Der Wind dreht sich, und nicht nur im Weißen Haus mit Donald Trump als neuer US-Präsident, sondern auch in der Spieleindustrie. Eine neue Welle von Anti-Woke-Stimmungen hat sich entfaltet und scheint nicht nur die politischen Landschaften zu beeinflussen, sondern auch die virtuelle Welt der Videospiele.
Dies zeigt sich besonders an der Reaktion auf Kingdom Come: Deliverance 2. Einige Spieler sind mit bestimmten Inhalten des Spiels unzufrieden, was zu Behauptungen über stornierte Vorbestellungen und sinkende Verkaufszahlen geführt hat. Doch der Autor des Spiels, Daniel Vávra, hat diese Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärt, dass diese Gerüchte schlichtweg nicht wahr seien.
Marktverhalten sei völlig normal
Im Zentrum der Kontroverse steht eine Behauptung, dass Kingdom Come: Deliverance 2 möglicherweise in Saudi-Arabien verboten werden könnte, weil es eine gleichgeschlechtliche Romanze enthält. Vávra konterte diese Behauptung und erklärte, dass das Verkaufs- und Rückgabeverhältnis der Vorbestellungen des Spiels genauso stabil geblieben sei wie vor der Kontroverse. Doch auch die Frage, warum das Spiel in den Steam-Charts an Position verloren hat, beantwortete Vávra mit der Feststellung, dass zahlreiche andere Spiele ebenfalls Rabatte erhielten und daher die Verkaufszahlen von Kingdom Come im Vergleich zurückgingen. Für das Spiel Monster Hunter: Wilds, das keine derartigen Kontroversen auslöste, zeigte sich ein ähnliches Phänomen.
Vávra wies auch darauf hin, dass Kingdom Come: Deliverance 2 keine Szenen beinhalte, die nicht übersprungen werden können, und gleichgeschlechtliche Romanzen schon im ersten Teil des Spiels vorkamen. Eine weitere Kritik richtete sich gegen die Einführung einer schwarzen Figur im neuen Spiel, woraufhin Vávra erklärte, dass die Stadt, in der diese Figur auftaucht, deutlich vielfältiger sei als die Dörfer des ersten Teils.
Kritik ist nicht neu, juckt den Entwickler aber nicht
Die Kontroverse rund um Vávra ist nicht neu. Bereits beim ersten Teil von Kingdom Come: Deliverance wurde er wegen seines angeblich mangelnden Fokus auf Diversität kritisiert. Ironischerweise stellt er sich jedoch oft auf die Seite jener Spieler, die gegen eine zunehmende Diversifizierung in Spielen sind, was die aktuelle Situation besonders paradox erscheinen lässt. Bereits im Dezember sorgte Vávra für Aufsehen, als er Dragon Age: The Veilguard aufgrund seiner „Wokeness“ ins Visier nahm – ein Spiel, das von vielen der gleichen Spieler abgelehnt wird, die nun gegen Kingdom Come: Deliverance 2 wettern.
Trotz der hitzigen Debatten bleibt unklar, ob Vávra und sein Team mit den Anti-Woke-Kritikern in der Spielergemeinde einen echten Trend anstoßen oder ob es sich nur um eine vorübergehende Empörung handelt. Die Verkaufszahlen von Kingdom Come: Deliverance 2 scheinen zumindest in keinem dramatischen Einbruch zu enden – zumindest nicht nach den derzeit verfügbaren Daten. Ein spannendes Bild für die Zukunft der Spieleindustrie, in der der Wind für die Entwickler zunehmend kälter zu wehen scheint, wenn sie nicht der richtigen Strömung folgen.