Vom Original zum Remaster und nun zum Remake. Gemeint ist „Shadow of the Colossus„, der mittlerweile zum Kulttitel gewordene Nachfolger zu „Ico“ erschien 2005 ursprünglich für die PlayStation 2 und wurde dann 2011 im Rahmen der „Ico & Shadow of the Colossus Collection“ neu aufgelegt. Jetzt erscheint „Shadow of the Colossus“ erneut, diesmal mit einem völlig neuen Grafik-anstrich und abermals unter der Leitung von Bluepoint Games kreiert.
Das 2005 erschienene „Shadow of the Colossus“ wurde zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung nur so mit Auszeichnungen überschüttet. Die ruhige Erzählstruktur, die nicht nur die Helden der Geschichte in den Mittelpunkt stellte, sondern auch die Spielwelt, setzte seiner Zeit neue Maßstäbe und verhalf dem Spiel zum heutigen Kultstatus. Bluepoint schafft es dabei eine originalgetreue Umsetzung von „Shadow of The Colossus“ abzuliefern, die das Spiel einer neuen Generation schmackhaft macht und zugleich all das einfängt, was das Original so charmant erstrahlen ließ.
Eine nicht so gewöhnliche Story
„Shadow of the Colossus“ entführt den Spieler dabei in ein melancholisches Abenteuer, wie nur wenige Spiele es wagen. Schon bevor das eigentliche Spiel beginnt, sehen wir unseren Protagonisten Wander auf seinem treuen Pferd Agro und einer scheinbar leblosen Person in seinen Armen, wie sie eine beschwerliche Reise über Berge und durch Wüsten unternehmen. Schon an diesem Punkt wird die Grundstimmung des gesamten Spiels unterstrichen und lässt einen freudig auf die kommenden Stunden blicken.
Mit einem fließenden Übergang vom Titelbildschirm, der von einem imposanten Tempel geziert wird, beginnt Wanders Geschichte. Im Inneren des Tempels legt Wander den leblosen Körper einer junge Frau namens Mono auf den Altar, welche geopfert werden soll. Man glaube, sie würde eine verfluchte Bestimmung erfüllen. Dann erklingt eine donnernde Stimme, die sowohl männlich als auch weiblich zu sein scheint und sich als Dormin vorstellt. Wander wird durch diese Stimme offenbart, dass man der jungen Frau wieder Leben einhauchen kann, indem er 16 Kolosse bezwingt, die überall durch das Land streifen. Das Abenteuer beginnt …
„Shadow of the Colossus“ verschwendet kaum Zeit mit Dialogen und allgemein wird nur sehr wenig gesprochen, während Wander einsam durch das Land zieht. Hier erzählt eindeutig die Kulisse die Geschichte. Es ist offensichtlich das Land, in das Wander eindrang, das als heilig und uralt gilt und einem religiösen Zweck dient. Vor zehn Jahren erzählte „Shadow of the Colossus“ eine Geschichte ohne viel Worte, überließ das Denken dem Spieler und wurde dafür von der Presse als auch von den Spielern haushoch gelobt. Das die Geschichte nach wie vor so nahtlos und gut funktioniert und es im gleichen Zug schafft, Wander, Mono und Agro als ausgereifte Figuren zu etablieren, die dem Spieler letztendlich ans Herz wachsen, bestätigt dies nur.
Im Gameplay ist „Shadow of the Colossus“ relativ simpel. Wanders Aufgabe ist es die Kolosse zu finden und zu bezwingen, doch ihre Positionen werden nicht auf der Karte vermerkt. Durch sein Schwert kann Wander allerdings grob die Richtung des nächsten Koloss ausmachen und sich geschwind in dessen Richtung begeben. Hält er dieses hoch in das Sonnenlicht, bildet sich ein fokussierter Strahl, sobald man in die Richtung des nächsten Koloss schaut. Wie genau man aber zum Ziel kommt, wird nicht verraten, stattdessen muss man sich durch Schluchten und Wälder schlagen, bis man die Ruhestätte des Giganten ungefähr ausfindig gemacht macht. Hat man den Koloss gefunden, geht es daran seine Schwachpunkte zu finden. Hier kommt wieder das Schwert zum Einsatz, dessen Lichtstrahl nun die Achillessehnen des Koloss offen legt. Danach geht es an das Erklimmen, was oft jedoch einfacher gesagt ist als getan. Oft muss man kleine Rätsel lösen, um auf den Rücken der Giganten zu gelangen, während man obendrein seine Ausdauer im Auge behalten muss, da das Erklimmen kräftezehrend ist und die Kolosse stets versuchen Wander mit aller Kraft wieder los zu werden. Spielerisch bleibt somit alles beim Alten und erfordert nach wie vor viel Geduld. Bewusst hat man sich bei Bluepoint Games dazu entschieden, dass man das Gameplay nicht allzu sehr verändert, da dieses auch sinnbildlich für die Bürde steht, die Wander trägt – schwer und träge.
Das bislang schönste Remake
Grafisch präsentiert sich „Shadow of the Colossus“ in einem völlig neuen Gewand. Bluepoint Games hat im wahrsten Sinne des Wortes keinen Stein auf dem anderen gelassen und jeden grafischen Aspekt des Spiels neu entworfen. Daher sieht man das Spiel auch eher als Remake und nicht als Remaster. Das Resultat ist ein fantastisch ausschauendes Spiel, das trotz seiner Weitläufigkeit unglaublich hübsch, lebendig und überwältigend auf einen einwirkt. Spieler, die schon die früheren Versionen des Spiels gespielt haben, werden sofort erkennen, wie viel Liebe und Arbeit hier hinein gesteckt wurde. So strotzen die riesigen Felsklippen, damals noch plumpe Polygon-Blöcke, jetzt zum Beispiel nur so vor Details. Besonders beeindruckend sind aber auch die dichten Wälder, die sich überall vereinzelt finden. Hier bricht das Licht überall durch die Blätter und leuchten den dicht bewachsenen Waldboden aus, während einem der Wind um die Ohren bläst und Vögel zwitschern – ein Platz, der regelrecht zum Entspannen einlädt. Vor allem aber Besitzer eines HDR TVs bekommen hier ein imposantes und spektakuläres Leuchtspektakel geboten.
Auf der PlayStation 4 PRO bietet das Spiel zudem einen Performance- und einen Cinematic-Modus. Der erste Modus ist, getreu dem Namen, auf Leistung ausgelegt und läuft mit 60FPS bei einer Auflösung von 1080p. Wer dynamisches 4K bevorzugt, kann unterdessen den cinenastischen Modus wählen, in dem das Spiel deutlich schärfer dargestellt wird und auf mehr bzw. stärkere Effekte wie Ambient Occlusion setzt, dafür aber nur mit 30FPS läuft. Hier ist es oft Geschmacksache, was einem besser gefällt, wobei das Spiel je nach TV überall toll aussieht.
Musikalisch bietet „Shadow of the Colossus“ nach wie vor einen ausschweifenden orchestralen Soundtrack, der weiterhin nur spärlich verwendet wird. Nur in Zwischensequenzen und Kämpfen kommt die Musik wirklich zum Einsatz, während Wanders Erkundungstouren durch das Land von Hintergrundgeräusche ausgeschmückt werden. Die betonte Abwesenheit der Musik erzeugt allerdings auch ein bewusst herbei geführtes Gefühl der Einsamkeit, während die mit Musik untermalten Kämpfe gegen die Kolosse im Gegensatz einen recht abenteuerlichen Eindruck machen. Eine Sprachausgabe ist ebenfalls vertreten, diese ist jedoch wie schon bei „Ico“ und „The Last Guardian“ in einer Fantasiesprache gehalten, die jeder für sich selbst deuten darf.