Mit Atomfall hat das britische Studio Rebellion offenbar einen Nerv getroffen. Der Shooter, der irgendwo zwischen post-apokalyptischem B-Movie und Taktik-Geballer à la Sniper Elite pendelt, hat nicht nur solide Kritiken eingefahren – er hat vor allem die hauseigenen Erwartungen übertroffen. CEO Jason Kingsley zeigt sich zufrieden, aber auch vorsichtig: Weitere Atomfall-Teile? Gerne – aber nur, wenn die Ressourcen stimmen.
Zwischen Indie-Spirit und AAA-Ambitionen
In einem Interview mit GamesIndustry.biz spricht Kingsley erstaunlich offen über die internen Grenzen des Studios. Rebellion, bekannt für Reihen wie Sniper Elite, Zombie Army oder Strange Brigade, ist kein Indie-Betrieb mehr – aber auch kein AAA-Gigant mit grenzenlosem Budget. „Wir können es uns buchstäblich nicht leisten, 200 Millionen für ein Spiel auszugeben. Wir haben einfach keine 200 Millionen“, sagt er nüchtern. Dafür sei man aber erstaunlich gut darin, mit begrenzten Mitteln große Wirkung zu erzielen – eine Disziplin, die sich bei Atomfall einmal mehr bewiesen habe.
Besonders positiv erwähnt Kingsley den Release auf dem Xbox Game Pass. Der Abo-Dienst habe es ermöglicht, eine größere Zielgruppe zu erreichen – und das bei einem vergleichsweise kleinen Projekt. „Sie haben ihr Können und ihre Kompetenz in unser kleines Projekt eingebracht, und es hat sich für sie wirklich sehr gut entwickelt“, erklärt er. Das klingt nicht nur wie ein Lob für Microsoft, sondern auch wie ein realistischer Weg für mittelgroße Studios, sich gegen Blockbuster-Konkurrenz zu behaupten.
Atomfall 2 durchaus ein Thema
Was die Zukunft betrifft, zeigt sich Kingsley motiviert, aber nicht überstürzt. Mehr von Sniper Elite? Ja. Mehr Zombie Army? Möglich. Und Atomfall? „Jetzt sieht es so aus, als wollten wir mehr von Atomfall machen“, sagt er – fast überrascht. Die Lust ist da, das Publikum ebenfalls. Nur das Budget fehlt noch.
Bis dahin bleibt Atomfall ein schönes Beispiel dafür, wie ein mutiges Projekt zwischen den typischen Markt-Kategorien seinen Weg finden kann – wenn das Marketing stimmt, der Game Pass hilft und die Fans mitziehen. Ob Rebellion daraus eine neue Serie formt, hängt am Ende wohl weniger vom Willen als von der Finanzierung ab. Aber wer weiß – vielleicht liegt gerade darin das Erfolgsrezept.