Das Weltraum-/Sci-Fi-Genre scheint wie gemacht für VR-Erfahrungen, egal ob „EVE: Valkyrie“, „Rift“ oder „Robinson: The Journey“, die außergewöhnlichen und unerreichbaren Gebiete lassen uns die virtuelle Realität auf eine sehr intensive Art und Weise erleben. Doch im Vergleich zu den großen Namen wie Ubisoft, CCP oder Sony selbst sticht das kleine Bonner Studio „Vibrant Core“ hervor, das mit seinem auf Episoden ausgelegten Spiel „Space Rift“ versucht zu überzeugen.
Luft ist alles, My Schiff my Castle, die Suche nach Rohstoffen
Wir schlüpfen in die Rolle von Casey Black. Er lebt in ferner Zukunft in einer Zeit, in der die Atmosphäre der Erde völlig kollabiert, die Oberfläche komplett ausgetrocknet und Luft das wertvollste ist, was ein Mensch haben kann. Daher erhalten Arbeiter auch kein Geld, sondern Sauerstoff zum Überleben. Die Reichen leben dabei mit Sauerstoff im Überfluss auf einer Station im Weltraum, während die arme Bevölkerung auf der Marsoberfläche nicht in Ruhe durchatmen können.
Leider sind wir ohne Job kurz vorm ersticken und nehmen daher jede Aufgabe an, die es gibt. Daher landen wir sofort mit einem eigensinnigen Bordcomputer in unserem neuen Schiff und arbeiten als Minenarbeiter. Allerdings nur so lange, bis wir ein zerstörtes Schiff finden, von Rebellen kontaktiert und eher unfreiwillig als freiwillig in eine Schlacht gezogen werden, die der Menschheit eine neue Chance liefern könnte. Denn zusammen mit zwei anderen Rebellen (Chefin und Technikerin) arbeiten wir auf einem riesen Schiff an einem Experiment, das jeden mit genug Luft versorgen könnte.
Auf unserem Weg kämpfen wir gegen mehrere kleine Schiffe, untersuchen Meteoriten und sammeln Rohstoffe, für die wir mit Geld versorgt werden. Mit diesem können wir unser Schiff weiter verbessern, um nicht direkt im Kampf kaputt zu gehen oder mehr Rohstoffe sammeln zu können. Das Schiff ist dabei sehr übersichtlich gehalten, es gibt Informationsterminal, eine etwas komplizierte Karte, mehrere Schalter und Displays, mit denen wir interagieren können. Darüber hinaus passen sich die Displays den Gegebenheiten an, etwa ob wir einen Meteoriten oder eine Station erforschen. Das fühlt sich gut und vor allem auch sehr logisch an. Während wir in unserem lebhaften Schiff durch den Weltraum streifen, ist der Raum dafür umso leerer. Ein guter Gegensatz. Leider gibt es keine wirklichen Erlebnisse, wie etwa interessante Planeten, Sonnen oder Sterne zu sehen, und auch die großen Schiffe bieten kein sonderliches Erlebnis. Dafür fehlt es dem Spiel einfach an Abwechslung oder Besonderheit.
Im Grunde wiederholt sich das Spiel immer wieder: Rohstoffe sammeln, Schiffe abschießen, Rohstoffe sammeln, Schiffe abschießen. Am Anfang ist das zwar noch ganz unterhaltsam, irgendwann wird es aber auch langweilig. Es fehlt darüber hinaus auch am eigenen Einsatz beim Schürfen und Bohren, all das läuft zu automatisch, ohne selbst Einfluss nehmen zu können. Ein wenig mehr eigene Interaktion hätte gutgetan. Positiv hervorheben muss man aber das Zielsystem, denn die Geschütze werden mit dem eigenen Blick gesteuert. Das klappt überraschend gut und macht wirklich Spaß. Hier zeigt sich auch die Stärke der VR, wenn Schüsse um einen herumfliegen und Feindschiffe wie wild rings um einen umherschwirren.
„Space Rift“ schafft es, das VR-Erlebnis gut in das Spiel und das Gameplay einfließen zu lassen. Die Steuerung über den direkten Blick und die damit verbundenen Kämpfe sind sehr ansprechend. Darüber hinaus ist die Story zumindest für den kurzen Abschnitt ansprechend, verliert aber auf Dauer an Spannung.
Die Weiten des Weltalls, leere Basis, nervige Dialoge
Insgesamt ist die Grafik von „Space Rift“ ganz ok. Die Weiten des Weltraumes sind akzeptabel, es fehlt aber deutlich an Details, wenn man sich Objekte näher anschaut. Matschige Texturen oder Darstellungsfehler sorgen für unschöne Momente, die gerade auf der Raumbasis deutlich werden. Die Kameraden sehen wirklich nicht gut aus, der Blick durch das Fenster hat absolut nichts zu bieten und auch sonst ist die Basis eher langweilig. Vor allem, weil die ganzen Plätze frei bleiben. Hier hätte man deutlich mehr rausholen können. Vielleicht trumpft ja die zweite Episode damit auf. Abwarten.
Doch viel Schlimmer als die fehlenden Details oder die matschige Optik ist die miserable Synchronisation. Nicht nur, dass für jeden Mini-Dialog eine Figur neu gewählt werden muss, diese sind auch noch völlig uninspiriert, weil die Figuren einen nicht im geringsten Anschauen oder den eigenen Blick verfolgen. Während der Missionen im Schiff werden wir so mit Dialogen zu getextet, dass man sich kaum auf die Mission konzentrieren kann. Besonders, wenn man den Untertitel lesen möchte, muss man manchmal einfach anhalten, um alles mit zu bekommen. Dazu kommt, dass man sich selbst mehr anhört wie über eine schlechte Telefonverbindung, als die Personen, die mit einem über Funk reden; blechern, hohl und einfach schlecht. Das führt darüber hinaus auch dazu, dass man sich selbst wie ein Außenstehender fühlt, als in der Haut von Casey Black. Daher kommt auch keine herausragende Atmosphäre zu Stande, wie sie der Titel eigentlich hätte gebrauchen können. Da hilft auch der minimale Einsatz von Musik nicht mehr viel. Gerade bei den langen, komplett schwarzen Ladebildschirmen geht viel an Spannung und Atmosphäre verloren, da man auch relativ schnell stirbt und dann wieder im Ladebildschirm hängt. Sowas sollte man keine Spieler auf Dauer antun. Zumindest Planetenmodelle á la Skyrim hätte man den Spielern bieten können.
Entwickler: Vibrant Core
Publisher: bitcomposer
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.spacerift-thegame.com