TEST – One Piece: World Seeker – Schiffbruch für Ruffy & Co.

By Patrick Held Add a Comment
9 Min Read

Lange haben Fans darauf gewartet: Ein One Piece-Spiel, indem wir nicht nur eine komplett neue, bisher noch nie veröffentlichte Story geboten bekommen, sondern darüber hinaus auch noch einen Open World-Titel, war man bisher doch eher stark eingeschränkte Leveldesigns gewohnt. Viel Druck also, der auf den Schultern von Bandai Namco lastet, die Erwartungen mit „One Piece: World Seeker“ zu erfüllen.

Willkommen auf der Edelsteininsel

Die Story von „One Piece: World Seeker“ beginnt einigermaßen eindrucksvoll: Wir befinden uns als Ruffy in einem der fliegenden Gefängnisse der Marine, aus dem wir gerade abhauen und dabei aus dem Himmel auf eine neue, unbekannte Insel stürzen: einer Gefängnisinsel der Marine, die bekannt ist für ihre verschiedenen Edelsteine! Wir werden von einer neuen Figur am Strand aufgelesen, bei der es sich um Jeanne handelt, eine Gegnerin der Marine, die diese von der Insel vertreiben möchte, damit dort wieder alles wird wie früher. Gemeinsam mit ihr machen wir uns zunächst also auf die Suche nach der restlichen Crew und unserem geliebten Schiff, der „Thousand Sunnys“. Somit sind wir die erste Stunde nur damit beschäftigt, nach den anderen zu suchen, indem wir verschiedene Missionen annehmen, von A nach B laufen, dabei Städte wie „Topasmine“ oder „Smaragdstadt“ erforschen, Ressourcen sammeln und nebenbei den ein oder anderen Piraten oder Marinekommandanten mit Ruffys Gum-Gum-Kräften ordentlich vermöbeln.

Haben wir die anderen irgendwann gefunden, bleiben diese die meiste Zeit auf dem Schiff, wo wir dann auch neue Ausrüstung herstellen, die Crew auf Sammelmissionen schicken oder Ruffys Outfit wechseln können. Anschließend starten wir mit dem eigentlichen Abenteuer: Jeanne helfen, die Insel zu befreien und ihren Bruder zu besiegen – Isaac, einer der führenden Marinekräfte vor Ort, der anscheinend seine ganz eigenen Pläne zu verfolgen scheint. Darüber hinaus begegnen wir noch anderen bekannten Figuren, wie etwa Smoker, die für die ein oder andere Nebenhandlung sorgen.

Ein hin und her

„One Piece: World Seeker“ bringt wie bereits gesagt nicht nur eine eigene Story mit sich, sondern auch eine offene Welt. Was im ersten Moment gut und erstrebenswert klingt, wird hier allerdings mehr schlecht als recht umgesetzt. Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Großteil der Missionen darin besteht von A nach B zu gelangen, dort mit jemandem zu reden, zu C zu gehen, dort ebenfalls mit jemandem sprechen und dann ggf. jemanden verprügeln, vielleicht aber auch nicht. Das ist wirklich unbefriedigend, weshalb man sehr schnell dazu übergeht, statt zu laufen auch vermeintlich kurze Distanzen lieber per Schnellreise zu überwinden. Ein lineares Leveldesign hätte es von daher im Grunde fast auch getan. Wirklich schade!

Wie gesagt, hin und wieder dürfen wir auch mal Feinde verprügeln, jedoch ist die Mechanik auch hier nicht wirklich ausgereift. So gibt es zum einen nur eine sehr geringe Menge an verschiedenen Feinden, die sich uns in den Weg stellen, und auf der anderen Seite fehlt es an wirklicher Dynamik im Kampfsystem. Zu Beginn stehen uns zwei Kampfstile zur Verfügung, das schnelle „Beobachter-Haki“ und das langsamere, dafür kräftigere „Rüstungs-Haki“. Wer jetzt auf schnelle, actionreiche Kämpfe gehofft hat, der wird wieder einmal enttäuscht, denn von Elementen wie z.B. echten Kombos fehlt so gut wie jede Spur. Gerade zu Beginn sind unsere Manöver sehr eingeschränkt und werden nur mit der Zeit dank dem Einsatz gesammelter Erfahrungspunkte in einem Fertigkeitenbaum ein wenig verstärkt. Hier gibt es zudem auch so interessante Verbesserungen wie „schneller Truhen öffnen“ oder „schneller Bewegen“, die uns das Spiel erleichtern sollen. Kleiner Tipp: auf jeden Fall als erstes kaufen!

Noch nie haben wir es in einem Spiel erlebt, dass eine Truhe so langsam geöffnet oder ein Knopf so langsam gedrückt wurde. Wir sind hier regelrecht verzweifelt!

Vielleicht war es gut gemeint, entsprechende Rollenspielelemente durch Ausrüstungen und Fertigkeiten zu integrieren, allerdings fehlt es hier definitiv an der nötigen Ausarbeitung, denn die Ausrüstung wirkt sich kaum merklich auf unsere Kräfte aus, und was die Fertigkeiten angeht, kann man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, was alles verbessert werden kann, bzw. muss. Es scheint fast, als wären Bandai die Ideen ausgegangen, was man hier alles in den Baum packen könnte. Und leider kann auch die Idee, eigene Objekte aus Ressourcen zu „schmieden“ nicht viel retten, denn die dafür notwendigen Materialien sammeln wir ohne große Mühe zuhauf in der Open World, die geradezu überschüttet ist mit Sammelobjekten und Truhen. Deshalb machen auch die Crew-Missionen wenig Sinn, denn hier sammelt die Besatzung nur noch mehr Rohstoffe. Es wäre schöner gewesen, stattdessen gemeinsam mit ihnen durch die Welt zu ziehen, vielleicht im 2er oder 3er Team, um die Kräfte miteinander zu kombinieren oder sogar zwischen den Figuren hin und her zu wechseln. So arbeiten wir uns durch eine Open World, in der wir eher nur schnell hin und her reisen, überspringen ewig lange Dialoge und Mühen uns in wenig ansprechenden Kämpfen ab.

Schöne (Marine-)Insel

Während das Gameplay von „One Piece: World Seeker“ eher nicht überzeugen kann, kann man dies von der Grafik nicht behaupten. Die einzelnen Areale und Städte sehen sehr ansprechend aus und bestechen alle durch ihren eigenen Charm. Es gibt viele kleine Details zu entdecken, die passend abgestimmt sind. Zudem tummeln sich vereinzelt Bewohner durch die Städte, mit denen man sich unterhalten kann, oder die das ein oder andere Mal auch Ruffys Hilfe benötigen. Die Städte wirken dadurch recht lebhaft, auch wenn sich die Charaktermodelle genau so selten unterscheiden wie bei den Marinesoldaten und Piraten. Dafür sehen sie allerdings sehr ansprechend aus und passen hervorragend in das gewohnte Anime-Setting, auch wenn der Fokus hier und da zu oft auf den „weiblichen“ Merkmalen liegen. PS1-Lara Croft lässt grüßen. Und leider lassen auch hier und da die Witze zu wünschen übrig. Es ist halt beim dritten Mal nicht mehr lustig, wenn die Bewohner denken, Brook wäre ein Geist und er auf widerliche Art versucht, an Damenunterwäsche zu kommen. Gehört zwar zum Charakter, muss man aber auch nicht übertreiben.

Wo man allerdings gespart hat ist bei den zahlreichen Zwischensequenzen und der Synchronisation. Mal bekommen wir ganze Videos geboten, die komplett vertont wurden und schön anzusehen sind, die meiste Zeit sind es jedoch nur liebelose Textpassagen, durch die wir uns mühevoll klicken müssen, und die, bis auf ein bis zwei Worte oder ein Lachen oder Schreien nicht synchronisiert wurden. Abwechslung sucht man allerdings hier eher erfolglos, denn die Figuren bleiben in diesen Passagen bis auf wenige Ausnahmen ihren „Signature-Moves“ treu, sprich, wir bekommen in einem Dialog dasselbe Lachen fünf Mal zu hören. Zusammen mit dem Fakt, dass die Texte und Dialoge viel zu lang sind, überspringen wir das meiste irgendwann nur noch. Doof nur, dass sich hier und da wichtige Informationen für unsere Missionen, wie etwa Fundorte, im Text verstecken, die sich nachträglich nicht mehr nachlesen oder abrufen lassen. Da hilft dann nur noch die verzweifelte Suche, oder Dr. Google.

Leider schafft es die Atmosphäre in „One Piece: World Seeker“ nicht wirklich, das ziemlich verkorkste Gameplay zu retten. Zwar bekommen wir eine ansehnliche Grafik geboten, dafür stimmt der Rest vorne und hinten nicht. Die Synchronisation ist in Sachen Stil nicht nur wild durcheinander gewürfelt, sondern auf Dauer leider nervig. Das sie rein asiatisch ist stört uns dabei gar nicht, da wir meistens eh nur kurze Sätze oder Ausrufe zu hören bekommen, und den Rest überspringen. Auch sonst fehlt es dem Titel an Abwechslung, Action und Spannung. Da ändern auch die wenigen Effekte und Animationen nichts dran, die wir meistens eh kaum sehen, da die Kamera selbst bei Fixierung unseren Feinden nicht folgt.

TEST – One Piece: World Seeker – Schiffbruch für Ruffy & Co.
“Bandai erleidet mit One Piece: World Seeker ziemlichen Schiffbruch! Groß waren die Hoffnungen in den neuen Titel, herausgekommen ist jedoch nur eine ziemliche Enttäuschung. Ja, wir bekommen eine einzigartige, nie dagewesene Story geboten. Ja, wir haben Open World und Rollenspielelemente. Beides leider mehr schlecht als recht. Dazu haben wir leider auch ein schlechtes Kampfsystem, viel zu lange Dialoge, kaum Abwechslung im Missionsdesign und können dann, nachdem wir unsere Crew zusammengesucht haben, nicht mal mit dieser umherziehen. Es fehlt dem Titel einfach an allen Ecken und Enden. Wahre Fans werden vielleicht irgendwo ihre Freude am Spiel finden, und wenn es nur die Story ist, für alle anderen wird es allerdings schwer, bis zum Ende auch nur ernsthaft durchzuhalten. Chance vertan, wirklich Schade!”
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