betreffen.
Alles in allem machen Grafik und Atmosphäre aber einen sehr gelungenen Eindruck und sind auch der heimliche Star des Spiels, der sich besonders hervorheben konnte. Untermalt wird das ganze von einem stimmungsvollen Soundtrack mit passenden Sounds und Titeln, die sich der jeweiligen Situation anpassen. Schade sind die unschön inszenierten Grenzen der Open-World, sowie die strikten Regeln in den Trickwettkämpfen und der schnelle Verlust des Interesses, welcher mit der Vielzahl der Wettkämpfe, sowie dem damit verbundenen, stumpfen Abarbeiten zusammenhängt.