Das Berliner Studio Yager konnte 2012 mit „Spec Ops: The Line“ einen echten Hit auf der PS3 landen und zählt seitdem zu den wenigen Triple-A Studios, die sich in Deutschland beständig etablieren konnten. Der Entwickler selbst, mit Sitz im hippen Szeneviertel Kreuzberg, sieht sich als Studio, das gerne an Projekten arbeitet, die immer das gewisse Etwas haben und nicht wie von der Stange wirken. Wie man sieht mit Erfolg, da bislang jedes veröffentlichte Spiel mit renommierten Preisen ausgezeichnet wurde.
So soll es nun auch mit dem jüngsten Projekt – „Dreadnought“ – für PlayStation 4 sein, das zusammen mit Greybox und SixFoot entsteht, ein taktischer Combat-Titel, in dem ihr das Kommando über riesige Schiffe übernehmt und gewaltige Schlachten inmitten eines Sci-Fi Universums austragt. Warum man sich nach dem Story-getriebenen „Spec Ops: The Line‘ nun ausgerechnet für einen Multiplayer-Titel auf Free-2-Play Basis entschieden hat, erklärt Game Director, Peter Holzapfel, schlichtweg damit, dass es etwas Ähnliches noch gar nicht gäbe.
Bei einer exklusiven Studiotour hatten wir kürzlich die Gelegenheit einen Blick auf das Spiel zu werfen, das sich aktuell noch in der geschlossenen BETA Phase auf der PS4 befindet. Neben interessanten Einblicken in die zahlreichen Möglichkeiten wurde dabei auch der neue Havoc Mode vorgestellt, der kooperativer Spielmodus, der eigens für die PlayStation 4 Version entwickelt wird.
Die Inspirationen zu „Dreadnought“ bezieht man laut Yager zum Teil aus der Popkultur, aus Filmen wie Star Wars, Battlestar Galactica etc. und verspricht genauso epische und intensive Schlachten, Zerstörung und Explosionen, sodass man Gänsehaut nur vom Zusehen bekommt. Ganz so weit wie in Star Wars entfernt man sich dann aber doch nicht, da sich alles noch in unserem Solarsystem abspielt und somit zum Teil sehr vertraut vorkommt.
Wie erwähnt erscheint „Dreadnought“ als Free-2-Play Multiplayer-Titel, womit es diesmal keine Story als Mittelpunkt geben wird. Mehr Hintergrundinfos zu den Charakteren oder Szenarien möchte man ein wenig über Logs usw. vermitteln, für die Zukunft hält man sich allerdings weitere Optionen offen. Finanzieren wird sich „Dreadnought“ später über Mikrotransaktionen (Echtgeld = Gold), wobei man in diesem Zusammenhang gleich Vorurteile aus dem Weg geräumt hat, dass hierdurch keine Pay-2-Win Situationen entstehen soll. Hier geht es in erster Linie um kosmetische Items oder Hero-Schiffe, die sich wohl vollständig erwerben lassen. Dazu später mehr! Darüber hinaus wird es aber auch eine In-Game Währung (Silber), sowie Tauschmöglichkeiten und einen Marktplatz geben.
Viel Auswahl, viele Möglichkeiten
Im Mittelpunkt von „Dreadnought“ stehen riesige Schlachtschiffe, von denen es schon jetzt über 50 an der Zahl gibt. Mit diesen verfolgt man den traditionellen Ansatz von Klassen, was „Dreadnought“ eher an ein Rollenspiel erinnern lässt, anstatt an eine Kopie von „World of Tanks“ im Weltraum. Die Klassen unterscheiden sich dabei von leichten Jägern, über Support, bis hin zu wirklich schweren Schlachtschiffen, die es in sich haben. Jedes Schiff kann individuell ausgestattet werden, einschließlich Primär- und Sekundärwaffe, plus zusätzliche Module, Ressourcen und vieles mehr. Module werden mit steigendem Level freigeschaltet und können zum Beispiel seitliche Kanonen sein, Raketenwerfer, ein Traktorstrahl oder die Möglichkeit sich von einem Ort zum anderen zu teleportieren. Die primäre und sekundäre Waffe ist dabei abhängig vom Schiffstyp wieder recht klassisch, wird mit steigendem Level aber umso gefährlicher. Hier war unter anderem die Rede von einem Plasmageschoss, mit dem sich fremde Schiffe mit nur einem Angriff komplett in Luft auflösen lassen.
Je nach Ausstattung eures Schiffs definiert sich auch der jeweilige Playstyle, der laut Yager spürbare Differenzen aufweisen kann. Auch hier lassen sich wieder typische Tendenzen zu einem Rollenspiel erkennen, ebenso die Möglichkeit im Team zu spielen und Einflüsse durch die anderen Spieler zu erfahren. Schon bis zu diesem Punkt der Präsentation war es eine regelrechte Lawine an Infos und Möglichkeiten, die man im Spiel hat, dabei waren das gerade einmal die einfachsten Grundlagen. Die gezeigte BETA Version verfügte zu diesem Zeitpunkt noch nicht über alle geplanten Features, falls es in dieser Hinsicht überhaupt ein Ende geben wird. „Dreadnought“ wird von Yager als Livespiel definiert, das nicht zu Ende sein wird, wenn man das oder das Ziel erreicht hat. Es ist eine fortlaufende Entwicklung, die stetig mit neuen Inhalten und Features versorgt wird.
Für Einsteiger und Profis
Wer sich von den zahlreichen Möglichkeiten von „Dreadnought“ überfordert fühlt, kann sich auch ein wenig an die Hand nehmen lassen. Neben den Klassen hat man zudem die Wahl aus drei Kategorien zu wählen, die sich darin unterscheiden, wie schnell man Fortschritte im Spiel erzielt. In der Recruit-Kategorie gelingt dies am einfachsten, man muss weniger in seine Schiffe investieren, profitiert aber dennoch schnell von einer mächtigen Flotte. Mit der Veteran-Kategorie wird es da schon schwieriger, man muss wieder mehr Geld einsetzen und deutlich länger an seinen Schiffen basteln. Wer es deutlich einfacher haben möchte, greift, sofern genügend Geld vorhanden ist, auf die Hero-Schiffe zurück, die bereits vorkonfiguriert und ausgestattet sind. Hier wird zudem der Vorteil geboten, dass diese mehr XP verdienen können, auf der anderen Seite sind die XP Punkte dann aber auch an das jeweilige Schiff gebunden. In Bezug auf die Stärke der Schiffe spielt dann auch das Matchmaking eine Rolle, sodass man stetig darum bemüht ist, dass sich nur ähnlich starke Spieler innerhalb einer Lobby befinden.
Soweit die Theorie, nun die Praxis …
Spielerisch erinnert „Dreadnought“ an ein Arenen-Spiel, ein großes abgestecktes Gebiet, in dem sich die eigene Flotte und eure Gegner frei bewegen können. Die Steuerung der Schiffe überrascht anfänglich ein wenig, die zunächst das Gefühl vermitteln, es herrsche totaler Stillstand. Nur langsam kommt unser Tier-1 Zerstörer durch Drücken der Sticks in Bewegung oder lässt sich mit L1 & R1 nach oben und unten manövrieren. Im Fokus steht dabei ein direktes Gameplay und Zugänglichkeit, wie Yager erklärt. Der R2-Trigger bedient sich der Primärwaffen, die Face-Buttons stehen für die Module und das Touchpad wird dazu genutzt, um die Energie des Schiffs auf eine bestimmte Funktion zu legen, etwa auf ein verstärktes Schild oder eure Waffen. Die momentane Steuerung ist jedoch noch nicht final, auch wenn man bereits gut mir ihr zurechtkommt und sich leicht ins Spiel hineinfindet.
Für Einsteiger hatte Yager auch gleich ein paar gute Tipps parat, etwa dass es unumgänglich ist, innerhalb seiner Flotte zu agieren und alleine nicht zu weit abzudriften. Verstecken ist hier nämlich kaum möglich und man sieht sich ständigen Konfrontationen ausgesetzt. In der Flotte lassen sich Gegner zudem deutlich schneller zerlegen, in dem man seine Kräfte gebündelt auf ein gegnerisches Schiff richtet, oder im Notfall zusätzliche Ressourcen anfordern kann, ein Punkt, den man keinesfalls aus den Augen verlieren sollte. Was nützt einem die stärkste Waffe, wenn am Ende nicht ausreichend Energie da ist, um sie abzufeuern? Hier kann man nur noch ein wenig entgegensteuern, in dem man die Energie des Schiffs auf ein bestimmtes Modul umlenkt. Eines der coolsten Feature ist übrigens die eigene Tarnung, mit dem man sich von hinten an seine Gegner heranschleichen kann, um sie dann wie aus dem Nichts zu vernichten. Man merkt sehr schnell, dass gemeinsame Taktiken die größten Erfolge versprechen.
Große Detailverliebtheit
Optisch glänzt „Dreadnought“ schon jetzt vor allem mit der Liebe zum Detail bei den Schiffen, was angesichts der unzähligen Möglichkeiten der Gestaltung nicht verwundert. Denn Schiffe lassen sich nicht nur technisch aufwerten, auch optisch stehen Emblems, Texturen, Decals oder einzelne Bauteile zur Verfügung, die sich in ihrer Form austauschen lassen. Ob nun ein eher bullig wirkendes Schiff, ein agiler Look oder markante Kanten – die Auswahl ist riesig. Auch das Level-Design an sich weiß zu überzeugen und wartet mit vielen Umgebungsdetails und einer spektakulären Weitsicht auf, die ein wirklich episches Gefühl vermitteln. Etwas geizig ist man dafür noch mit den Effekten, etwa wenn man ein Schiff zu Fall bringt fehlt es einem irgendwie an dieser krachenden Inszenierung, sodass man hier eher eine kleinere Verpuffung mit Feuer wahrnimmt. Das spiegelt sich auch in der Soundkulisse wieder, die für derartige Explosionen oder Feuergefechte derzeit noch recht zurückhaltend wirkt.
„Dreadnought erinnert auf den ersten Blick eigentlich an einem typischen PC-Titel, den man so nicht auf einer Konsole vermuten würde. Vor allem die komplex wirkende und augenscheinlich träge Steuerung ist doch etwas ungewöhnlich für einen PS4-Titel. Dennoch konnte Dreadnought in diesem Punkt schon mit seiner Umsetzung überzeugen und man findet sich schnell hinein. Beeindruckend sind natürlich die schier endlosen Möglichkeiten, sein persönliches Schiff zusammenzustellen und in eine echte Kriegsmaschine zu verwandeln, wobei man dank des Klassen-basierten Systems mehr als nur reine Strategen ansprechen möchte. Die Ansätze, die Yager mit Dreadnought verfolgt, gefallen und wissen größtenteils auch schon zu überzeugen – insbesondere das epische Feeling, das einem die Schiffe geben. In anderen Bereichen erfordert es allerdings auch noch etwas Arbeit, etwa bei der Auswahl der Spielmodi oder überzeugenderen Effekten, wenn man sein nächstes Schiff vom Himmel holt. Aber angesichts dessen, dass sich das Spiel noch in einer frühen BETA Phase befindet, wird man schon jetzt fantastisch damit unterhalten.“
Entwickler: Yager, Greybox, Sixfoot // Release: TBA – derzeit in Closed BETA // Offizielle Homepage: www.greybox.com