Bereits 2020 erschien der Indie-Titel „South of the Circle“ für den PC und verzauberte dort Spieler aus aller Welt. Nun, knapp 2 Jahre später, wird das Abenteuerspiel auch auf den Konsolen spielbar sein. Was das Spiel zu bieten hat und ob sich der Kauf tatsächlich lohnt, erfahrt ihr hier in unserem Test.
Viel Schnee und viele Emotionen
Peter ist ein Cambridge-Akademiker und Klimaforscher. Eines Tages, mitten im kalten Krieg, wird er im Rahmen seiner Forschung in die Antarktis geschickt. Zu seinem Pech stürzt sein Flugzeug ab und so beginnt für ihn (und seinen Piloten) ein Kampf ums Überleben. Auf seiner Reise begegnet er dann nicht nur eisiger Kälte und körperlicher Erschöpfung, er muss sich auch seinen Gedanken stellen, die nicht selten in der Vergangenheit herumschwirren und sowohl Geist als auch Emotionen auf den Kopf stellen.
Dass Politik in ein Spiel hineingearbeitet wird ist lange nichts Besonderes mehr. Auch der kalte Krieg ist retrospektiv nicht verschont geblieben und so ist es sicherlich keine Neuerung, dass South of the Circle aus der Sicht eines Engländers im kalten Krieg erzählt. Trotzdem wirkt das Spiel mehr als frisch, sowohl von der äußerlichen Aufmachung her als auch inhaltlich. Bleiben wir aber mal beim Inhalt, denn der hat es in sich, ohne einem die Schwere der Handlung jemals wirklich spüren zu lassen. South of the Circle handelt von Erfolgsdruck, Krieg, Geschlechterrollen, Liebeskummer und Politik – trotzdem verliert das Spiel nie seine Leichtfüßigkeit. Dieser Indie-Titel möchte nicht belehren oder einen Bildungsauftrag erfüllen, es geht darum Gedanken anzuregen und Emotionen zu schaffen und dieser Plan geht vollends auf.
Ein Bilderbuch zum Erleben
Eines sollte man sich bewusst machen, bevor man an das Spiel herantritt: Viel Gameplay kann man hier nicht erwarten. Das hat nichts damit zu tun, dass das geringe Budget an dieser Stelle ein Strich durch die Rechnung gemacht hat, viel mehr geht es in South of the Circle gar nicht um Gameplay. Es geht um die Geschichte – eine Geschichte, die von fantastischer und atmosphärischer Musik begleitet und dem Spieler in einer handgezeichneten und malerischen Art und Weise präsentiert wird. Natürlich hat man als Spieler selbst auch einige Handlungsmöglichkeiten, diese sind im Endeffekt dann aber doch relativ eingeschränkt. Wohin man geht, was man macht oder wie man auf gewisse Situationen reagiert ist nicht wirklich frei wählbar – und das ist auch gut so, denn die Geschichte trägt das Spiel ohne Probleme.
Auch in Sachen Synchronisation und Untertitel hat man keine Federn gelassen. Die Übersetzung ins Deutsche ins makellos und die Sprecher der Charaktere sind durch die Bank weg mit namenhaften Schauspielern besetzt, einige davon bekannt aus Serien wie „Game of Thrones“ oder „Downton Abbey“.
Die Schattenseiten
Die aufmerksamen Leser sollten bereits bemerkt haben, dass mir das Spiel ziemlich gut gefallen hat. Trotzdem gibt es natürlich auch die ein oder anderen Punkte, die dem ganzen einige wenige Minuspunkte hinzufügen. Ich fange an dieser Stelle einmal mit zwei Punkten an, die man immer wieder bei Indie-Spielen hört und auch wenn das für mich keine negative Auffälligkeit ist, kann man sicher sein, dass einige Spieler auch hier wieder eben diese Punkte bemängeln werden. Ja, die Spiellänge ist kurz und auch der ganze Stil ist sehr minimalistisch. Ich weiß nicht genau, was man von einem Indie-Spiel auch anderes erwarten möchte, denn auch bei South of the Circle steckt wieder ein sehr überschaubares Team mit begrenzten Ressourcen hinter dem Titel und so sollte man meinen, dass sich die Spieler langsam aber sicher auf eben solche Umstände einstellen, wenn sie sich an einen Indie-Titel wagen.
Ein Punkt mit Daseinsberechtigung, ist der, dass das Spiel durchaus auch seine langatmigen Momente hat und das trotz der Kürze. Das liegt ganz einfach daran, dass man hier fast vollständig auf Dramatik verzichtet und lediglich eine Geschichte erzählen möchte, die möglichst authentisch und nachvollziehbar ist. Hier werden sich die Geister scheiden, für mich hat es funktioniert, ich verstehe aber auch die gegensätzliche Meinung. Als letzter kurzer Minuspunkt möchte ich noch das Ende anführen. Selbstverständlich werde ich hier nicht spoilern und so schließe ich meine Meinung einfach mit der Aussage ab, dass man es sich hier zu leicht gemacht hat und das hinten raus inhaltlich zu uninspiriert daherkam.