Nach mehreren Jahren Abstinenz kehrt in diesem März die Ghost Recon-Serie zurück, die dabei gleich einen kompletten Wandel vollzieht. Vom Soldaten der Zukunft zu einer bereits greifbaren Realität, sowie vom linearen Konzept zur offenen Spielwelt. „Ghost Recon: Wildlands“ geht damit so ziemlich den gleichen Weg, den in jüngster Zeit so jedes Spiel von Ubisoft beschritten hat. Während man sich auf der einen Seite wieder auf viele Spielstunden freuen kann, muss man auf der anderen Seite aber langsam hinterfragen, ob die Fixierung auf dieses eine Genre nicht auch langsam problematisch werden kann.
In den Wildlands von Bolivien
Es soll das bisher größte Open-World Spiel von Ubisoft werden, inmitten der Weiten von Bolivien in Südamerika, wo „wunderschöne Aussichten auf unglaubliche Vielfalt“ trifft. Ihr selbst führt ein Team von vier Ghosts an, ausgestattet mit allem, was das US-Militär zu bieten hat. Mit euren Team müsst ihr den Einfluss des berüchtigten Santa-Blanca-Kartells schwächen, die inzwischen einen gewaltigen Machtfaktor in der Unterwelt darstellen und somit zur Bedrohung für die gesamte Welt werden. Als Teil der Elite-Spezialeinheit – Ghosts – gilt es nun die feindlichen Linien zu überwinden, Chaos zu stiften und das Bündnis zwischen dem Kartell und der korrupten Regierung zu destabilisieren und zu brechen.
Auf einem exklusiven Ubisoft Event in dieser Woche hatten wir die Gelegenheit, schon vorab einen Blick auf die kommende BETA Version von „Ghost Recon: Wildlands“ zu werfen. Während die filmische Inszenierung während der Präsentation gewohnt Lust auf mehr macht, blieben nach rund zwei Stunden spielen eher gemischte Gefühle zurück. Natürlich zeigt eine Preview Version noch nicht, was das finale Spiel letztendlich zu bieten hat, liefert aber dennoch aber einen guten Eindruck davon, wohin die Reise gehen soll.
Optionen über Optionen
Der Einstieg lieferte zunächst einmal schier unendliche Optionen; vom Erstellen seines Charakters, der sich vom Outfit bis hin zu Narben im Gesicht designen lässt, bis hin zum Loadout, bei dem man völlig den Überblick verlor, vielleicht daher, weil bereits ein Großteil freigeschaltet war. Ausgestattet mit primärer und sekundärer Waffe, Nahkampfwaffe, Granaten, Drohnen und was sonst noch alles das Herz eines jeden Gadget Fans glücklich macht. Was die Ausrüstung angeht, merkt man sehr deutlich, dass man sich von dem ganzen High-Tech Spielzeug des Vorgängers wieder entfernt hat und nun auf Dinge setzt, die schon jetzt in unsere Zeit passen. Eine Waffe ist jedoch nicht nur eine Waffe, sondern gleicht eher einem LEGO Bausatz. So wurde in einer späteren Mission dringend etwas mit richtig wumms benötigt, so etwas wie einen Granatwerfer, der sich laut dem danebenstehendem Entwickler aus einer ganz normalen Waffe zusammensetzen lässt. Dumm nur, dass der Entwickler selbst ziemliche Probleme hatte, die dringend benötigten Waffenteile im Menü schnell zu finden und zusammenzubauen – und das in einer recht brenzligen Situation. Man war tatsächlich etwas überfordert mit der großen Anzahl an Auswahlmöglichkeiten. Die Entwickler waren hierbei wohl etwas zu übereifrig. Auf der einen Seite freut es einen natürlich, dass man viel bieten möchte. Wenn es letztendlich aber eher hinderlich ist, ist man damit eindeutig am Ziel vorbeigeschossen.
Vier Kameraden sollt ihr sein
„Ghost Recon: Wildlands“ wurde als Co-Op-Shooter konzipiert und lässt sich am besten mit drei Freunden online spielen, optional aber auch mit der KI. Insgesamt zwei Missionen konnten wir spielen, die sich inhaltlich recht ähnlich waren, aber deutlich im Schwierigkeitsgrad unterschieden. Vor jeder Session ließ sich ein individuelles Loadout zusammenstellen, die Missionsbeschreibung studieren und man konnte seine Taktik besprechen. Auch hier sind natürlich unterschiedliche Ansätze möglich – von Offensiv bis Stealth hat man freie Wahl und sollte dies mit seinen Kameraden abstimmen. Auch der wiederholte Blick auf die Karte ließ sich taktisch recht gut nutzen, etwa um die Richtung seines Angriffs zu bestimmen, was dank der offenen Welt fast immer möglich ist.
In unserer Mission galt es zunächst einen Informanten ausfindig zu machen (nicht gleich töten), Informationen aus ihm herauszupressen und den nächsten Standort unseres Ziels zu erfahren. Praktischerweise lässt sich die Umgebung mit einer Drohne auskundschaften, um Ziele vorab zu markieren. Etwas abtrünnige Scharfschützen können ebenfalls schon ausgeschaltet werden, bevor man mit einem Überraschungsangriff die umherstehenden Gruppen zerschlägt. Nicht selten rückt noch zusätzliche Verstärkung des Kartells an oder gar gefährliche Gegner aus einem Hubschrauber. Auch versuchen die Ziele und Informanten zu fliehen oder werden vom Kartell selbst getötet. Teamplay und Strategie sind an dieser Stelle entscheidend, auch wenn die Passende teils erst nach mehrmaligem Scheitern gefunden wird.
Was in der gezeigten Version nicht ganz so gefiel, ist der Respawn ins Spiel. Schafft man es nicht von einem Kameraden geheilt zu werden, erhält man eine Auszeit von satten 60 Sekunden, was angesichts der überfallartigen Angriffe viel zu lang erscheint. Auch die Wiedereintrittspunkte liegen oft sehr weit vom eigentlichen Geschehen weg, was sich zwar durch die Schnellreise überbrücken lässt, allerdings auch mit einer weiteren Ladezeit verbunden ist. Generell erscheint die riesige Spielwelt ein kleines Hindernis fürs Teamplay zu sein und man verbringt viel Zeit damit hin und her zu reisen.
Wirklich Neues fehlt bislang
Die kommende BETA und auch die uns vorab gezeigte Version stellt natürlich nur einen kleinen Teil dessen dar, was „Ghost Recon: Wildlands“ am Ende tatsächlich zu bieten hat. Dennoch fehlt es uns an wirklich frischen und neuen Ideen. Besonders im Vergleich der eigenen Spiele von Ubisoft sieht man ähnliche oder gar gleiche Elemente immer wieder. Das Missionsdesign spricht da schon für sich. Hier stellt sich die Frage, ob bei der Entwicklung nicht schon zu viel Routine eingekehrt ist oder man sich einfach nicht an neue Dinge heranwagt. Die finale Version wird es zeigen!
„Ghost Recon: Wildlands“ steht mit seiner Idee, der Story und Präsentation natürlich wieder für sich. Der filmische Part gefällt und ist auf dem von Ubisoft gewohnten und hohen Niveau. Auch die strategischen Ansätze, das Teamplay und die große Auswahl sind hervorzuheben, auch wenn letzteres einen schnell überfordern kann. Etwas kritisch muss man noch auf das Open-World Konzept blicken, das angesichts der Kernidee vom Teamplay, womöglich etwas hinderlich ist. Oft müssen erst große Strecken zurückgelegt werden, um wieder zusammenzufinden, was der Spannung etwas die Luft nimmt. Auch das Bespicken der Karte mit zahlreichen Nebenmissionen verleitet immer wieder dazu, seinen eigentlichen Weg verlassen zu wollen und ist obendrein das, was man genau so aus anderen Ubisoft-Spielen her kennt. Der Preview Version mangelte es im Ersteindruck noch eindeutig an wirklich neuen Ideen und lässt ein Gefühl zurück, dass man das alles schon irgendwie mal gesehen hat. Bleibt also zu hoffen, dass „Ghost Recon: Wildlands“ im März nicht doch in die typische Open-World Falle fällt und eine lineare Erfahrung am Ende doch die bessere Wahl gewesen wäre.“
Entwickler: Ubisoft Paris // Publisher: Ubisoft // Release: 07. März 2017 // Webseite: www.ghost-recon.ubisoft.com
[asa2]B01GSB5R66[/asa2]