New York City, ein Virus bricht aus und lässt die Stadt zu einer riesigen Quarantäne-Station werden. Der Antiheld, dessen Rolle man übernimmt, ist infiziert und kann somit zu einer todbringenden Gefahr mit übermenschlichen Kräften werden. Einer gegen alle ist das Motto. Klingt alles sehr bekannt! Die Rede ist von Prototype 2, für dessen Entwicklung sich wieder Radical Entertainment verantwortlich zeigt.
Seit dem ersten Teil hat sich einiges geändert, denn man übernimmt nicht mehr die Kontrolle von Alex Mercer, sondern von Sgt. James Heller, ein ehemaliger US Marine, der glaubt, dass Alex Mercer für den Tod seiner Familie verantwortlich ist und nun nach Rache sucht. So trifft Heller auch gleich zu Beginn des Spiels auf den Mörder seiner Familie, hat im Kampf gegen Mercer aber keine Chance und wird zudem noch von seinem Virus infiziert. In Folge dessen ist man nun mit ähnlichen Fähigkeiten wie der Erzfeind ausgestattet und sprintet, springt und gleitet fort an nur noch durch und über die Stadt. Pater Guerra, als neuer Begleiter, wird sehr schnell zu einer wichtigen Hilfe, um all die Fragen die wir haben und die noch aufkommen werden, zu beantworten.
Wie auch schon im ersten Teil spielen die Blackwatch und Gentek eine wichtige Rolle in der Story. Blackwatch ist eine Spezialeinheit des Militärs, die da dafür verantwortlich ist, den Virusausbruch einzudämmen. Gentek ist eine Unterorganisation, die den Virus erforscht. Selbstverständlich geht in den beiden Organisationen nicht alles mit rechten Dingen zu. Deswegen sieht sich Sgt. Heller die Sache genauer an und erfährt so Stück für Stück was hinter den Blackwatch, dem Virus und dem Todfeind Mercer wirklich steckt. Mehr soll an dieser Stelle nicht zur Story verraten werden. Insgesamt ist die Geschichte spannend erzählt und es gibt einige Wendungen. Story-relevante Informationen bekommt man im Spiel über kurze Telefonate und gerenderte Zwischensequenzen vermittelt.
New York sieht deutlich besser aus als im Original von 2009. Bei Passanten, Infizierten und Soldaten gibt es mehr Charaktermodelle, bei Fahrzeugen ist die Vielfalt nun deutlich größer und auch Häuserfassaden haben an Details gewonnen. Das lässt die komplette Stadt lebendiger wirken und insgesamt ist alles schön anzusehen. Die Zwischensequenzen werden im „Sin City-Style“ präsentiert – schwarz/weiß mit einigen Farbtupfern. Das Konzept passt sehr gut zusammen und spiegelt die düstere Grundstimmung des Spiels wieder, sowie sind die Cut-Scenes schön anzusehen. Bei Gefechten geht es immer heiß her. Es fliegen Raketen, dutzende Soldaten feuern auf einen mit allem was sie haben und zur gleichen Zeit muss man teilweise auch noch mit dem ein oder anderen Panzer, Helikopter und Brawler fertig werden. Man kämpft mit einer rasenden Geschwindigkeit und die Kampf-Animationen werden flüssig dargestellt. Dabei bleibt die Framerate immer stabil und weder Tearing, noch Pop-Ups sind uns negativ ins Auge gefallen. Prototype 2 kann visuell überzeugen und kleinere grafische Unzulänglichkeiten verzeiht man dem Spiel sehr schnell oder sie fallen einem erst gar nicht auf.
Hellers Arme können verschiedene Formen annehmen. So werden die Extremitäten zum Beispiel ganz schnell zu einem Schwert oder Krallen; oder auch zu beidem gleichzeitig. Während man sich im ersten Teil für eine Mutationsform entscheiden musste, kann man sich jetzt auf zwei festlegen und diese parallel nutzen. So ergeben sich einige sehr wirkungsvolle Kombinationen. Zur Abwehr lässt man die Arme einfach zu riesigen Schutzschilden werden. Drückt man die Block-Taste im richtigen Moment, kann man Geschosse wie Raketen direkt zum Absender zurückschicken und gegnerische Angriffe kontern. Das ist sehr hilfreich, da man so schon Schaden verursachen kann, bevor man überhaupt angreift. Die Mutationsformen werden wieder über ein Auswahlrad gewählt und auch sonst gibt es kaum Unterschiede zur Steuerung von Teil 1.
Einige Neuerungen gibt es aber dennoch. Um Energie zu tanken, können Passanten, Soldaten und Infizierte absorbiert werden. Verleibt man sich jemanden ein, wird der Lebensbalken wieder ein Stück aufgefüllt und Sgt. Heller kann die Identität dieser Person übernehmen. Ein Druck auf [L3] löst eine Art Umgebungsscan aus, mit dem man Leute jagen kann. Dabei färbt sich alles rot ein und von der gesuchten Person geht eine Art kreisförmige Schallwelle aus. Im Zentrum finden wir unser Opfer. Dieses neue Feature müssen wir öfters einsetzen, um wichtige Personen zu finden, deren Informationen wir benötigen. Das Ortungssystem hilft uns aber nicht nur beim Aufspüren bestimmter Personen. Man verbringt auch viel Zeit damit, sich Zutritt zu Gentek- und Blackwatch-Einrichtungen zu verschaffen. Dafür benötigt man meistens die DNA eines Mitarbeiters. Da ist es praktisch, dass man Menschen auch heimlich, still und leise absorbieren kann, wenn sie keiner im Blick hat. Hier hilft wieder der Umgebungs-Scan, denn leuchtet unser Objekt der Begierde weiß auf, haben wir freie Bahn. Leuchtet es rot, wird die Person von jemandem beobachtet und unser Jagdblick zeigt uns sogar von wem. So kann man erst die Beobachter verschwinden lassen, um sich danach des eigentlichen Ziels anzunehmen, oder man nutzt eine weitere Neuerung, die Bio-Bombe. Dabei sucht man sich eine Person aus, aber anstatt sie zu absorbieren, infiziert man sie. Nach ein paar Augenblicken explodiert das Opfer und reißt im besten Fall gleich noch ein paar andere in der näheren Umgebung mit in den Tod. Das sorgt für reichlich Ablenkung und man kann sich in all dem Durcheinander seinem Hauptziel widmen.
Während der Kämpfe füllt sich die Anzeige für den Spezialangriff, wie dem Devestator. Allerdings kann sich Heller auch ab einer bestimmten Stelle in der Story Verstärkung in Form von Brawler (blutrünstige Mutanten) holen und ihnen bestimmte Angriffsziele geben. Damit kann zusätzlich mächtiger Schaden verursacht werden und man hat das Gefühl, eine kleine Armee zu steuern. Mit Panzern und Helikoptern gibt es nun auch mehr Interaktionsmöglichkeiten. Man kann sie nicht nur kapern, sondern auch entwaffnen und die Waffe selbst verwenden; oder sie mit einem Move sofort zerstören. Setzt man seine Fähigkeiten und zur Verfügung stehenden Mittel richtig ein, ist man quasi unbesiegbar. Einfach drauf los stürmen und sich durch die Gegnerhorden metzeln, führt mit zunehmendem Spielverlauf aber nicht zum Erfolg. Zu den zahlreichen gegnerischen Soldaten gesellen sich oft noch ein paar schwerere Brocken. Es ist ratsam auch in der Hitze des Gefechts immer wieder ein Auge auf den Energiebalken zu werfen. Ist die Energie fast komplett leer, warnt einen das Spiel mit einem schwarz/weiß Bildschirm, dessen Warnung man ernst nehmen sollte, denn nach 1-2 weiteren schweren Treffen ist Feierabend und man sieht den Game Over Screen schneller als einem lieb ist. Es spielt also auch ein gewisses Maß an Taktik eine Rolle.
Die Stadt ist in drei Zonen aufgeteilt, zwischen denen man sich per Hubschrauber fortbewegen kann. In den Zonen kann man sich frei bewegen und während man von Auftrag zu Auftrag düst, stößt man hier und da auf Sammelobjekte, Events (Checkpointrennen, Zielspringen etc.), Nebenaufträge und immer mal wieder einen Bau (ähnlich der Hives aus Teil 1), den man säubern kann. Für das Säubern, Einsammeln und Absolvieren von Events gibt es allerdings nicht nur XP, sondern auch Mutationen und Verbesserungen, von denen es reichlich zu finden gilt. Das bringt uns zum Level-System. Hat man wieder genug XP gesammelt, steigt Heller in der Evolutionsstufe auf. Für jeden Level-Aufstieg bekommen wir einen Skill-Punkt, den wir in verschiedenen Kategorien verteilen können. Damit können wir unsere Sprint-, Spring- und Gleitfähigkeiten verbessern, den Energiebalken vergrößern etc. Bestimmte Mutanten und Soldaten sind mit Symbolen markiert. Absorbiert man diese, verbessert man die eigenen Mutationen und die Fähigkeiten der Waffen. MGs, Raketen- und Granatwerfer. Ob man allerdings wirklich auf Waffengewalt setzt oder sich lieber auf seine Mutantenfähigkeiten verlässt, bleibt jedem selbst überlassen.
Neben den Verbesserungen der Mutationen und Waffenfertigkeiten, können auch einzelne Attribute von Heller verbessert werden. Diese unterteilen sich in Fähigkeiten für die Offensive, Defensive, Fortbewegung und anderes. Insgesamt ist das Aufleveln Hellers recht umfangreich und man hat oft die Qual der Wahl, wofür man seine gewonnen Erfahrungspunkte einsetzt. Auch bei Prototype 2 merkt man, dass Rollenspielaspekte immer mehr in anderen Genres Verwendung finden. Das ist durchaus positiv zu bewerten, denn so kann man Sgt. James Heller besser an seinen Spiel- und Kampfstil anpassen. Vor allem im Kampf gibt es einiges an Tasten zu drücken, woran man sich im weiteren Spielverlauf schnell dran gewöhnt.
Der Sound ist solide und es gibt eigentlich nichts zu meckern. Die musikalische Untermalung ist dezent und passt immer zum Geschehen auf dem Bildschirm. In Gefechten knallt und kracht es an allen Ecken und Enden. Die Dialoge in den Zwischensequenzen und über Handy sind gut zu verstehen. Die getestete USK-Version kommt mit englischer Synchronisation und deutschen Untertiteln daher, was beim Original noch ganz anders war.
Nun, ohne Zensur hätte es Prototype 2 wohl nicht in deutsche Regale geschafft. Allerdings wurde die Schere nur leicht angesetzt und lediglich Zivilisten können nicht zerstückelt werden. Rote Pixelsoße fließt trotzdem reichlich.
Offizielle Homepage: prototype2game.com