Gescheiterte Fortsetzung von The Order: 1886 – Ein verpasster zweiter Akt

The Order: 1886 – Die verpasste Chance? Warum Sony eine Fortsetzung ablehnte und wie ein Jahr mehr Entwicklungszeit alles hätte ändern können.

Mark Tomson
[@] PlayFront since 2022 | based in London | Pixels, hardware & the occasional controversy
3 Min. Lesen

Es gibt Spiele, die mit einem Cliffhanger enden, nur damit die versprochene Fortsetzung nie erscheint. The Order: 1886 ist eines dieser tragischen Beispiele. 2015 als Exklusivtitel für die PlayStation 4 veröffentlicht, war es eines der ambitioniertesten Spiele seiner Zeit – eine cineastische Erfahrung mit atemberaubender Grafik, einer alternativen Geschichte im viktorianischen London und einer geheimen Bruderschaft, die gegen Werwölfe kämpft. Doch trotz seiner filmreifen Inszenierung verschwand die Marke in der Versenkung.

Was schiefgelaufen ist

Schon kurz nach dem Release war klar: The Order: 1886 spaltete die Spieler. Während die Grafik und die Atmosphäre gelobt wurden, hagelte es Kritik für die kurze Spielzeit, das lineare Gameplay und den hohen Fokus auf Quick-Time-Events. Viele sahen das Spiel mehr als Tech-Demo für die PS4 als vollwertiges Spielerlebnis. Hinzu kam, dass das Marketing eine weit größere spielerische Freiheit suggerierte, als das fertige Produkt letztlich bot.

Der Mitbegründer von Ready At Dawn, Andrea Pessino, hat sich zum gescheiterten Versuch des inzwischen geschlossenen Studios geäußert, eine Fortsetzung von The Order: 1886 zu entwickeln. In einem Interview mit MinnMax erklärte Pessino, dass nicht die Verkaufszahlen, sondern die Kritiken ausschlaggebend für Sonys Entscheidung gegen eine Fortsetzung waren. „Sony ist eine sehr stolze Gruppe und das zu Recht. Wenn die Kritikerreaktion nur in den 70ern gewesen wäre, hätten wir die Fortsetzung gehabt, davon bin ich überzeugt. Nur ein paar Punkte mehr und es wäre okay gewesen.“

Ein Franchise mit ungenutztem Potenzial

Das ist besonders bitter, weil das Spiel vielversprechende Grundsteine legte. Das düstere Steampunk-Setting, die epische Lore und die offenen Story-Fäden hätten einen perfekten Ausgangspunkt für eine Fortsetzung geboten. Das Ende des Spiels deutete an, dass die Hauptfigur Sir Galahad noch eine offene Rechnung mit der Bruderschaft hatte. Eine Fortsetzung hätte die Fehler des ersten Teils ausbügeln und aus The Order ein echtes Kult-Franchise machen können.

Ein weiteres Problem sei die enge Entwicklungszeit gewesen. Laut Pessino wurden viele der subtileren narrativen Elemente herausgeschnitten, um den Zeitplan einzuhalten. „Wir brauchten mindestens ein weiteres Jahr, aber wir haben es nicht bekommen, also dachten wir: schneiden, schneiden, schneiden.“

2018 wäre ein realistisches Startfenster für die Fortsetzung gewesen, die sogar einen Mehrspielermodus enthalten hätte. Eine Fan-Theorie, wonach das Spiel im Jahr 1986 spielen sollte, dementierte Pessino jedoch. Trotz der ambitionierten Ideen blieb The Order: 1886 letztlich ein einmaliges Experiment ohne Fortsetzung.

Gibt es noch Hoffnung?

In einer Zeit, in der immer mehr Spiele eine späte zweite Chance erhalten (Alan Wake 2, Dead Space Remake), bleibt die Hoffnung, dass The Order: 1886 vielleicht doch noch zurückkehrt. Sony besitzt weiterhin die Rechte, doch ohne den ursprünglichen Entwickler wird es schwer. Vielleicht erlebt der Titel eines Tages ein Comeback – aber bis dahin bleibt The Order: 1886 ein Paradebeispiel für eine gescheiterte, aber vielversprechende Spiele-Serie.

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