Nachdem das lieblose und halbfertige Marvel’s Avengers die Fans bitterböse enttäuschte, lag es auf der Hand, dass auch Gotham Knights mit einem sehr kritischen Auge beäugelt werden würde. Nachdem dann auch noch eher negative Stimmen zu den ersten Gameplay-Aufnahmen lauter wurden und sich zusätzlich der Starttermin verzögerte, schien für viele der Flop schon in Stein gemeißelt zu sein.
Nun ist es am 21. Oktober so weit und das Spiel erscheint glücklicherweise nur für PS5, Xbox Series und den PC. Ob Gotham Knights die teils kritischen Erwartungen erfüllt oder aber doch positiv überrascht, erfahrt ihr hier in unserem Test.
Gotham ohne Batman
In Gotham Knights geht es um jene, die eigentlich an der Seite von Batman für Gerechtigkeit auf den Straßen der Metropole sorgen. Batman ist tot und so ist es an Batgirl, Nightwing, Red Hood und Robin den Mörder ihrer Leitfigur aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Viel mehr müssen sie sich aber auch gegen allerlei bekannter Fieslinge wie z.B. Harley Quinn behaupten und haben zu allem Überfluss auch noch das Problem, dass sich die Polizei und die Gangs von Gotham auf einen blutigen Krieg eingelassen haben, der kein Ende finden will. Im Hintergrund zieht zudem der Court of Owl seine Fäden, eine Geheimorganisation, die seit Jahrhunderten über Gotham wacht und nun aus dem Schatten tritt.
Böse Zungen würden behaupten, dass es bereits genug Batman-Spiele gibt und so wird es wohl für viele Fans eine erfrischende Idee sein, ein Spiel rund um die Nebencharaktere des ikonischen Helden aufzuziehen. Relativ früh stellt sich hier heraus – man braucht Batman gar nicht! Unsere Helden aber auch die vorkommenden Schurken liefern genug Geschichte und Charakter, um hier ein Spiel zu präsentieren, welches tatsächlich auch inhaltlich etwas hermacht. So ist man hier von Anfang an relativ gefesselt, wenn zum einen bekanntes wie die Geschichte von Harley Quinn neu erzählt wird und zum anderen aber auch wenn einem die Hauptstory mit ganzen neuen Dynamiken begegnet.
RPG bleibt RPG
Für alteingesessene RPG-Fans wartet hier in erster Linie so gut wie nichts Neues. Das tatsächliche Spiel findet in der Nacht statt und ist voll von Neben-Stories, Verbrechen, Rätseln und anderen Aufgaben. Irgendwann tritt dann der Punkt ein, an dem man zum Hauptquartier zurückkehren und die gesammelten Hinweise zusammentragen soll. In diesem Hauptquartier kann man dann aber auch mit anderen Charakteren reden und in bekannter RPG-Manier seine Spiel-Charaktere mit neuen Fähigkeiten versehen.
Neben einem altbekannten Skill-Tree gibt es dann noch ein neuartiges Crafting-System, welches euch ermöglicht individuelle Outfits mit eigenen Fähigkeiten und Äußerlichkeiten zu erstellen. Das reicht sogar bis zu eurem Batcycle. Negativ ist mir hier aufgefallen, dass es auch eben nur in diesem Hauptquartier möglich ist, zwischen den Charakteren zu wechseln. Das ist kein wirklich großes Problem und geht auch relativ schnell, trotzdem hätte man auch einen Weg finden können, um dies innerhalb des richtigen Spiels tun zu können. So bietet es sich immer zwischen den nächtlichen Patrouillen an.
Dieses Wechseln der Charaktere ist wichtig, denn die verschiedenen Helden haben nicht nur alle eigene Animationen, sie haben auch alle ihre eigenen Fähigkeiten. Wo der eine dann beispielsweise Geräte hacken oder unfassbar vielen Angriffen standhalten kann, ohne nennenswerten Schaden zu erleiden, da kann der andere sich unbemerkt durch den Schatten bewegen und still und heimlich einen Gegner nach dem anderen ausschalten.
Unperfekte Steuerung und nette Ideen
Die Steuerung in Gotham Knights hat durchaus ihre Macken, das steht fest. Vor allem, wenn man sich frei durch die Open-World bewegen will, z.B. indem man durch die Lüfte gleitet. So funktioniert das zwar dann doch irgendwie, fühlt sich aber mindestens genauso behäbig an, wie wenn man den Batcycle ruft, um dann gegen alle Wände zu donnern, die Gotham City so zu bieten hat. Das Problem taucht aber glücklicherweise nicht in allen Aspekten aus und kann mit ein bisschen Übung auch relativ gut gekontert werden – optimal ist aber trotzdem was anderes. Ansonsten spielt sich Gotham Knights im Grunde fast genauso wie die Arkham-Reihe, obwohl das Spiel an sich rein gar nichts mit der Rocksteady-Reihe zu tun hat.
Die Art und Weise sich anzuschleichen und anzugreifen, wie man ausweicht und wie die Gadgets funktionieren – alles fühlt sich sehr nach den alten Batman-Spielen an, einschließlich dem Free-Flow-Combat. Ein Unterschied ist die Schlag-Intensität, die man diesmal selbst bestimmen kann, indem man kurz oder länger auf die Schlag-Taste drückt und damit direkten Einfluss auf die Stärke des Angriffs nimmt. Auch die Spezial-Attacken sind sauber animiert und geben dem Ganzen einen sehr spaßigen Flow, jedoch komme ich hier nicht um einen vernichtenden Vergleich herum, der vielleicht fast schon unfair ist. Wenn ich aber das Kampf-Gameplay mit der fast erreichten Perfektion aus den neusten Spider-Man-Titeln vergleiche, dann sind gewisse Abstriche nicht zu übersehen. Ganz so flüssig und ineinander übergehend sind die Attacken dann doch nicht.
Traute Zweisamkeit und schlampige Technik
Wer das Glück hat, den ein oder anderen Spielkameraden regelmäßig in den verschiedensten Welten des Spiel-Universums anzutreffen der weiß: Zusammen ist alles besser! Und auch in Gotham Knights bestätigt sich diese Annahme, denn wo Gotham Knights bereits allein genug Spaß macht, um mehrere Stunden Lebenszeit zu versenken, da können zu zweit gut und gerne ganze Nächte restlos verschwinden. Die Kunst ist in diesem Fall, das Spiel so zu programmieren, dass es sich immer ausbalanciert anfühlt und das egal, ob man Solo oder Koop spielt.
Genau das hat Gotham Knights mit Bravour gemeistert und so passt sich der Schwierigkeitsgrad der Gegner immer der Anzahl der Spieler an und die Levels sind nie zu groß oder zu klein, egal wie man das Spiel gerade nun mal spielt. Einen Freund zu finden, mit dem man das Spiel gemeinsam spielen kann könnte sich für einige jedoch als Herausforderung entpuppen, wenn man nicht gerade an genau derselben Konsole sitzt und damit kommen wir zu den großen Schattenseiten des Spiels.
Die großen Minuspunkte sammelt Gotham Knights schlussendlich im technischen Bereich, angefangen damit, dass es kein Crossplay gibt und allem Anschein nach auch nicht geben wird. Wieso genau man sich im Zeitalter des stetigen technischen Fortschritts gegen eine so sinnvolle Funktion wendet, bleibt bis heute leider unbeantwortet und dürfte den ein oder anderem Fan durchaus das Leben schwer machen.
Auch die Tatsache, dass Gotham Knights zwar in 4K laufen kann, jedoch auf 30 FPS beschränkt ist tut der allgemeinen Wirkung überhaupt nicht gut. Vor allem heutzutage fällt es sehr auf, wenn die Bildrate nicht auf dem gewohnten Standard läuft und für mich persönlich machte sich dieser Umstand auch sofort im Spiel bemerkbar. Laut Angaben der Verantwortlichen wollte man den hohen Detailgrad nicht schmälern und hat somit die Bildrate heruntergeschraubt. Ein absoluter Fehler, der an dieser Stelle nicht einmal Sinn ergibt, da sich auch die Grafik selbst nicht immer auf dem höchsten Niveau befindet (unklare Texturen, unausgereifte Charaktermodelle) und diese Entscheidung damit auch keineswegs rechtfertigt.
Gut sieht das Spiel trotzdem aus, insbesondere Gotham City strotzt nur so vor Details und immersiver Dichte, trotz seiner Größe, und man muss neidlos anerkennen, dass WB Games Montreal clever mit Licht und Schatten spielt. Bei der einer ungenühenden Performance ist mir das am Ende des Tages aber dann fast schon egal.