Mit der Spieleserie „One Piece: Pirate Warriors“ hat es das Team von Bandai Namco nicht nur geschafft, ein gelungenes Actionspiel auf den Markt zu bringen, sondern auch, die Marke um die Strohhutbande in der Gamingwelt neben Titeln wie Naruto zu etablieren. Mit „One Piece: Burning Blood“ will man nun an diesen Erfolg anknüpfen, allerdings mit ganz neuen Mitteln. So wurde etwa das komplette Gameplay umgestellt und so ein völlig anderes Spiel entworfen, wie man es in ähnlicher Form bereits von der PlayStation 1 kannte.
Bekannte Story, anderes Gameplay, neue Modi:
Eine kurze Info zur Hintergrundgeschichte: In der Animeserie One Piece geht es um die Geschichte des jungen Piraten Monkey D. Ruffy, welcher gemeinsam mit seiner Crew, den Strohhutpiraten, die Weltmeere unsicher macht, mit dem Ziel, den Schatz des Freibeuters Gold Rogers zu finden und damit selbst zum König der Piraten zu werden. Auf seinem Weg dahin kämpft er sich mit Hilfe seiner Freunde und seiner Gummikräfte, die er durch den Verzehr eine sogenannten Teufelsfrucht erhalten hat, vorbei an vielen anderen Feinden, Piraten und Admirälen der Marine, welche ihre eigenen Fähigkeiten besitzen.
Die Spieler erfahren all das beim Einstieg nicht. Sie steigen ungefähr 500 Folgen später ein, bei der unter den Fans als „Gipfelschlacht“ bekannt gewordenen Rettungsmission von Ruffys Bruder Ace, ebenfalls Pirat mit Kräften, der von der Marine hingerichtet werden soll. Im Zuge dieser riesigen Schlacht kommt es zum Aufeinandertreffen aller möglichen Charaktere, wie es das bisher noch nicht gegeben hat. Insgesamt erlebt man dieses Event aus der Sicht von vier verschiedenen Charakteren, der Rahmen bleibt allerdings immer gleich und bietet eher wenig Abwechslung. Besonders für diejenigen, welche bisher eher weniger Folgen von One Piece gesehen oder die entsprechenden Bücher gelesen haben, fällt der Einstieg sehr unverständlich und unvollständig aus.
Die größte Veränderung erlebt man im Gameplay. Denn anders als bisher artet die Schlacht nicht in eine Massenprügelei aus, sondern richtet sich mehr auf die direkte Konfrontation von 1-3 Charakteren, wie bei Tekken oder den J-Star-Spielen. Weg vom Actiongame, hin zum Beat’em Up. In kurzen Fights geht es hier um das präzise Timing und den richtigen Einsatz von Schlagen, Verteidigen bzw. Ausweichen, von Spezialfähigkeiten und der Beachtung vieler weiterer Faktoren, um so den Gegner und sein Team zu besiegen und die Gipfelschlacht zu gewinnen.
Insgesamt gibt es 44 verschiedene Basischaraktere, sowie verschiedene DLC-Modelle, die nach und nach erweitert werden. Daneben gibt es noch Hilfscharaktere, welche nicht aktiv im Kampf mitwirken, diesen aber durch spezielle Fähigkeiten beeinflussen können. Freischalten lassen sich beide Charakterarten durch sogenannte Barry, die Währung in One Piece, und durch Erfahrung aufleveln. Welchen Effekt diese Level allerdings hervorbringen wird nirgendwo erwähnt oder angezeigt. Neben dem doch vom Umfang her sehr sparsam ausgerichteten Storymodus bietet das Game noch viele andere Möglichkeiten, sich auszutoben. In dem klassischen, freien Spiel kann man nach Lust und Laune gegen den Computer oder gegen Freunde antreten, und sich gegenseitig schön eins auf die Mütze geben. Auch Attacken und Timing lässt sich hier trainieren. Über einen entsprechenden Onlinemodus, der etwas mehr in Turnierform ausgelegt ist, verfügt das Spiel selbstverständlich auch.
Daneben gibt es den sogenannten Steckbrief-Modus, in dem man mit einem eigenhändig zusammengestellten Team gegen Feinde unter speziellen Voraussetzungen kämpfen muss, um die entsprechende Herausforderung abzuschließen und entsprechend belohnt zu werden. Hierbei gibt es normale Steckbriefe, aber auch limitierte und spezielle Aufgaben, denen man sich entgegenstellen muss. Daher ist dieser Modus nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch um ein Vielfaches umfangreicher als die gesamte Story.
Wem das noch nicht reicht, dem bietet „One Piece: Burning Blood“ noch den sogenannten „Piratenflaggenkampf“, bei dem man sich einer Piratencrew anschließt und in deren Auftrag von Insel zu Insel zieht, gegen Computer und reale Feinde kämpft und somit die Vorherrschaft über die Schauplätze und damit über die gesamten Weltmeere zu erhalten. Dieser Modus hat es definitiv in sich, denn das Modell hiervon ist sehr interessant gestaltet worden und weiß definitiv zu überzeugen. Einziger Kritikpunkt: Das Reisen unterhalb der Inseln sowie die Kämpfe darauf kosten Punkte, welche sich zwar mit der Zeit wieder auffüllen, in der Wartezeit kann man jedoch nichts ausrichten. Immerhin verzichtet man hier zumindest auf Mikrotransaktionen.
Kräftige Kämpfe, mächtige Feinde, japanisches Flair
Wer schon einmal ein Spiel von One Piece oder Naruto ausprobiert hat, der weiß definitiv, was ihn bei „Burning Blood“ erwartet: Ein actiongeladener Kracher, der nur so vor japanischen Übertreibungen und Klischees strotzt. So werden die Arenen bei mächtigen Angriffen schon mal ordentlich in Mitleidenschaft gezogen, während Feinde mit einem heftigen Aufprall in die Wand befördert werden, nachdem die Angriffe vorher durch kurze Sequenzen eingeleitet worden sind. Fehlen darf hier natürlich auch nicht die typische Untermalung der Bewegung durch Schreien und Brüllen, welche so intensiv und aggressiv ist, dass man fast glauben könnte, die Figur springt uns gleich durch den Bildschirm an und will uns richtig fertigmachen. Ansonsten sind die Kämpfe sehr rasant gestaltet worden und leiden nur etwas unter der schlechten Kameraführung, denn große Charaktere mit einem breiten Kreuz verhindern oft die Sicht auf kleinere Gegner. Schade ist auch, dass man innerhalb der Kampfbewegungen nur wenig Abwechslung anbieten kann. So gibt es anders als in „Pirat Warriors“ keine verschiedenen Combos, sondern nur eine Schlagabfolge und drei verschiedene Spezialangriffe, mit denen wir den Feind treffen können. Hier fehlt es definitiv an Abwechslung, wie man sie bisher kannte, worunter auch die Atmosphäre der Kämpfe zu leiden hat. Ein weiterer Kritikpunkt hier ist die fast nicht vorhandene Balance unter den einzelnen Kämpfern. So lassen sich manche Figuren mit wenigen Schlägen ausschalten, während man auf andere eindreschen kann, ohne einen wesentlichen Effekt dadurch zu erzielen. Demnach sind manche Kämpfe auch schon nach nicht einmal 10-15 Sekunden zu Ende, denn jeder davon dauert nur eine Runde. Das ist kurzweilig, aber zum Glück nicht langweilig.
Abseits der Kämpfe versorgen uns die vielen Text- und Videosequenzen in der Gipfelschlacht mit den wesentlichen Geschehnissen, welche gerade von statten gehen. Dieser Ablauf spiegelt sich auch im Verlauf auf der Missionsauswahl wieder, welche auf einer Karte des Schauplatzes abgebildet ist. Die jeweiligen Sequenzen sind dabei eng an das Design der Serie gehalten, sprich mit viel Theatralik, übertriebenen Emotionen und völlig überzeichneten Gestiken und Mimiken in Szene gesetzt, genauso, wie man es kennt. Innerhalb der vier Kampagnen-Episoden wiederholen sich diese teilweise, und nach spätestens nach der zweiten Episode weiß man beinahe auswendig, was passiert. Es ist schade, dass hier der Umfang so gering ist, denn das sorgt für Langeweile und viele Übersprünge der Sequenzen. Dennoch sind die Sequenzen und Darstellungen sowohl interessant und spannend, als auch witzig und emotional umgesetzt worden, und wirken durch die vollständig japanische Sprachausgabe auch wieder sehr authentisch. Ansonsten gibt es wenig Veränderung: Die Charaktermodelle und die Umgebungen sind serientypisch, sehen dabei auch sehr ansprechend aus und lassen wenig bis keinen Raum für Kritik zu, außer der auch bei den Stages fehlenden Abwechslung, was aber der Storyauslegung größtenteils geschuldet ist. Durch die vielen verschiedenen Kostüme kann man sich seinen Kämpfer auch ein wenig anpassen, das jedoch nur am Rande.
Entwickler: Spike Chunsoft
Publisher: Bandai Namco
Release: erhältlich (PS4/ PS Vita)
Offizielle Homepage: www.onepiece-game.com
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