Erdlinge, hier spricht Orthopox! Ein neues Zeitalter ist angebrochen, ein Zeitalter, in dem ihr – liebevoll Affen von uns genannt – dem furonischen Imperium untersteht, angeführt durch euren neuen Herrscher und Imperator Meningitis. Die Frage ist nur noch, werdet ihr euch kampflos ergeben? Besser wäre es, denn unser treuer Soldat Cryptosporidium-137 – kurz Crypto – bläst zum erneuten Angriff auf euren Planeten, und das gnadenloser als je zuvor, in diesem Remake von Destroy All Humans! – Mitleid ausgeschlossen!
Leckere Menschengehirne
Die Vernichtung der Erde ist dabei nur Mittel zum Zweck, denn die wahren Hintergründe unserer Invasion sind viel komplexer und gehen weit über euer Verständnis mit euren winzigen Gehirnen hinaus. Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass wir genau diese brauchen, um unser eigenes Überleben zu sichern. [Mjam!] Unsere moderne Klon-Technologie ist eurer Reproduktion-Methode zwar weit voraus, gäbe es da nicht ein kleines Problem, das langfristig das Überleben unserer Spezies gefährdet. Denn mit jedem neuen Klon geht auch ein Stück unserer DNA verloren, die nun ersetzt werden muss. Und das funktioniert am Besten durch eure leckeren Gehirne, die wir dazu ernten müssen. Wer ahnt an dieser Stelle schon, dass wir dabei in eine teuflische Verschwörung inmitten der US-Regierung schlittern, angeführt durch die mysteriöse Silhouette und die bis nach ganz oben ins Weiße Haus reicht?
Gemäß einem Remake wurde gar nicht so viel an der Story von Destroy All Humans! verändert. Noch einmal können wir in die späten 50er Jahre eintauchen, eine Zeit, in der der UFO-Kult seinen Höhepunkt hatte und wo jedes seltsame Ereignis sofort einer außerirdischen Macht zugeschrieben wurde. Ja, die Menschen damals waren schon etwas naiv und leicht zu beeinflussen, ein Umstand, der den Furons geradezu in ihre Alien-Patscher spielt – und die US-Regierung und Medien machen da auch noch fleißig mit, denn nur allzu leicht lässt sich jede Merkwürdigkeit auf die “roten Kommunisten” schieben. Da ist plötzlich die Rede von zwergwüchsigen Spionen, einem Chemieunfall oder gewaltigen Explosionen durch Sabotage. Aliens? Sowas gibt’s doch gar nicht!
Geradezu herrlich hat man die damalige Atmosphäre und Popkultur mit dem Remake eingefangen, glaubhaft und irgendwie schräg, wo Mann und Frau noch traditionelle Rollen einnahmen, der Rasen perfekt gemäht und die Welt einfach nur schön war. Was abseits des eigenen “Gartenzauns” passiert, wurde einfach ausgeblendet. So ein herrliches Leben, in das Crypto schon bald jede Menge Chaos bringen wird. Zwar werden damit gleich reihenweise Klischees und Stereotypen bedient, aber genau das erwartet man ja irgendwie auch von einem solchen Spiel. Dass der Humor dabei nicht zu kurz kommen darf, versteht sich von selbst – Kühe sind für Crypto lediglich “Nippel”, die Vertuschung der Alien-Invasion nimmt in den Zeitungen immer groteskere Züge an und von den seltsamen Gedanken der Menschen [wenn ich nicht bald einen Kommunisten erschießen kann, dann …] möchte man erst gar nicht anfangen.
Anal-Sonden, Gehirn-Extractor und ganz viel Wumms
Um der eigenen und natürlich wichtigen Mission gerecht zu werden, müssen wie uns unter die Menschen schleichen, diese mittels Cortex-Scan ausspionieren oder notfalls alles in Schutt und Asche legen. Der Stealth-Weg ist meist immer die bessere Lösung, denn dank Holobob können wir das Aussehen jedes Bürger annehmen, wobei oftmals spezifische Camos notwendig sind. Um etwa in eine Sperrzone zu gelangen, braucht es eine Soldaten-Camo oder wir nehmen die Rolle des Bürgermeisters ein, um das naive Volk in einer Rede davon zu überzeugen, dass es sowas wie Aliens nicht gibt: die Russen waren es, ganz bestimmt. Aber auch sonst steht Crypto ein umfassendes Alien-Tech-Repertoir zur Verfügung, um die Menschen zu manipulieren, sie tanzen zu lassen, sie als Waffe gegen die eigenen Leute einzusetzen und und und. Es hat schon ein wenig von HITMAN, möchte man meinen. Ein Spaß für alle grünen Männchen. Das Highlight ist und bleibt natürlich die legendäre Anal-Sonde, ein kleiner grüner Strahl, der sich seinen Weg direkt ins Untergeschoss sucht, um so das komplette Gehirn von innen heraus zu extrahieren. [Plop]
Zwischendurch können wir immer mal wieder in unsere fliegende Untertasse springen und ganze Städte dem Erdboden gleich machen. Hier bietet es sich vor allem an, nicht nur die Story-Missionen zu verfolgen, sondern immer wieder in die Level zurückzukehren und die verschiedenen Herausforderungen abzuschließen – Kühe fliegen lassen und so – , um so Credits für Upgrades des eigenen Schiffes oder Crypto zu verdienen. Denn erst wenn diese auf maximaler Feuerkraft stehen, macht Destroy All Humans! auch wirklich Spaß und der ein oder andere Boss Fight ist nicht mehr ganz so zeitraubend.
Leider wirken die Missionen immer recht kurz, teilweise muss man sich nur irgendwohin schleichen und hat diese damit gemeistert. Zwar gibt es in Area 42 eine zusätzliche Mission, die es im Original damals nicht gab, dennoch liegt das Remake mit 10 Stunden Story weiterhin unter dem heutigen Durchschnitt. Deutlich mehr Spielzeit holt man dafür mit den Ranglisten-Herausforderungen raus oder genießt einfach den Spaß an der Zerstörung. Der gesamte Spielaufbau reflektiert dennoch die typische PS2-Ära, wo es ein wenig an dem natürlichen Erzähluss fehlte. Für ein Remake hätte man durchaus die Chance nutzen können, um eine cineastischere Erfahrung daraus zu machen, die weniger gestückelt wirkt.
Hier ist die Welt noch in Ordnung
Trotzdem kann man sagen, dieses Remake gelungen, denn vor allem aus technischer Sicht ist Destroy All Humans! ein ganz neues Spiel. Der überdrehte und etwas überzeichnete Comic-Look, bei dem die Figuren schon fast Karikaturen gleichen, passt absolut stimmig ins Bild. Nicht zuletzt dadurch, dass diese nun per Motion-Capture integriert wurden. Ob in der malerischen Stadt Rockwell, der hinterwäldlerischen Turnipseed Farm oder später in Capitlal City, hier hat Entwickler Black Forest Games alles gegeben, um diese etwas verrückte und kitschige Kulisse neu aus dem Boden zu stampfen. Gegenüber dem Original hat man in Sachen Details, Beleuchtung und Animation erheblich zugelegt, wodurch das Gesamtbild absolut stimmig ist. Dank der vielen Sammelobjekte und kleineren Geschichten der Bewohner, lohnt es sich daher auch umso mehr, die Umgebungen etwas genauer zu erkunden.
Diese Ambitionen findet sich auch auf der spielerischen Seite wieder. Wie der Entwickler einmal erklärt hat, wurde veraltete Elemente absichtlich aus dem Spiel entfernt und gegen moderne Mechaniken ersetzt – zum Beispiel beim Jetpack, das einem nun mehr Kontrolle gibt und gleichzeitig das Schießen aus der Luft erlaubt. Auch einige Fähigkeiten, die es erst im zweiten Teil gab, sind hier nun inklusive, wie dem erwähnten Gedankenlesen oder dem Schild. Im Ergebnis steht ein angenehm flüssiges und unterhaltsamen Gameplay-Erlebnis, das, wenn man es als Shooter betrachtet, zwar weiter alles anderes als absolut präzise ist, aber einfach Spaß macht beim Chaos stiften und der Vernichtung der Menschheit mittels krasser Alien-Technologie.
Vernichtung durch Ohrenschmerzen?
So viel geile Alien-Technologie, aber die möchte man dann auch spüren. Und damit sind wir beim größten Kritikpunkt angelangt, dem Sound. Keine Ahnung was hier schief gelaufen ist, denn die Action auf Bildschirm spiegelt sich so gar nicht beim Sound-Design wieder. Insgesamt sehr schwach und unausgewogen, zumindest wenn man es über ein Heimkino erlebt. Explosionen verpuffen soundtechnisch im Nichts, auch der Wumms eurer Waffen will nicht so recht durchschlagen, dafür bohrt sich das Gekreische der Bewohner fast schmerzvoll und unangenehm in euren Gehörgang. Auch die Anpassung der Lautstärke bringt hier rein gar nichts, weshalb man annehmen muss, dass insbesondere dynamische Soundsysteme erst gar nicht berücksichtigt wurden. Eigentlich schade, denn die teils sehr bekannten Synchronsprecher machen an sich einen guten Job, noch besser natürlich in der original Vertonung, wo auch Cryptos Witz etwas besser rüber kommt. Hier muss definitiv noch einmal und hörbar nachgebessert werden oder man geht einfach den englischen Weg.