TEST: Sniper Elite 4 – Jeder Schuss ein Treffer

Patrick Held Add a Comment
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Afrika war gestern, heute ist es Italien! Nachdem uns Rebellion in „Sniper Elite 3“ als Elite-Scharfschütze Karl Fairburne durch die afrikanische Wildnis des zweiten Weltkrieges geschicht hat, um den Krieg zu Gunsten der USA zu beeinflussen, verschlägt es uns nach erfolgreicher Mission direkt weiter nach Europa. „Sniper Elite 4“ setzt thematisch und technisch direkt am Vorgänger an und hat dabei ein paar Ergänzungen in der Waffenkiste. Bereits unsere Vorschau zeigte, dass man sich in vielerlei Hinsicht nochmals übertreffen wollte. Ob das Endprodukt ebenso ins Schwarze trifft, das klären wir folgend.

Willkommen in Italien, den Finger am Abzug, gemeinsam seid ihr stark

Es ist 1943. Unsere Mission: Eine neue Geheimwaffe des faschistischen deutschen Reiches ausfindig machen und vernichten, und dabei unterwegs für Chaos sorgen sowie den ein oder anderen wichtigen Offizier ausschalten, wie etwa Offizier Tobias Schmidt. Was dabei aber als realtiv normale und harmlose, fast schon vorhersehbare Aufgabe beginnt, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer immer größer werdenden Story, die mit einigen Überraschungen und Verschwörungen glänzen kann. Hier wollen wir aber nicht zu viel verraten.

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Der Ablauf der Story ist in verschiedene Missionen unterteilt. Zu Beginn jeder Mission landen wir in unserem Gebiet, in dem wir uns frei bewegen können. Uns ist es dabei auch selbst überlassen, in welcher Reihenfolge wir die jeweiligen Ziele angehen, die uns beim Einstieg zu Verfügung stehen, sowie, wie wir diese Ziele erledigen wollen. Schleichen wir uns an und erledigen das Ziel aus der Nähe, oder suchen wir lieber einen sicheren, weit entfernten Posten, von dem aus wir ohne Probleme das ganze Gebiet überblicken können? Hilfreich ist es hierbei vor allem, erst das Gebiet mit dem Feldstecher auszukundschaften, Feinde und explosive Objekte zu markieren und unsere nächsten Schritte zu planen. „Sniper Elite 4“ kommt dem Spieler hier sehr entgegen und bietet für jeden den passenden Weg. Zur Verfügung stehen dabei neben zahlreichen Pistolen, MP’s und Scharfschützengewehren auch direkt viele Hilfmittel, wie etwa Stielgranaten, Stolperfallen, Steine oder Pfeifen. Wir können damit Hinterhalte einrichten, um Feinde durch einen Pfiff zu uns zu locken, oder auf patroulierende Einheiten warten, damit sie eine bombastische Überraschung erleben dürfen. Die einzelnen Untensilien lassen sich entweder zu Beginn der Mission auswählen, oder sind über die ganze Karte verteilt zu finden. Ein Wechsel der Ausrüstung ist daher in der Regel kein großes Problem.

Haben wir dann unsere bevorzugte Position bezogen und unser Ziel ausfindig gemacht, geht es ans Feintuning: Nutzen wir normale Kugeln und passen einen etwa durch Flugzeuge oder Maschinenlärm übertönten Moment ab oder benutzen wir eher die lautlose, dafür aber seltenere und unpräzisere Unterschallmunition? Und auf welche Weite müssen wir uns Fernrohr einstellen und reicht unser Sauerstoff aus, um die Luft lange genug anzuhalten und noch präziser zu Zielen? Haben wir das alles bedacht, kommt es endlich zum Schuss, der hervorragend in Szene gesetzt wird: In Zeitlupe schießt die Patrone aus dem Lauf, schwirrt in Hochgeschwindigkeit durch die Luft, um sich dann mit bester Röntgentechnik absolut überspitzt durch die Knochen und Organe des Zieles zu bohren. Mortal Kombat lässt grüßen! Besitzern des Vorgängers dürften diese spektakulären Animationen bereits bekannt vorkommen. Neu ist, dass es eben diese nun auch bei Explosionen und Messerattacken gibt. Hier lässt sich schön ansehen, wie die Splitter den Körper zerpflügen oder sich das Messer durch die Eingeweide bohrt. Diese Animationen sind wirklich fantastisch anzusehen und lassen Herzen höher schlagen. Wem die Killcam allerdings zu brutal ist, der hat die Möglichkeit, die Animationen einfach auszuschalten, verpasst dafür dann aber auch einiges.

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Wurden wir doch einmal entdeckt, etwa weil unser Schuss gehört wurde, eine Leiche herumlag oder wir zu offensichtlich umherglaufen sind, kundschaften die Feinde die Umgebung aus und machen Jagd auf uns. Um schnell wieder unterzutauchen muss man die Position wechseln, sich in Büschen verstecken oder von einem Geländer hängen, bis sich die Lage beruhigt hat. Wie auch im Vorgänger wird die Position, an der die Einheiten uns Erwarten, auch auf der Karte abgebildet, es reicht allerdings nicht, eine gewissen Anzahl von Metern von diesem Ort zu laufen. In dieser Hinsicht wurde das Spiel etwas realistischer und anspruchsvoller, als es das noch in Teil drei war. In einem solchen Einsatz bleibt die ein oder andere Wunde nicht aus. Diese lassen sich wie bisher auch mit Verbänden und Medizin-Packs verartzen. Neu ist, dass diese Utensilien auch dazu verwendet werden können, die eigene Erschöpfung schnell wieder zu senken, um die Luft wieder anzuhalten. Das bietet einen taktischen Vorteil im Kampf.

Wer etwas Abwechslung von der umfangreichen Kampagne braucht, für den bietet sich vor allem der Multiplayer an. In diesem tretet man im Team oder einzeln gegen andere Scharfschützen an um zu sehen, wer wirklich zu Elite gehört. Der Spieler entscheidet dabei neben seinem Loadout auch aus einer Liste über seinen Wunschcharakter, mit der er das Gefecht gegen 11 andere Spieler antritt. Wem das zu viele sind, der kann die Kampagene auch im Koop-Modus bewältigen oder mit 2-4 anderen Spielern spezielle Missionen bewältigen. Darüber hinaus können auf dem Schiesstand alle Waffen und Aufsätze auf Herz und Nieren geprüft werden, um seine persönliche, perfekte Konstellation zu finden.

„Sniper Elite 4“ bietet aus Gameplay-Sicht alles das, was den Erfolg des Vorgängers ausgemacht hat: Ein gesunder Mix aus Schleichen, Taktieren und Ausschalten sorgt dafür, dass der Titel einfach unfassbar viel Spaß macht. Die großen, weitläufigen Maps und der hohe Freiheitsgrad laden dazu ein, immer wieder neue Wege und Herangehensweisen auszuprobieren, um das Beste aus seinem Durchgang raus zu holen. Die Punkte und Medallien, die man für seine Aktionen erhält, sowie die freischaltbaren Verbesserungen, Fertigkeiten und Waffen und das Levelsystem sind dabei ein zusätzlicher Anreiz, sich mehr als nur einmal in den Kampf zu begeben. Auch der Multiplayer ist sehr ansprechend gelungen und bereitet viel Freude. Leider fehlen die bekannten Nester und hier und da machen Aktionen von Feinden keinen Sinn, was einem die Planung zum Teil sehr erschwert. Problematisch wird es aber vor allem dadurch, dass man nicht an jeder Wand Deckung suchen kann oder sich nicht in Türmen hinlegen kann, obwohl genug Platz wäre. Hier wäre etwas mehr Liebe fürs Detail gut gewesen.

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Malerisches Italien, Briefe in die Heimat, unsichtbare Mauern

Egal wo man sich im Spiel aufhält, überall lässt sich spüren, dass man in Italien ist. Seien es die malerischen Küstendörfer der erfundenen Insel San Celini, die felsigen Küsten, die kleinen Klöster oder die großen Monumente – sie strahlen einen deutlichen Charakter aus, der vor allem durch einige kleine Details zum Tragen kommt. Hier und da liegen Ausrüstungen herum, Lagerfeuer brennen und die Stützpunkte bieten das ein oder andere Sammelobjekt, das uns noch tiefer in die Geschichte eintauchen lässt. Manchmal bieten diese Objekte sogar Codes oder Hinweise auf Belohnungen oder Nebenmissionen. Es lohnt sich also durchaus, die ganze Karte zu durchforsten. Es gibt auf der ganzen Map immer wieder verschiedene Wege, die einem beim ersten Mal nicht direkt auffallen, versteckte Lücken oder Vorsprünge, die sich gut nutzen lassen und Stellen, die man hervorragend für einen Hinterhalt ausnutzen kann. „Sniper Elite 4“ profitiert hierbei vor allem von dem um einen vielfachen größeren Aufbau der Missionskarten und den damit verbundenen Möglichkeiten.

Darüber hinaus kann durch den Feldstecher jeder Soldat analysiert werden, von Name und Bewaffnung bis hin zu Lebenslauf und Stimmung. Dabei ist jedoch fraglich, ob man nicht lieber einen namenlosen NPC ausschaltet als einen Karl Heinz, der seiner Familie täglich schreibt. Manchmal sind die Details aber auch mehr schein als sein. So macht es für NPC’s keinen Unterschied, ob wir uns im Wasser, auf Sand oder auf Stein an sie anschleichen. Und auch wenn wir gegen Objekte wie Vasen laufen bleiben diese wie betoniert stehen, anstatt zu klirren. Titel wie Hitman machen vor, wie man auch solche Objekte nutzen könnte.

Nichts desto trotz bietet jede Karte ihren eigenen Charakter, der besonders in der 1080p Auflösung sehr schön zur Geltung kommt. Vereinzelt soll es zu Kantenflimmern und Clipping-Fehlern kommen, diese sind uns aber nicht direkt ins Auge gestochen. Abzüge gibt es dafür allerdings bei der Kameraführung, diese steht gerade bei Pistole und MP dem Spieler sehr im Weg, da es auch keine Möglichkeit gibt, die Schulter zu wechseln, obwohl das hin und wieder zu wünschen wäre. Schön anzusehen sind dafür aber auch die einzelnen Charaktere, denn die Figurenmodelle wurden sehr realistisch und ansehnlich umgesetzt, weshalb es hierdran absolut keine Kritik gibt. So müssen Figuren einfach aussehen!

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Soundtechnisch ist „Sniper Elite 4“ durchaus solide. Wie es sich für ein Sniper-Spiel gehört ist der Titel während dem leisen Anpirschen sehr ruhig, keine Musik oder ähnliches ist vorhanden, nur der Sound der Umgebung, wie das Rascheln der Blätter oder die Schritte von Feinden sind zu hören. Wurden wir aber entdeckt, ändert sich das rasch, die Stimmung wird hektisch und die Musik unterstreicht das ganze nochmal so lange, bis wir wieder in Sicherheit sind. Auch Karl Fairburne hält sich mit Äußerungen eher zurück, nur, wenn er etwas einsammelt oder ein Ziel ausschaltet gibt er einen Kommentar ab. So fällt es allerdings auch etwas schwerer, eine wirkliche Verbindung zu diesem aufzubauen. Dafür wirkt er leider zu kalt und abgebrüht und man erfährt zu wenig über ihn selbst. Dadurch bleibt er eher ein unbekannter Held.

Alles in allem sorgen diese Faktoren für eine spannende Atmosphäre, in der man hoch konzentriert agiert und Jagd auf seine Feinde macht, sie hin und her scheucht und sich schon immer wieder auf den nächsten Abschuss und die damit verbundene Kill-Cam freuen darf. Leider wird diese klasse Atmosphäre durch das ein oder andere Missgeschickt wieder getrübt. So kann Fairburne etwa nicht schwimmen oder auf Felsen klettern, geschweige denn auf erreichbare Hausdächer, die man perfekt hätte nutzen können. Hier fragt man nur nach dem warum, bleibt allerdings mit völligem Unverständnis zurück. Andere Titel setzen das besser um.


Entwickler: Rebellion // Publisher: Rebellion // Release: 14. Februar 2017 // Offizielle Homepage: www.sniperelite4.com


 

Sniper Elite 1
TEST: Sniper Elite 4 – Jeder Schuss ein Treffer
„Rebellion will mit „Sniper Elite 4“ nicht nur thematisch an den Vorgänger anknüpfen. Mit einer ansprechenden Story, einem gelungenen Gameplay und einer tollen Atmosphäre möchte man ähnliche Erfolge einfahren. Der Titel besinnt sich dabei auf die positiv gelobten Aspekte des Vorgängers, setzt diese auch diesmal wieder gut um und erweitert sie durch das ein oder andere Extra, wie verschiedene Munition, Pfiffe oder zusätzliche Killcam-Animationen, weshalb sich alte Hasen direkt wohl fühlen werden. Das Spiel profitiert auch von seinen weitläufigeren Maps, den zahlreichen Möglichkeiten, sowie dem interessanten Koop- und Multiplayer-Modus, die einiges an Abwechslung zu bieten haben. Aber auch der Mix aus spannendem Schleichen, wildem Schießen und gekonntem Taktieren machen „Sniper Elite 4“ zu einem guten Spiel. Leider sorgen die hinderliche Kamera, die Distanz zu Fairburne sowie seine Unflexibilität was Schwimmen, Hinlegen und Klettern angeht, dafür, dass es immer wieder mal sehr nervigen Momenten kommt, die man mit etwas mehr hingabe locker hätte vermeiden können. Dennoch ist „Sniper Elite 4“ genau das tolle Spiel, das man erwartet hat.“
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