Alles kommt wieder! Das gilt nicht nur für Spiele und die gute alte Vinyl-Platte, sondern neuerdings auch für die Kassette – ein echtes Relikt aus den 70er, 80er und frühen 90er Jahren, bevor es CDs und MP3s gab. Diese Ära ist nicht nur in Videospielen ein beliebtes Thema, die Lust auf Retro lässt auch so manches ausgestorben geglaubtes Gadget wieder auferstehen.
Jüngst im Trend liegen die guten alten Walkmans, dessen Name Ende der 70er Jahre durch Sony etabliert und geschützt wurde und allgemein für den tragbaren Kassettenspieler steht, auch wenn sich nicht alle so nennen dürfen. Trotzdem weiß jeder, was damit gemeint ist. Da der Walkmann trotz seines Alters absoluten Kultstatus genießt, kommt die Neuauflage gerade mal wieder recht, um in die alten Zeiten zurückzukehren und zu erleben, wie das damals so war.
Eine recht neue Option ist der analoge Cassette Player von We are Rewind, der das Feeling des klassischen Walkman in die heutige Zeit katapultiert, ohne dabei zu vergessen, was diesen damals ausgemacht hat. Überraschend wurde uns die neueste Limited Edition zugesendet, um mal einen Blick auf diese edel wirkende Variante eines Walkmann zu werfen. Vom Auspacken bis zum ersten Probehören entwickelte sich eine pure Begeisterung darüber, wie umständlich es damals einerseits war, Musik zu hören, und andererseits absolut nachvollziehbar ist, warum dieser Sound heute wieder so begeistert.
We are Rewind Cassette Player und ein Bleistift?
Alleine das Auspacken des Rewind Cassette Players, der in einer für heutige Verhältnisse hochwertigen Box geliefert wird, ist ein Highlight für sich. Neben dem Player liegt ein USB-Type-C Kabel zum Aufladen und einen Bleistift bei. Moment mal, ein Bleistift? Das wirft vor allem bei der jüngeren Generation große Fragen auf, denn der hat nichts mit dem Kassettenspieler an sich zu tun, sondern mit der Kassette, die leider nicht im Lieferumfang enthalten ist. Erst beides zusammen ergibt Sinn und ist die Lösung eines bekannten Rätselbildes. Einfach erklärt, kann man bei einem Kabelsalat das Magnetband in der Kassette wieder straffen oder ein wenig vor- und zurückspulen, um z.B. den Aufnahmepunkt besser zu finden.
Ansonsten zeichnet sich der We are Rewind Cassette Player durch seinen original analogen Klang aus, der durch die klassischen Bedienelemente wie Play, Forward, Reward, Stop und Recording gesteuert wird, die den Tonabnehmer rein mechanisch auf das Band legen. An der Seite befinden sich außerdem ein Lautstärkeregler sowie separate Ein- und Ausgänge für Aufnahme und Kopfhörer im klassischen 3,5-mm-Klinkenstecker-Stil. Etwas modernisiert wurde der Player mit einem integrierten Lithium-Akku für bis zu 12 Stunden Spielzeit und einer Bluetooth-Schnittstelle für Kopfhörer. Das ist aber auch schon alles, was von der rein analogen Seite abweicht. Die Akku-Lösung bedeutet aber auch, dass das Gerät ein Ablaufdatum hat und bei regelmäßiger Nutzung und laut Hersteller auf 4 bis 5 Jahre ausgelegt ist. Danach lässt sich dieser weiter mit einer Powerbank oder per Netzteil betreiben.
Auf der Audioseite wurde ebenfalls daran gearbeitet, den Mechanismus zu optimieren, um so nah wie möglich an das beste Erlebnis der damaligen Zeit heranzukommen, wobei andere Faktoren wie die verwendete Kassette oder die Qualität der Kopfhörer durchaus einen Einfluss darauf haben. Die verwendeten Materialien des Players orientieren sich insbesondere an Sonys allererstem Walkman, dem TPS-l2, einschließlich eines Aluminiumgehäuses, das ein echtes Qualitätsgefühl vermittelt, und dem ikonischen Sichtfenster, um der Kasette bei ihrem Tun zuschauen zu können. Das insgesamt schlichte Design spiegelt zudem den perfekten Übergang zwischen Retro und moderner Technik wider.
Ohne auch nur eine Sekunde Musik auf dem We are Rewind Cassette Player gehört zu haben, ist das Gerät für sich ein absoluter Hingucker, der alleine im Regal für neugierige Blicke sorgen dürfte. Design, Verarbeitung und der coole Retro-Faktor sind hier nahezu perfekt vereint und den Preis von 136 GBP (160 EUR) mehr als wert.
Wie kommt die Musik nun auf die Kassette?
Mit dem We are Rewind Cassette Player reist man zurück in die analoge Zeit, die Musik wird nicht einfach wie von Geisterhand gestreamt oder auf einen Speicher kopiert, hier ist noch echte Handarbeit gefragt. Das muss aber nicht immer so aufwendig sein, denn die gute alte Musikkassette gibt es immer noch und ist vor allem auf Flohmärkten zu finden. Den Hype darum angestoßen hatte damals Guardians of the Galaxy, wo Chris Pratt mal locker DAS Original eines Walkmans aus der Tasche zog und im Rhythmus einen Bösewicht nach dem anderen aus dem Bild zu fegen. Ansel Elgort schwört in Baby Driver ebenfalls auf das gute alte Tape, während später sogar brandneue Alben auf Kassette folgten, darunter von Taylor Swift, während parallel dazu die Verkaufszahlen dieses Mediums in Großbritannien in erneut die Höhe schnellten. Die Kassette war also definitiv wieder gefragt.
Zusätzlich verfügt der We are Rewind Cassette Player über eine Aufnahmefunktion und wird wie ein klassischer Kopfhörer mit einem Klinkenstecker an eine Audioquelle angeschlossen. Das kann ein PC sein, ein Smartphone, ein Tablet, ein Radio, eigentlich alles, wo Musik herauskommt. Für mich habe ich festgestellt, dass sich Spotify ganz praktisch macht. Hier kann man sich vorher eine Playlist zusammenstellen, die genau auf die Länge der Kassette zugeschnitten ist. In der Regel auf 2 x 30 Minuten für Seite A und B. Diese lässt man dann ablaufen und drückt am Kassettenrekorder die Start- und Aufnahmetaste. Nun heißt es warten, bis die Playlist vollständig abgespielt ist und sich eine Kopie auf der Kassette befindet. Es liest sich bereits heraus, dass dies vor allem Zeitraubend ist, da alles in Echtzeit und nicht einfach per Copy & Paste funktioniert. Aber so war es damals, hauptsächlich geduldig. Das hat aber auch den Vorteil, dass die analoge Technik keinen Kopierschutz kennt.
Der Sound der Vergangenheit
Und warum der ganze Aufwand? Ich würde sagen, es ist einfach der Retro-Faktor, der von Tag zu Tag an Coolness gewinnt, aber auch dieser charakteristische Sound einer Kassette. Was bei der Vinyl-Platte das unverkennbare Knistern ist, ist bei der Kassette das Rauschen, das man vor allem zwischen den Songs hört. Die Leute mögen es einfach, von all dem modernen Kram mal wegzukommen und Musik & Co. auf eine andere Art und Weise genießen zu können.
Das ist umso bemerkenswerter, als der Klang einer Kassette nicht einmal besonders gut oder hochwertig ist. Von Dingen wie Spatial- und 3D-Sound ist man hier Lichtjahre entfernt. Es gibt nicht einmal einen Equalizer oder absolute Basics, um das Klangerlebnis anzupassen oder zu verfeinern. Man nimmt den Sound, wie er ist – was für Retro-Fans viel ansprechender ist, als alles digital und auf Knopfdruck präsentiert zu bekommen. Es ist sicherlich noch Verbesserungspotenzial vorhanden, vor allem, um die Soundqualität zu optimieren. Das ist allerdings immer eine Gratwanderung bei solchen Dingen, wo es auf einmal nicht mehr Retro genug ist.
Ergänzung: Wir haben jetzt über mehrere Tage verschiedenste Kopfhörer ausprobiert – moderne Bluetooth-Kopfhörer von Bose, Sony und Philips, mit Noise Cancelling, ohne Noise Cancelling, mit und ohne Kabelverbindung usw. Im Bluetooth-Modus waren alle durchweg zu leise, während wir die besten Ergebnisse mit kabelgebundenen Kopfhörern erhielten. Mit Abstand hat sich dieses Headset von Koss als absoluter Favorit erwiesen, der nicht nur klanglich durchweg mit einem originellen Sound überzeugt, sondern auch optisch perfekt zu dem Cassette Player passt.
Zitat „Erst beides zusammen ergibt Sinn und ist die Lösung eines bekannten Rätselbildes. Einfach erklärt, kann man damit (mit dem Bleistift) das Magnetband in der Kassette straffen oder ein wenig vor- und zurückspulen, um z.B. den Aufnahmepunkt besser zu finden.“ So ein Quatsch, es ist schwer zu glauben, aber für Kassetten gab und gibt es Abspielgeräte die VOR UND ZURÜCK spulen können.Sie können sogar den Anfang eines Songs erkennen und selbsttätig dahin spulen Der Bleistift wurde und wird nur und ausschließlich und überhaupt nur benutzt, wenn der Walkmen „Bandsalat“ produziert. Er zieht und wickelt dann das analoge Band aus der Kassette und wickelt es in sich auf. Weiterhören geht dann nicht. Bleistifte waren 6 bis 8 eckig. Sie konnten daher in eines der beiden Zahnräder in der Mitte der Kassette gesteckt werden, verhaken sich in den Zähnen – und dann Bleistift drehen und Band so aufwickeln Ich verstehe das Retrozeugs nicht so ganz, gut, dass es technisch und soundmäßig keine 45 Jahre später bessere Lösungen gibt.