Das Thema Audio auf Konsolen spielte lange Zeit ein eher ungeordnete Rolle bei allen großen Hardwareherstellern. Hoffnung machte die PS5 und Sonys Vorstoß mit 3D-Audio, das man groß angekündigt hatte, dann aber nur zögerlich umsetzte. Inzwischen ergibt sich hier ein Bild, das Microsoft recht treffend beschreibt: Sony verschwendet zu viel Zeit auf Audio-Innovationen.
Generell sind Innovationen immer willkommen und oftmals nimmt Sony hier eine Vorreiterrolle ein. Beim Thema Audio hat man zuletzt jedoch versagt, kommt scheinbar aber erst dann zur Einsicht, wenn man damit „scheitert“.
Dolby Atmos für PS5 zeigt, mit 3D Audio ist man auf dem Holzweg
Eigentlich braucht man nicht mehr zu erwähnen, dass der Wunsch nach 3D-basiertem Audio in Spielen längst überfällig war, nachdem man bis zu PS4-Zeiten noch auf das eingestaubte 5.1 Format gesetzt hatte. Mit Dolby Atmos und DTS:X gab es sogar zwei etablierte Lösungen am Markt, die sich leicht in die PS5 implementieren ließen. Stattdessen versuchte Sony ein eigens 3D-Format durchzudrücken, das nicht nur lange auf sich warten lassen ließ, sondern auch gute drei Jahre nach der Ankündigung von keinem anderen Hersteller außer von Sony selbst und nur auf der PS5 aktiv unterstützt wird.
Zu Recht kommt man bei Microsoft zu der Auffassung, dass man hier zu viel Zeit auf Audio-Innovationen verschwendet hat, wie Liz Hamren, Former-Head of Platform Engineering and Hardware bei Xbox, im Übernahmeverfahren gegenüber der FTC äußerte. Das geht aus Dokumenten hervor, die jetzt vom Gericht (via The Verge) veröffentlicht wurden.
Darin ist zu lesen:
„Cerny verbrachte scheinbar unverhältnismäßig viel Zeit mit Audio-Innovationen“, während weitere Textstellen dazu geschwärzt wurden.
Dass man jetzt doch überraschend Dolby Atmos auf der PS5 anbietet, könnte man als gewisses Eingeständnis betrachten, dass es mit 3D Audio nicht weiter vorangeht und man es als „Notlösung“ aufgreift, um die anfänglichen Versprechen von 3D Sound endlich über sämtliche Hardware einzulösen. Es ist unwahrscheinlich, dass Sony ihr 3D Audio noch für Soundbars und Heimkinosysteme in dedizierter Form umsetzen wird, jetzt, wo man das weiter verbreitete Dolby Atmos hat.
Dass mit Insomniac Games nun ausgerechnet auch noch ein Sony eigenes Studios umgehend auf Dolby Atmos in Marvel’s Spider Man 2 umschwenkt, spricht nicht unbedingt dafür, dass 3D Audio eine große Zukunft hat. Bleibt abzuwarten, wie viele Studios und Entwickler hier folgen werden. Zumal Marc Cerny selbst Dolby Atmos als Premium-Erfahrung bezeichnet hat, mit dem Entwickler ihren Spielen eine eigene Audio-Signatur verpassen können.
Die nächste Baustelle wartet mit PlayStation Link schon
3D Audio wird vermutlich auch nicht einzige Baustelle bei Sony im Hinblick auf Audio bleiben. Mit PlayStation Link wagt man bereits den nächsten Versuch, um erneut einen eigenen Standard zu etablieren, der nur mit PlayStation funktioniert.
PlayStation Link wird in den neuen PlayStation Headsets und Earbuds integriert, das eine direkte Drahtlosverbindung vorerst mit PlayStation Portal ermöglicht. Für alles andere wird weiterhin ein Dongle oder halt eine Kabelverbindung vorausgesetzt.
Der Verzicht auf Bluetooth wird hier mit der technischen Limitierung des Standards begründet, um verlustfreies Audio zu ermöglichen. In diesem Fall ist es zumindest nachvollziehbar. Solange man das eigene Format allerdings wieder nur auf eigene Geräte anwendet und nicht als offenen Standard anbietet, kann man sich schon ausmalen, wohin die Reise damit geht.