The Dark Pictures Switchback VR – Technisches Debakel zum Schreien

Mark Tomson 2 Comments
7 Min Read

Es war eigentlich der Hoffnungsträger zum Launch von PlayStation VR2 – The Dark Pictures Switchback VR – das mit innovativen Ideen lockte und leider in einem technischen Debakel endet, bei dem man nur noch schreien möchte. Ist der Titel noch zu retten? Wir glauben ja, aber dafür muss einiges passieren.

The Dark Pictures Switchback VR ist der geistige Nachfolger von Until Dawn: Rush of Blood, das bis heute als einer der besten PS VR-Titel gilt. Mit einer ähnlichen Idee eines gruseligen Horror-Rollercoasters und den innovativen Features des PS VR2 Headset stand dem Erfolg eigentlich nichts im Wege. Doch schon mit dem Einschalten und der lieblosen Präsentation des Menüs stellt sich die erste Enttäuschung ein. Und das ist noch lange nicht alles.

Über 8 Level, die jeweils an die Schauplätze der ersten Season von The Dark Pictures angelehnt sind, plus ein neues Switchback-Level, kämpft man sich mit dem gewohnten Rail-Shooter-Design durch arcade-lastige Herausforderungen, muss “knifflige” Rätsel lösen, Entscheidungen treffen und bekommt hier und da ein neue Sichtweise auf das The Dark Pictures-Franchise. Das eingepackt in eine eigenständige Story, die ich leider auch nach dem Abschluss des Spiels nicht so recht zuordnen kann. Auf diese kommt es aber auch gar nicht so sehr an, sondern auf den Rollercoaster-Fun im Wohnzimmer – und in der Hinsicht wird man eigentlich nicht enttäuscht, wenn: dazu später mehr!

Von Level zu Level bekommt man hier coole Ideen präsentiert, wie dem ‘Don’t blink’-Feature, bei dem sich unheimliche Figuren jedes Mal dann bewegen, wenn man blinzelt, bis man im schlimmsten Fall abgestochen wird. Gleiches gilt für Figuren, die sich auf einen zu bewegen, wenn man gerade nicht hinguckt, angelehnt an das klassische Kinderspiel. Man wird im Horror-Hotel von H.H. Holmes durch tödliche Fallen gejagt, bei den messerscharfe Walzen auf einen herabstürzen, oder man kämpft in den düsteren und eindrucksvollen Höhlen unter der Wüste gegen Vampire, während man in rasanten Fahrten in die Tiefe fällt und wieder nach oben katapultiert wird. Das alles fühlt sich wie ein interaktiver Trip auf einer ultra-modernen Themenpark-Attraktion an, die man mit PS VR2 jederzeit erleben kann.

So sollte The Dark Pictures Switchback VR mindestens aussehen

Technisch gesehen der pure Horror

Leider hat The Dark Pictures Switchback VR auch eine zweite, sehr enttäuschende Seite. Und über die kann man selbst mit zwei zugedrückten Augen nur schwer hinwegsehen. Dass man den Titel vom eigentlich Launch zurückgezogen hat, kann man sehr gut verstehen. Repräsentativ ist er im aktuellen Zustand nämlich leider nicht.

Die Grafik ist absolut unterirdisch und der Serie geradezu unwürdig mit dem, was Supermassive Games hier abgeliefert hat. Erst recht nachdem man sich mit den 2D-Spielen kontinuierlich steigern konnte, kann man Switchback VR derzeit nur als Totalabsturz bezeichnen. Dass PS VR2-Spiele sehr gut aussehen können, hat zuletzt Horizon Call of the Mountain (unser Review) bewiesen. Man erwartet bei VR2 ja keine gestochen scharfe 4K-Auflösung, das hier wirkt aber wie ein schnell dahin programmiertes Stück Software, dem es überall an Feinschliff fehlt.

Die grafischen Unzulänglichkeiten ziehen sich dabei durchs gesamte Spiel – von fehlenden Kollisionsabfragen, über massiv störende Pop-ups, bis hin zu billig wirkenden Details und Animationen, welche die tollen Ideen dahinter komplett zerstören. Selbst einfachste Dinge wie Schriften sorgen für große Enttäuschung. Eigentlich sollte The Dark Pictures Switchback VR unter dem Headset mindestens so aussehen, wie auf dem regulären Bildschirm, und selbst da kann man das Spiel nach heutigen Standards nur als eher schlicht und eigentlich leicht umsetzbar bezeichnen. 

Spielerisch mangelt es zudem extrem an Präzision. Man kann im Grunde hinschießen, wo man will, und trifft trotzdem oder gar nicht. Dabei sollten gerade die Sense-Controller viele genauere Interaktionen ermöglichen. Die technischen Mankos findet man aber auch in den unnötig langen Ladezeiten zwischen den Levels und beim eigenen Tod, welche einen aus der Erfahrung herausreißen, das immer noch bestehende Motion-Sickness und die zu wenig genutzten Features des Headsets. Ich meine, man ist hier auf einer wilden Achterbahn unterwegs, aber das Headset schweigt mit seinen Rumble-Features, als würde man über Wolken schweben. Wirklich schade, denn so wirkt The Dark Pictures Switchback VR wie ein liebloser Port und weniger wie ein PS VR2 Exklusivtitel.

Unschärfe und pixelige Texturen sind leider die Realität
Unschärfe und pixelige Texturen sind leider die Realität

Das könnte den Titel retten

Glücklicherweise sind Launch-Games selten perfekt und haben viel Potential für Verbesserungen, so auch The Dark Pictures Switchback VR. Als erstes muss unbedingt die Auflösung angehoben werden, was definitiv machbar erscheint. Gleichzeitig braucht es mehr Feinschliff, denn gerade die Pop-Ups sind nur schwer zu ertragen. Alleine diese beiden Punkte wären ein riesiger Gewinn für das Spiel und würden leichter über andere Dinge hinwegsehen lassen. 

In Sachen Gameplay wäre mehr Abwechslung wünschenswert, gerade in den Passagen, wo man nur als passiver Zuschauer der ganzen Szenerie beiwohnt. Man könnte sich zum Beispiel aktiv am fahrbaren Untersatz festhalten oder schlichtweg mit seinen Händen agieren: Stichwort ‘verstecken’, ‘nicht hinschauen’, ‘abwehren’ und solche Dinge. Wie oft hab ich mir beim Spielen gedacht: ‘wie cool wäre es, wenn ich das oder jenes’ jetzt machen könnte, was mit VR durchaus realisierbar ist.

Seltsamerweise werden genau einige diese Dinge unter den Spiel-Features erwähnt, sind jedoch nicht vorhanden oder spürbar:

Gut festhalten – Spieler müssen sich bei jeder Unebenheit, Wendung, Drehung und jeden Sturz gut festhalten, während ihr Wagon über die Schienen rast, mit haptischem Feedback, das dieses Achterbahngefühl zum Leben erweckt.“

Das Grundgerüst von The Dark Pictures Switchback VR ist durchaus gelungen – tolle Settings, innovative Spielideen, angemessene Spielzeit und spannende Einblicke in das The Dark Pictures-Franchise. Jetzt noch der technische Feinschliff und man hat den Vorzeigetitel, den PS VR2 unbedingt braucht. Da stört es auch nicht, dass es im Grunde noch immer ein Rail-Shooter aus vergangenen Tagen ist.

Supermassive scheint sich der Probleme mit dem Spiel zumindest bewusst und sucht derzeit nach Lösungen. Wann man diese anbieten kann, ist jedoch völlig offen. Bis dahin ist das Spiel zwar einen Blick wert, auf den erhofften Patch warten ist durchaus aber ein legitimes Argument.

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Cartman
1 Jahr zuvor

Mich wundert es ja, dass so häufig gesagt wird, das Schießen bzw Anvisieren sei so schlecht. Ich genau der anderen Meinung und immer aufs neue überrascht, dass das so präzise ist. Ansonsten teile ich viel aus dem Artikel. Vieles erinnert an die alte 3dfx Zeit aus Ende der 90er und ist meiner Meinung nach schlechter als der PSVR Ableger. Gameplay und Gunplay finde ich dagegen erstklassig. In Summe trotz der schwachen Grafik ein super VR Spiel und die 40€ wert (wenn auch nicht mehr).

Crydog
1 Jahr zuvor

Apropo horror game
@playfront werdet ihr einen test zu resi4 Remake machen ohne einen Maulkorb bzw. Guide zu freischaltbaren sachen im spiel?
Im Netz gibt es teilweise Sachen die sich widersprechen (Söldner modus),katana,corona Masken? bzw. Copy and Taste liste von 2004 zu den den Bonus conntent.
Meine Güte wie schwer kann sein in der heutigen Internet Zeit an informationen zu kommen

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