„Im traditionellen Glauben ist ein Geist eine Manifestation der Toten. Sie kehren in die physische Welt zurück, um sich an den Lebenden zu rächen, zu helfen oder sie zu bestrafen.“
Mit Spannung wird in dieser Woche der neueste Ableger der Ghost Recon-Serie erwartet, der bereits im Januar 2009 angekündigt wurde. Von der Ursprungsidee, einen hypermodernen Shooter zu entwickeln, hat man sich seitdem wieder etwas distanziert und sich mehr an einer in der nahen Zukunft liegenden Realität orientiert, wo Technik und Ausrüstung über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Ob es Ubisoft geschafft hat, hier eine glaubwürdige Umsetzung zu erschaffen und der Serie dabei treu zu bleiben, das erfahrt ihr jetzt.
Die Story von Ghost Recon: Future Soldier dreht sich um die sogenannten Ghosts, eine Eliteeinheit für spezialisierte Taktiken, die über modernstes Equipment verfügt. Nachdem es eine todbringende Lieferung von Waffen fast bis an die Grenze der USA geschafft hat und die ultimative Katastrophe abgewendet werden konnte, werden die Ghosts auf den Plan gerufen, um die Hintermänner ausfindig zu machen. Euer Weg führt euch dabei um die gesamte Welt; Südamerika, das eisige Russland, Asien oder Nigeria sind eure Einsatzziele. Hier eine Zielperson befreien und in Sicherheit bringen, dort Waffenhändler aufspüren und verfolgen, geheime Waffenlager zerstören oder einfach nur Informationen besorgen, die euch den Hintermännern näher bringen. Das erscheint einem zunächst ein wenig planlos, da man wild um den gesamten Globus auf Missionen geschickt wird. Das ändert sich aber im weiteren Spielverlauf und ihr kommt einer Bedrohung auf die Spur, die die gesamte Weltordnung verändern könnte. Gleichzeitig steigt auch das Tempo des Spiels und die Spannung nimmt in den immer anspruchsvoller werdenden Missionen weiter zu. Im Gesamten ist die Story interessant gestaltet und wird authentisch erzählt. Besonders durch das Vorwissen, dass eure Aufträge eine Bedrohung von unglaublichem Ausmaß hervorbringen wird, treibt einen an, immer weiter zu machen.
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Schon in den ersten Missionen der Kampagne wird man geradezu mit High-Tech Gadgets überhäuft, über die die Ghosts verfügen und die natürlich reichlich eingesetzt werden wollen. Das beginnt mit einem einfachen Sensor, der eure Umgebung analysiert und sämtliche Feinde auch hinter Mauern ausfindig macht, über einen Crawler, der sich unbemerkt unter ganze Feindgruppen mischt und mit einem Schallstoß alles um sich herum betäuben kann, bis hin zu einer optischen Tarnung, die euch für Gegner auf gewisse Distanz unsichtbar werden lässt und optimal für Infiltrationen geeignet ist. Von Mission zu Mission stehen euch immer mehr Gadgets zur Verfügung, die sich leicht einsetzen lassen und erst richtig den taktischen Aspekt von Ghost Recon: Future Soldier ausmachen. Im späteren Spielverlauf hat man sogar Zugriff auf einen Warhound, eine autonome und mobile Artillerieeinheit, die auch als Deckung genutzt werden kann. Neben diesen Gadgets stehen euch natürlich auch Unmengen an unterschiedlichen Waffen zur Verfügung, die im ‚Gunsmith‘-Modus individuell vor jeder Mission angepasst werden können. Ubisoft selbst bricht von über 20 Millionen möglichen Kombinationen, die von einfachen Upgrades bis zu wahren Killer-Verbesserungen reichen. Hier kommt auch der PlayStation Move Controller zum Einsatz, dessen Funktion allerdings nur ein Bruchteil der Coolness mit sich bringt, was hier vergleichbar mit Kinect umgesetzt wurde. In unseren Augen daher ein völlig unnötiges Feature bei dem Spiel.
Ghost Recon: Future Soldier ist vor allem ein taktischer Shooter, bei dem jeder Schritt gut überlegt und geplant sein muss. Auf aneinandergereihte Massenschlachten a la Call of Duty verzichtet das Spiel daher größtenteils. Ihr seid stets in einer Gruppe von vier Ghosts unterwegs und absolviert eure Missionen im Optimalfall so, dass ihr möglichst unbemerkt euren Auftrag erledigt und wieder verschwindet. Recht hilfreich dabei sind zum einen eure Gadgets wie die Drohne, mit der ihr unbemerkt eure ganze Umgebung von oben ausspähen könnt, damit Ziele ausfindig machen oder diese für eure Kameraden markieren. Zusätzlich steht euch das bekannte ‚Cross-Com‘-Feature zur Verfügung, um euch untereinander zu koordinieren und Hinterhalt-Angriffe zu planen, oder ihr greift auf das neue A.T.L.A.S-System zurück, ein Augmented Reality Feature, das in Echtzeit Informationen über eure Umgebung liefert. So zum Beispiel werden Ziele oder markante Gebiete in eurer Umgebung hervorgehoben und Informationen darüber angezeigt. Eines der wohl beeindrucktesten Gameplay-Elemente im Spiel sind aber die Simultanschüsse. Ihr könnt so insgesamt vier Ziele gleichzeitig markieren und simultan mit euren Teamkameraden mit einem Kopfschuss ausschalten, was im Zeitlupeneffekt abläuft, einem lauten Schall und einer coolen Animation endet.
Teamarbeit wird aber auch sonst im gesamten Spiel groß geschrieben. Ihr könnt zum Beispiel auch euer Feuer auf nur einen Gegner konzentrieren, euch gegenseitig heilen oder Informationen eurer Kameraden auswerten, die euch stets über ihren aktuellen Status, Feinde in der Umgebung und ihre Handlungen informieren. Dumme KI-Kameraden, die nur herum stehen und darauf warten, dass ihr den Job für alle erledigt, gibt es bei Ghost Recon: Future Soldier nicht. Die KI ist Zielsicher und bringt euch zur Not auch fast komplett alleine durchs Schlachtfeld. Auch wenn ihr verletzt am Boden liegt, kann man sich ziemlich sicher darauf verlassen, dass jemand zur Hilfe kommt. Anders als im Vorgänger ‚Advanced Warfighter‘ verliert man dadurch etwas die Kontrolle über die anderen KI-Ghosts und kann ihnen keine Befehle mehr wie ‚Sammeln‘ oder ‚Formieren‘ zuweisen. Das hätte die taktische Komponente noch weiter ausbauen können. So ist das eben nur dann möglich, wenn man komplett auf die KI verzichtet und sich im KoOp-Modus untereinander abspricht.
Zwischenzeitlich gibt es auch mal etwas lockere Missionen und ihr seid mit einem Helikopter unterwegs oder ihr könnt beim Kampf gleichzeitig den Warhound steuern und Raketen auf eure Gegner loslassen. Taktisches Vorgehen ist und bleibt aber generell das A und O in Ghost Recon: Future Soldier! Natürlich kann nicht jede Mission völlig unbemerkt ablaufen und ihr dürft euch hin und wieder auf actionreiche Feuergefechte und Gegnerwellen einstellen. Insbesondere in den Zeitmissionen, wie der in Russland, wo ihr ein riesiges Waffenlager ausfindig machen müsst, zerstören und anschließend entkommen, bildet einen guten Kontrast. Spätestens nachdem hier alles in die Luft geflogen ist, ist nämlich die „halbe Welt“ hinter euch her.
Habt ihr euch durch die Missionen der Kampagne geschlagen, steht euch der ‚Guerilla‘-Modus bevor, der wie die Kampagne auch online, im KoOp, im Split-Screen wie auch alleine gespielt werden kann. Auf insgesamt fünf Karten, die aus den Missionen der Kampagne inspiriert sind, müsst ihr hier Hauptquartiere einnehmen und über 50 Angriffswellen verteidigen. Alle 10 Wellen müsst ihr in ein weiteres Hauptquartier vorrücken, dabei weitere Gegner ausschalten und euch mit neuer Ausrüstung und Munition versorgen. Hier empfiehlt es sich natürlich auf KoOp-Partner zu setzen, da die Angriffswellen von allen Seiten kommen und man sich nur schwierig alleine verteidigen kann. Auch hier könnt ihr sämtliche Features und Gadgets aus der Kampagne nutzen, um euch untereinander zu koordinieren oder Feinde auszuspähen. Ubisoft´s UPlay verspricht sogar eine Bonus Map für den ‚Guerilla‘-Modus.
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Zuletzt steht noch ein Multiplayer-Modus zur Auswahl, der über vier Spielmodi verfügt, darunter Konflikt, Saboteur, Köder und Belagerung. Um zu gewinnen muss man meist im Team verschiedene Aufgaben erfüllen, wie Bomben entschärfen, Angreifer eliminieren, bestimmte Haupt- und Nebenziele erfüllen, oder Missionen absolvieren, die zufällig auf der Karte erscheinen. Im Gesamten unterscheidet sich der Multiplayer-Modus daher etwas von den klassischen und kompetitiven Spielmodi anderer Shooter, da auch hier der Fokus mehr auf das Erfüllen von Aufgaben und Teamwork gelegt wird. Sowohl der ‚Guerilla‘-Modus als auch der Multiplayer-Modus sind eine willkommene Ergänzung zur Kampagne und sicherlich auch für diejenigen interessant, die sonst nicht gerne im Multiplayer unterwegs sind. Hier stehen übrigens insgesamt 10 Karten zur Auswahl, darunter eine Mühle, ein Sandsturmgebiet oder eine Bohrinsel.
Wie bei Call of Duty und Battlefield setzt nun auch Ghost Recon: Future Soldier auf ein soziales Netzwerk, das sich Ghost Recon: Network nennt. Hier werden ebenfalls sämtliche Statistiken zusammengeführt, ihr könnt euch mit Freunden vergleichen, Ranglisten einsehen und vieles mehr. Weiterhin könnt ihr über eine entsprechende App bereits von unterwegs aus Waffen im ‚Gunsmith‘-Modus erstellen, diese dann direkt im Spiel einsetzen oder mit anderen teilen. Über das Ghost Recon: Network stehen auch exklusive Rewards, neue Waffen und Skins nachher zur Verfügung.
Grafisch überzeugt Ghost Recon: Future Soldier vor allem mit seinem Detailreichtum und den authentischen Settings, auch wenn man ähnliche sicherlich schon in anderen Shootern gesehen hat. Die einzelnen Missionen sind abwechslungsreich gestaltet – staubige Wüstendörfer, eisige Landschaften in Russland oder Nachteinsätze. Die Ghosts werden ständig von einer Action-Kamera begleitet, die das Geschehen aus nächster Nähe verfolgt und einen die Dramatik im Kampf regelrecht spüren lässt. Hinzu kommen die erstklassigen Animationen der Ghosts aus der Third-Person-Perspektive, während sie über Deckungen rollen, Abgänge herunterspringen oder einem die Simultanschüsse in Slow-Motion präsentiert werden. Etwas schwach fanden wir hingegen zunächst die Texturen, die vor allem aus nächster Nähe etwas besser hätten ausfallen können, sowie die gerenderten Zwischensequenzen. Heute wurde jedoch ein erster Patch für PS3 veröffentlicht, der hier deutliche Verbesserungen mit sich bringt. Zudem punktet das Spiel mit tollen Licht-, Schatten- und Partikeleffekten. Hinzu kommt der stereoskopische 3D-Support bei dem man wieder sagen kann, dass Ubisoft hierin bessere Arbeit leistet als jeder andere Entwickler bisher. Was immer auch Ubisoft in ihren Spielen bei 3D anders macht, sieht einfach fantastisch aus. Gegenüber Assassins: Creed Revelations, das bereits schon sehr gut in 3D aussah, konnte man in Ghost Recon: Future Soldier weitere Verbesserungen bei der Umsetzung erzielen. Störende Geisterlinien oder Doppelbilder sind uns gar nicht mehr aufgefallen. Der Tiefeneffekt lässt das Gesamtbild deutlich lebendiger wirken, die Texturen wirken schärfer und die Kanten sind glatter. Das ist generell ein positiver Effekt, der durch 3D entsteht. Mit Ghost Recon: Future Soldier dürfte Ubisoft einen neuen Referenztitel für 3D am Start haben, von denen wir gerne mehr sehen würden.
Soundtechnisch waren wir ein wenig hin und her gerissen. Auf der einen Seite wirkt alles stimmig, die Synchronsprecher sind auch in Deutsch gut gewählt und während der Missionen wird immer die passende Musik eingespielt – teils sehr ruhig, was zum Spannungsaufbau beiträgt, teils sehr dramatisch, was euch das Adrenalin durch den Körper jagt. Auf der anderen Seite empfanden wir, dass sich einige Waffen zu schwach anhören für den Schaden, den sie anrichten. Teilweise hat man das Gefühl, dass die Soundeffekte etwas anders hätten klingen sollen. Vielleicht bessert Ubisoft hier ja noch nach.
Offizielle Homepage: www.ghost-recon.ubi.com