Die „Killerspiele“ sind zurück, Bundesinnenminister de Maizière sucht Schuldigen für Amoklauf (Update)

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Es ist eigentlich ein Phänomen des vergangenen Jahrzehnts, bei dem sogenannte „Killerspiele“ für alles und jeden verantwortlich gemacht wurden, was in der Welt so schief läuft. Klar, ein Medium, das sich selbst nicht verteidigen kann, ist immer das leichteste Opfer, also warum es nicht mal wieder so probieren.

Beim Amoklauf in München am vergangenen Freitag, bei dem 10 Menschen, inklusive dem Schützen ums Leben gekommen sind, sind zwar noch sehr viele Fragen offen, handfeste Fakten zu den Umständen wurden aber mal wieder überschnell präsentiert. Interessant, wenn nicht eher mal wieder ein völlig dummer Schnellschuss unserer Regierung, kam da von unserem Bundesinneminister, Thomas de Maizière (CDU), der ein „unerträgliche Ausmaß von gewaltverherrlichenden Spielen“ als mitverantwortlich für den Vorfall sieht. Seiner Ansicht nach sei es nicht zu bestreiten, dass solche Medien einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft haben und zu solchen Taten geradezu inspirieren würden. Das Gleiche könnte man aber auch genauso gut von Filmen, Musik oder ganz einfach den täglichen Nachrichten behaupten, nur die werden eher seltener in diesem Zusammenhang ins Rampenlicht gezerrt.

Gegenwind kam umgehend

Ob gewalttätige Videospiele tatsächlich zu einem veränderten oder gar negativen Verhalten in der Gesellschaft führen, wurde bereits in vielen Studien untersucht, einen eindeutigen Beleg dafür gibt es aber bis heute nicht. So kommentierte Medieninformatiker Maic Masuch die Aussage von Herrn de Maizière umgehend damit, dass, wenn es noch nicht einmal Wissenschaftler schaffen, diesen Beweis zu erbringen, es ganz sicher auch kein Minister unserer Regierung kann. Die Thematik sei viel komplex und habe somit nichts in Wahl-Slogans von Politikern verloren, die sich darüber profilieren möchten.

Insofern sollte man diese Aussage als das abtun was sie ist – ein typischer und unbedachter Schnellschuss unserer Regierung, die sich in letzter Zeit zunehmend häufen, egal bei welchen Themen.

Update: Bundesverband meldet sich sich Wort

Nachdem auch heute noch in den Nachrichten über München immer wieder Videospiele als mögliche Auslöser zitiert werden, meldet sich nun der GAME Bundesverband zu Wort und fordert damit aufzuhören, Computer- und Videospiele für derartige Gewalttaten verantwortlich zu machen.

Nach dem schrecklichen Amoklauf in München haben es bedauerlicherweise viele Medienvertreter aber auch Mitglieder der Bundesregierung versäumt, zunächst innezuhalten und der Opfer angemessen zu gedenken, heißt es hier. Nachdem andere Motive ausgeschlossen wurden, verfällt man in alte Verhaltensmuster und sucht die nächst beste Erklärung, nämlich die sogenannten „Ballerspiele“. Dies geschieht leider wie häufig in der Vergangenheit ohne konkrete Kenntnis der Ereignisse oder der kritisierten Produkte.

„Wieder einmal werden bestimmte Computer- und Videospiele – und damit auch ihre Schöpfer – stigmatisiert. Ein monokausaler Zusammenhang zwischen gewalthaltigen Medien und realer Gewalt ist jedoch wissenschaftlich nicht belegbar“, so Frau Prof. Dr. Breitlauch von der Hochschule Trier.

Es ist zweifelsfrei richtig, dass labile Menschen mit gewalttätiger Neigung neben anderen Medien häufig auch Gewalt darstellende Spiele konsumieren. Dies jedoch als prägend oder ausschlaggebend für begangene Amoktaten heranzuziehen, greift zu kurz und ignoriert die damit oft verbundene psychische Erkrankung oder negative gesellschaftliche Faktoren. Gewalttaten resultieren aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren. Gleichzeitig führt das Zusammenkommen der Faktoren bei einer anderen Person als dem Täter nicht zu einer Gewalttat. Eine Monokausalität hilft nicht. Die Nutzung von Spielen ist den Symptomen denn den Ursachen zuzurechnen.

Es sollte jetzt ausschließlich darum gehen, sich um Fakten sowie Strategien einer effektiveren Prävention zu kümmern und den Angehörigen der Opfer zur Seite zu stehen. GAME Bundesverband ruft die Politik und insbesondere Bundesinnenminister Thomas de Maizière zu einer sachlich und wissenschaftlich fundierten Diskussion auf. Der GAME Bundesverband sieht es als seine Aufgabe, das Verständnis des Mediums „Computerspiel“ mitzugestalten, ist hierzu jederzeit gesprächsbereit und bietet Unterstützung mit seiner Expertise an.

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