Passend zum Start des neusten Films rund um den sympathischen Detektiv aus Belgien mit französischem Akzent veröffentlichen Entwickler Blazing Griffin und Publisher Microids den zweiten Teil der Spielreihe um die Geschichten der legendären Autorin. Mit „Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case“ werden wir wieder mit einigen Rätseln und Geheimnissen konfrontiert, die es zu lösen gilt.
Die verschwundene Magdalena
Der Titel setzt mit nur kurzem Abstand hinter Teil 1 „The First Case“ ein: Der gleichermaßen sympathische und intelligente Detektiv Hercule Poirot begleitet ein Gemälde „Die reumütige Magdalena“ auf dessen Weg zu einer Ausstellung in London. Bereits auf der Überfahrt bekommen wir einige der für später wichtigen Tatverdächtigen präsentiert, die wir uns schon bei einem kleinen Diebstahl eines wertvollen Zigarettenetuis einmal ein wenig genauer anschauen. In London angekommen, wird während der Eröffnungszeremonie das Gemälde entwendet, und natürlich nimmt sich auch hier Poirot des Falles an. Schnell ist der Kreis der Verdächtigen eingegrenzt, und damit auch die Ermittlungen aufgenommen.
Auf der Suche nach dem Gemälde und dem Dieb werden wir mit einigen Geheimnissen, Verwirrungen und Hindernissen konfrontiert, die uns unserem Ziel näher bringen. Die Story entfaltet sich dabei recht gemächlich, bietet die ein oder andere unerwartete Wendung, alleine schon dadurch, dass genau wie in den bekannten Romanen jede Figur seine ganz eigenen, dunklen Geheimnisse verbirgt. Leider ist die Spielzeit nicht besonders lange, nach 6-7 Stunden ist bereits Schluss und wir haben sogar die Platin-Trophäe erlangt.
Mind-Map zur Lösungsfindung
Im Laufe unserer Ermittlungen sammeln wir viele neue Informationen und Gegenstände, welche uns der Lösung der verschiedenen Zwischen-Ermittlungen und damit der Enthüllung des Diebes Stück für Stück näher bringen. So müssen wir mal Safes und Truhen mit versteckten Codes öffnen, Objekte miteinander kombinieren, um ihre Geheimnisse zu entlocken, und häufig zwischen den einzelnen Schauplätzen hin und her wandern, um lose Enden zu verknüpfen. Dieses Wandern ist tatsächlich etwas unschön und beinahe nervig gestaltet, da Poirot anscheinend auch keine Lust an einem Sprint zu haben scheint.
Während wir also gemütlich in aller Ruhe umher wandern, analysieren wir die bisherigen Erkenntnisse und ziehen so neue Schlüsse, indem wir auf einer Art Mindmap eben diese mit einander verknüpfen. Dadurch eröffnen wir neue Ideen, Handlungen und Gesprächsansätze, welche uns weiterbringen. Viele der Schlüsse und Handlungen sind recht einleuchtend, bei anderen müssen wir uns tatsächlich ein bisschen durchprobieren, und die passende Lösung zu finden. Darüber hinaus ist es etwas schade, dass falsche Lösungen nicht möglich sind, wie bei den bekannten Sherlock Holmes-Spielen. Das würde die Spannung vielleicht noch etwas erhöhen, so bleibt diese leider etwas auf der Strecke.
Eine Ermittlung zum Entspannen
Nichtsdestotrotz passen Gameplay und Story gut zusammen. Das Spiel richtet sich damit eher an Einsteiger-Ermittler als an Hardcore-Ermittler, macht dabei aber nicht weniger Freude. Die Atmosphäre ist wirklich gut gelungen und lädt dazu ein, sich mit den verschiedenen Schauplätzen und Hinweisen auch mehr als einmal zu befassen. Einige Hinweise sind sehr gut versteckt oder lassen sich generell erst dann nutzen, wenn wir im Vorfeld neue Erkenntnisse erlangt haben. Durch einige Objekte oder Zeitungen erhalten wir weitere Informationen über die Welt von Hercule Poirot und die Protagonisten der Geschichte. Wir bekommen so ein gutes Gefühl für die Charaktere und können uns so besser in sie und ihr Verhalten hineinversetzen.
Manche der Rätsel können für den ein oder anderen durchaus verwirrend und zu schwierig sein. Das Spiel steht einem hier aber zum Glück zur Seite, indem es Objekte zum Interagieren hervorhebt und uns beim Gedankenspiel die korrekten Kombinationen nach mehrmaligen Fehlversuchen vorgibt. Voraussetzung dabei ist, dass uns schon alle passenden Informationen vorliegen, sonst müssen wir uns erst weiter umschauen. Das führt auch leider dazu, dass wir viel Zeit mit ziellosem umherwandern verwenden, weil sich selbst trotz aller Hilfe manche Punkte sehr gut versteckt haben. Eine etwas gradlinige Herangehensweise in der Story wäre hier durchaus wünschenswert gewesen.
Grafisch mit Luft nach oben
Einige der Spiele aus dem Hause Microids schaffen es auf ganzer Linie, ein grafisch ansprechendes Erlebnis zu kreieren. Denken wir hier einmal an Titel wie die Schlümpfe oder Asterix & Obelix. Leider gehört „Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case“ nicht zu dieser Aufzählung dazu. Die einzelnen Handlungsorte bieten nur wenig Ansehnliches und nur spärliche Details. Die leicht schräge Kameraperspektive passt hier zwar gut hinein, sorgt allerdings auch dafür, dass wir nicht von vornherein alles im Blick haben und die Kamera dementsprechend nach einem festen Muster drehen müssen. Hinzu kommen leider auch wenig ausgeprägte Charaktermodelle, die kaum eine Mimik erkennen lassen und auch nicht mehr allzu zeitgemäß daherkommen. Hier hätten wir uns viel mehr Feinarbeit und Tiefe gewünscht, um mit dem aktuellen Standard mithalten zu können.
Dazu passt auch die schlechte Akustik und der etwas eintönige Soundtrack. Die vollständig deutsche Synchronisation ist bestenfalls im Rahmen, aber auch kein Totalausfall. Immerhin passen die Stimmen zu den Charaktermodellen, und auch die einzelnen Akzente sind gut umgesetzt worden. Alles in allem erinnert der Titel mit seiner Aufmachung immer wieder an ein Handy-oder Tablet-Spiel, welches auf die Konsole übertragen wurde.