TEST: GTA V – Rockstar hat es noch immer drauf

By Patrick Held 10 Comments
13 Min Read

Endlich steht der Release von GTA V vor der Tür. Der Tag, den sich sowohl Fans, als auch Entwickler Rockstar sehnlichst herbei gewünscht haben. Nach einem harten Kampf seitens Rockstars, alle Informationen zu blockieren, sowie einen vorzeitigen Release zu unterbinden, kann nun endlich genossen werden, was man dort erschaffen hat. Bereits innerhalb weniger Stunden flatterten die ersten Bewertungen mit Top-Werten zwischen 9-10 Punkten durch das Netz. Doch ob dieser Hype, sowie die Bewertungen wirklich zutreffend sind, kann nur ein eigener Test zeigen. Also: Auf nach Los Santos!

Das Spiel beginnt neun Jahre vor der eigentlichen Handlung. In dem Prolog, der gleichzeitig den wichtigsten Teil des Tutorials darstellt, überfällt man mit Franklin, einem der größten Gangster seiner Zeit und seinen beiden ehemaligen Komplizen, eine Bank und versucht mit dem Geld zu flüchten. Leider geht der Überfall furchtbar schief, weshalb Franklin einen Schlussstrich unter dieses Kapitel seines Lebens zieht.

In der heutigen Zeit beginnt das Spiel mit dem afro-amerikanischen Franklin, der sein Geld damit verdient, nicht bezahlte Fahrzeuge einzukassieren- und das nicht immer unbedingt auf die legale Art. Franklin ist der typische GTA-Charakter: Ein kleiner Mann, der das große Geld anstrebt und sich dabei auch die Hände schmutzig macht, wenn es nötig ist. Jemand, der in einer kleinen, heruntergekommenen Hütte lebt und auf dicke Hose macht. Nach einiger Zeit lernen die beiden Charaktere sich auf interessante Weise kennen und setzen sich gemeinsam mit dem dritten Gangmitglied, dem psychopathischen Drogendealer Travis das Ziel in den Kopf, in’s ganz große Business einzusteigen.

Gameplay und Steuerung

Das Gameplay ist echt unfassbar umwerfend. Immer wieder wird man mit verschiedenen Aufträgen und Missionen konfrontiert, wird vor sehr abwechslungsreiche Aufgaben gestellt und dabei ausgezeichnet unterhalten. Jede Mission ist dabei nahezu einzigartig und glänzt mit Witz und Spannung. Die Steuerung ist dabei hervorragend intuitiv, als hätte man nie etwas anderes gespielt. Zielen, laufen, Deckung suchen; alles wurde gut und einfach umgesetzt. Besonders positiv fällt die Fahrzeugsteuerung auf, bei der Rockstar wirklich ganze Arbeit geleistet hat. Vor allem das Autofahren ist nicht mehr die nervige Schlitterpartie, wie noch bei GTA IV, sondern macht nun wirklich Spaß, sind sehr realitätsnah und regt zu langen Fahrten durch Los Santos an. Und wer weiß, ob man nicht unterwegs ein paar Nebenmissionen von den sogenannten „Fremden und Freaks“ annehmen kann, um sich ein bisschen was dazu zu verdienen?!

Im Allgemeinen ist die gesamte Welt von Los Santos unglaublich groß und weitläufig gestaltet. Umfangreich sind auch die Möglichkeiten, sich darin auszutoben. Frei nach dem Motto „Ich tue, was ich will, wann ich es will, wo ich es will und mit wem ich es will“. Egal, ob man mit seinem Partner eine Runde Dart spielen, mit einer potentiellen Geliebten etwas trinken oder alleine in ein Striplokal gehen will; die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Und genau so sollte es bei einem echten Sandbox-Spiel auch sein! GTA V versprüht ein warmes Gefühl von einem virtuellen Leben, einem „Second Life“, in dem man sich schon nach kurzer Zeit wie zu Hause fühlt, inklusive eigenem Hund, Haus und Boot.

Gut, dass auch in Los Santos die Zeit nicht stehengeblieben ist. Durch die neuen Möglichkeiten der Technik kann man von überall aus per Smartphone seine E-Mails checken, surfen, oder Fotos machen, die dann in der Galerie gespeichert werden. Außerdem können, wie schon in „GTA-San Andreas“ sowohl die Hauptfiguren, als auch Fahrzeuge, nach Belieben angepasst werden. So verpassen wir Frankie mal schnell ein paar nette Dreadlocks und Micheal ein paar neue Felgen und einen Turbolader für sein Auto. Ein Feature, das in GTA IV definitiv gefehlt hat. Außerdem können die verschiedenen Fertigkeiten, wie Schussgenauigkeit oder Fahrzeugkontrolle, durch verschiedenes Training verbessert und optimiert werden, um bestens für mögliche Überfälle gerüstet zu sein.

Anders als in den restlichen Grand Theft Auto-Ablegern hat man es nicht mehr nur mit einem einzelnen Anti-Helden zu tun, sondern kann in die Rolle der drei völlig verschiedenen Figuren schlüpfen, um die sich die Story dreht. Wer befürchtet, dass durch diese gravierende Veränderung das ursprüngliche GTA-Gefühl verloren geht, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Neuerung erweitert das Spielerlebnis innerhalb des Singleplayer ungemein und geht durch die einfache Umsetzung (Pfeiltaste unten drücken und mit dem rechten Stick den Charakter auswählen) leicht von der Hand. Die Möglichkeit, auch innerhalb von Missionen zu wechseln, erschließt völlig neue Wege sein Ziel zu erreichen.

Doch das ist nicht die einzige Neuheit. Auch gibt es nun einen „Schleich-Modus“, in welchem man sich an die Gegner heranpirschen und diese dann überraschen kann. Dadurch ergeben sich zwei Arten, wie man einen Auftrag angehen kann: entweder agressiv-direkt oder subtil-leise. Je nach Vorgehen kann man seine Ausrüstung anpassen, sowie verschiedene Teammitglieder hinzufügen, die im Laufe der Story freigeschaltet werden und ihre eigenen Spezialfertigkeiten besitzen. Dadurch stehen eine Vielzahl an Optionen zur Verfügung und Missionen können auf unterschiedliche Weise wahrgenommen werden.

Die dritte Erweiterung besteht in verschiedenen Herausforderungen, welche man während einer Mission absolvieren kann, wie etwa keine Schäden an eurem Fahrzeug zu verursachen oder die Mission in einer gewissen Zeit zu beenden. Dementsprechend bietet sich auch die Möglichkeit, Missionen erneut auszuwählen, um die fehlenden Herausforderungen abzuschließen und so eine Goldmedaille zu erhalten.

„GTA V“ schafft es wieder einmal imposant, den Spieler mit vielen verschiedenen Möglichkeiten zum Zeitvertreib zu verwöhnen und fesselt damit innerhalb weniger Sekunden. Man will immer mehr sehen, immer schnellere Autos fahren und immer mehr verrückte Sachen erleben, die in Los Santos an jeder Ecke stattfinden. Es vereint die unterschiedlichsten Spielgenre in sich: Mal Rennspiel, mal Actionblockbuster und alles unter dem Zeichen eines Open-World-Meisterwerkes.

Grafik und Atmosphäre

Die Grafik von Grand Theft Auto V sieht wirklich gigantisch gut aus. Überall in der Stadt sind kleine Details versteckt, die Figurenmodelle wurden klasse umgesetzt und auch der Einsatz von Licht und Schatten ist hervorragend umgesetzt worden. Die Bewegungsabläufe sehen wahnsinnig realistisch aus und vermitteln ein besonderes Gefühl von Natürlichkeit. Nur selten kommt es vor, dass Kanten leicht flimmern oder das Bild weiter nachgeladen werden muss. Das ist jedoch wirklich Meckern auf hohem Niveau und schadet dem Spiel kein Stück, wenn man bedenkt, was alles gleichzeitig in Los Santos los ist.

Sowohl die typischen Verfolgungsjagden, die wir uns mit Gegnern oder unserem „Freund und Helfer“ leisten, als auch die verschiedenen Haupt- und Nebenmissionen wurden spannend in Szene gesetzt und gliedern sich flüssig in den gesamten Spielverlauf ein. Im Allgemeinen wurde auf große Cutscenes verzichtet, stattdessen werden Szenen meist aus dem laufenden Spiel heraus flüssig aufgenommen und beendet, ohne einen großen Versatz entstehen zu lassen. Das Gesamtpaket erscheint dadurch mehr aus einem Stück und weniger zerhackt.

Besonders hervorzuheben sind die vielen realistischen Details und Bewegungen, die innerhalb des Spiels umgesetzt wurden. Rufen wir während der Fahrt unser Smartphone auf, achtet unsere Figur nicht mehr auf die Straße. Drehen unsere Reifen im Sand durch, fliegt dieser im hohen Bogen durch die Luft. Sogar Dächer von Cabriolets lassen sich nun endlich öffnen, damit uns die Sonne auf den Kopf scheinen kann. Selbst in der zum ersten Mal entworfenen Unterseelandschaft wimmelt es vor Pflanzen und Fischen jeder Größe, die sich in der Strömung ganz natürlich hin und her bewegen. Zusammen mit den vielen Anpassungsmöglichkeiten entsteht so eine atemberaubene Atmosphäre.

Nebenher gibt es selbstverständlich noch den klassischen GTA-Humor, der sich herrlich schwarz sowohl über politische Systeme, als auch über soziale Begebenheiten lustig macht. Beispielhaft sind dafür das Social Network „lifeinvader.com“ oder das Unternehmen „iFruit“, zu denen sich jeder die passenden Assoziationen wohl denken kann. Immer wieder kommt es auch innerhalb der Story zu Erlebnissen, bei denen man sich selber die Frage stellt: „Ist das gerade echt passiert?!“ Außerdem ist GTA V, wie schon seine Vorgänger, ein Spiel, dass durch den massiven Gebrauch von Schimpfworten und der englischen Synchronisation perfekt dazu geeignet ist, praxisbezogene Vokabeln zu erlernen.

Spaß beiseite: Sowohl die Synchronisation, als auch diese Art von Humor sorgen für eine sehr passende Stimmung, wie sie für dieses Spiel eben auch sein muss. Sie unterstützt perfekt die Geschichte unserer drei Freunde, zu denen man schnell eine enge Bindung aufbaut. Der Ex-Gangster, der mitten in der Midlife-Crisis steckt und versucht, wieder etwas Action in sein Leben zu bekommen ist ebenso faszinierend wie seine zwei Kollegen. Jeder von ihnen schafft es, durch seine eigene Art und seine eigenen Probleme den Spieler auf eine völlig unterschiedliche Weise zu erreichen und zu fesseln, weshalb man gar nicht mehr aufhören will, sich mit den Figuren zu beschäftigen. Ein perfekter Mix aus Witz und Dramaturgie. Einfach grandios!

ABER: Einen Kritikpunkt gibt es! Da man die meiste Zeit mit dem Auto unterwegs ist, hört man auch viel Radio. Diese Sender sind jedoch nicht zeitgemäß umgesetzt worden. Es gibt auf den vielen Sendern, die alle einem gewissen Musikstil zugeordnet wurden, jedoch durchweg ältere Titel im Programm, die nur selten wirklich im Ohr hängen bleiben. Sollte sich doch solch einer finden lassen, so hat man keine Chance, sich diesen Titel sofort nochmals anzuhören, sondern muss warten, bis er von selbst nochmals gespielt wird. In Zeiten, in denen fast jedes Autoradio ein CD-Laufwerk besitzt, wäre es doch wohl angebracht gewesen, auch seine eigene Musik hören zu können. Die Musikauswahl im Spiel ist dennoch nicht schlecht, aber etwas könnte noch an diesem System gefeilt werden.

GTA Online und iFruit-App

Wie fast schon zum Standard gehört zu jedem guten Spiel auch ein guter Multiplayer. Leider wird „GTA Online“ erst Anfang Oktober veröffentlicht, weshalb ein Test davon vorerst einmal ausfällt. Bekannt ist jedoch schon, dass es sich um eine riesige, offene Spielwelt handelt, in der die Spieler in verschiedenen Herausforderungen und Missionen gegeneinander antreten oder miteinander arbeiten werden. Außerdem kann man eigene Wohnungen, Fahrzeuge und noch vieles mehr erwerben, um so seine Online-Realität weiter auszubauen und zu einem Luxusleben zu machen.

Des Weiteren gibt es eine App namens „iFruit“, welche ein wenig „Augmented reality“ entstehen lassen soll. Über die App hat man die Chance, seine Wagen auch von unterwegs zu tunen, seinen Hund Chop zu trainieren oder auf seine lifeinvader-Seite zuzugreifen. Eine nette Idee, die das Spielerlebnis noch mehr vertieft.

TEST: GTA V – Rockstar hat es noch immer drauf
Obwohl im Vorfeld bereits klar war, dass "Grand Theft Auto V" ein grandioses Spiel wird, wurden alle Erwartungen definitiv noch einmal übertroffen. Der Titel bietet so ziemlich alles, was ein nahezu perfektes Spiel besitzen muss: Eine grandiose Story, eingeflochten in eine weitläufige und unfassbar detailreiche Umgebung, in der einem unzählige Möglichkeiten geboten werden, das Game zu spielen, wie man es selbst will. Unterstützt wird das ganze von einer mehr als intuitiven Steuerung, einer selten so packenden Atmosphäre und einer Top-Grafik. Rockstar hat das fast Unmögliche vollbracht und nochmals eine Schippe oben drauf gelegt, mit neuen Ideen überrascht und mit verbesserten Konzepten überzeugt. Sowohl die massive PR, als auch der extreme Hype um GTA V sind vollkommen gerechtfertigt. Einer der absolut Must-Have Titel dieser Generation.
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