Es gibt sie doch, die lohnenswerten Erfahrungen für PlayStation VR2, die alle paar Monate erscheinen. Dazu gehört ab sofort „STRIDE: Fates“ von Joy Way. Das Adventure mit seinem futuristischen Parkour-Gameplay spricht all jene an, die schon immer „Mirror’s Edge“ in VR erleben wollten.
Was ist STRIDE: Fates? Wer die Welt von „STRIDE: Fates“ betritt, dürfte sich wie in einem neuen Level von „Mirror’s Edge“ fühlen. Die dystopische Stadt Airon, der minimalistische Grafik-Stil, der chillige Soundtrack, nahezu alles hat sich an der bekannten Vorlage von DICE und EA orientiert. Ich würde sogar behaupten, 80 % sind vom Ansatz her so ziemlich identisch. Lediglich die Story weicht von „Mirror’s Edge“ ab und durch die VR-Mechaniken wird alles viel greifbarer und noch cooler.
Aus den Slums zur Eliteheinheit
Der Protagonist in „STRIDE: Fates“ stammt aus den Slums von Airon City, bekommt durch ein goldenes Ticket allerdings die Chance, dort auszubrechen und sich den Elitepolizeikräften von SkyChase anzuschließen. Dort muss er sich nicht nur innerhalb der Truppe beweisen, sondern sich auch mit den verschiedenen Gangs der Stadt auseinandersetzen, deckt nebenbei Unternehmensgeheimnisse auf und kann allerhand nützliche Gadgets einsetzen, um sich durch die Stadt zu bewegen. Das alles aus der immersiven First-Person-Ansicht, die man immer genau so in „Mirror’s Edge“ haben wollte oder sich zumindest vorgestellt hat.
„STRIDE: Fates“ ist nicht nur eine simple Kopie von „Mirror’s Edge“, das würde wohl nicht funktionieren und man könnte genauso gut das Original spielen. Der entscheidende Unterschied ist das VR-Gameplay, das dieses einmalige Gefühl am eigenen Körper erlebbar macht. Joy Way hat sich hier wirklich Gedanken gemacht, wie man das stark Physik-basierte und flüssige Gameplay in VR widerspiegeln kann. Bereits das Tutorial lässt eine wahre Begeisterung aufkommen, wenn man das erste Mal von einem Dach zum anderen springt und unter sich den Abgrund sieht. Noch spektakulärer wird es, wenn man den ersten eigenen Wallrun meistert oder mit einem Enterhaken über größere Schluchten schwingt. Das verlangt im ersten Moment doch einiges an Überwindung ab.
STRIDE: Fates wird am eigenen Körper erlebbar
Insgesamt ist das Gameplay und die Steuerung eine gewisse Umstellung, denn in „STRIDE: Fates“ arbeitet der ganze Körper mit und nicht nur ein paar Buttons, die im richtigen Timing gedrückt werden müssen. Vorwärts laufen und umschauen funktioniert ganz klassisch mittels des linken und rechten Sticks an den Sense Controllern. Um schneller zu rennen, müssen zusätzliche die Arme geschwungen werden, so als würde man physisch tatsächlich schneller laufen. So überwindet man größere Abgründe, kann zu Wallruns ansetzen oder mittels Ducken unter Hindernissen hindurch sliden oder nach einem größeren Jump abrollen. Mit ein wenig Übung kommt man irgendwann in den richtigen Flow und erlebt ein einmaliges und immersives Gameplay-Feeling wie selten woanders. Nicht ganz ausgeschlossen sind einige Motion-Sickness-Effekte, wobei dies von Spieler zu Spieler unterschiedlich ausgeprägt sein kann.
Neben dem Parkour-Gameplay stehen außerdem Shooting-Mechaniken und Nahkämpfe im Fokus. Letzteres beeindruckt insbesondere damit, da Joy Way hier auf eine realistische Umsetzung geachtet hat. Steht etwa ein Gegner direkt vor einem, kann man in einen Zeitlupen-Fokus wechseln, ihn mit einer Hand greifen und festhalten und mit der anderen einen kräftigen Schlag oder Kopfschuss verpassen, was zugegeben unglaublich brutal wirkt. Nicht alles funktioniert auf Anhieb und braucht etwas Übung, bis man die Eigenheiten des Gameplays verinnerlicht hat, ab da steht „STRIDE: Fates“ dem flüssigen und spektakulärem Gameplay von „Mirror’s Edge“ jedoch in nichts nach. Abwechslung bringen zudem einige Rätsel und Hacking-Mechaniken, die teils wie zusätzliche Trainings-Level aufgebaut sind.
Und selbst im oft bei VR bemängelten Punkt, der Grafik, kann „STRIDE: Fates“ fast durchweg überzeugen. Der eher minimalistische Grafik-Stil passt hier nicht nur unglaublich gut und lässt Erinnerungen an die bekannte Vorlage aufkommen, dieser war sicherlich auch hilfreich dabei, dass es kein erneutes Desaster aus Wischiwaschi-Grafik geworden ist, wie es man es leider noch zu oft erlebt, obwohl die PS VR2 bewiesenermaßen deutlich mehr leistet. Gelegentlich vernachlässigt „STRIDE: Fates“ sicherlich auch mal das ein oder andere Detail, etwa bei den Gesichtsanimationen eines Gegenübers, das ist allerdings die absolute Ausnahme. Zusammen mit dem gechillten Soundtrack aus der Feder von Vladislav Nikiforov ist der Titel trotzdem die derzeit beste Alternative zu „Mirror’s Edge“, wenn nicht sogar besser.
„Stride: Fades“ ist für 29,99 EUR im PlayStation Store erhältlich. Diese Version umfasst bereits den ersten DLC, zahlreiche technischen und grafische Verbesserungen und 90fps-Base. Der zweite DLC folgt in naher Zukunft.