TEST: Shadow Warrior 3 – kurz(weilig)es Shooter-Spektakel

By Jonas Herrmann Add a Comment
7 Min Read

Sechs Jahre nach dem gefeierten Vorgänger möchte Shadow Warrior 3 wieder Shooter-Fans mit rasanter Action, fiesen Sprüchen und jeder Menge Blut vor die Bildschirme locken. Im Vergleich zum zweiten Teil wurde der Koop-Modus gestrichen. Außerdem gibt es jetzt weniger Waffen und handgebaute statt zufallsgenerierte Level. Qualität statt Quantität ist also das Stichwort. Im Test untersuchen wir, ob Entwickler Flying Wildhog diese Diät gut umgesetzt hat und was ihr von Shadow Warrior 3 erwarten könnt.

Ein klares Ziel

Die Story setzt direkt nach dem Ende von Teil zwei ein. Im großen Finale wurde ein mythischer Drache befreit, der jetzt für den Weltuntergang verantwortlich ist. Wir schlüpfen erneut in die Rolle von Lo Wang, treffen unterwegs einige bekannte Charaktere und versuchen, den riesigen Drachen zur Strecke zu bringen. Die Handlung wird teilweise in kurzen, aber hübsch animierten Zwischensequenzen, zumeist aber in Gesprächen zwischen den Kämpfen erzählt.

Und die Gespräche haben es erneut in sich. Shadow Warrior ist ja bekannt für seinen zum Teil etwas derben Humor und der dritte Ableger steht dem in nichts nach. Lo Wang hat immer einen Spruch auf den Lippen, auch während den Kämpfen kommentiert er das Geschehen immer mit einer Menge Humor. Auch sonst werfen sich die Charaktere am laufenden Band Beleidigungen und Vorwürfe an den Kopf. Wer mit pubertären Witzen und fiesen Ausdrücken nichts anfangen kann, wird sich über die rein englische Vertonung freuen, alle anderen bekommen ein wirklich witziges Erlebnis.

Shadow Warrior 3

Im direkten Vergleich ist die Story deutlich reduzierter als noch im zweiten Part. Die Ausgangslage ist ziemlich schnell klar, genauso das große Ziel des Spiels. Nebenmissionen gibt es nicht, auch große Wendungen oder ähnliches suchen wir vergeblich. Hier steht eindeutig die Action im Vordergrund, was mir persönlich nicht viel ausmacht, aber sicherlich Geschmackssache ist.

Die zusammengestauchte Geschichte ist letztlich aber auch ein Teil des größten Kritikpunkts von Shadow Warrior 3: Das Spiel fällt insgesamt recht kurz aus. Nach 5-6 Stunden seid ihr durch, danach könnt ihr es noch auf einem höheren Schwierigkeitsgrad probieren, besonders anders spielt es sich dadurch allerdings nicht. Das geht insofern in Ordnung, weil Publisher Devolver Digital den Titel nicht zum Vollpreis anbietet. Auf der Playstation habt ihr außerdem die Möglichkeit, Shadow Warrior 3 mit dem Abo-Service Playstation Now direkt zu spielen. Wenn ihr hier die 7-Tage-Testversion nutzt, bekommt ihr das Spiel sogar umsonst.

Herausragendes Spielgefühl

Der Fokus auf die Action ist im Fall von Shadow Warrior 3 defintiv eine gute Idee, diese ist nämlich wirklich hervorragend gelungen! Man merkt dem Spiel durchaus an, dass es sich an der Neuauflage von DOOM orientiert. Es gibt abgedrehte, riesige Waffen und ein besonders hohes Bewegungstempo. Dadurch machen die Kämpfe von Anfang an jede Menge Laune. Gab es im Vorgänger noch über 70 Wummen, sind es jetzt noch 6 Schusswaffen plus das altbewährte Katana. Die Waffen fühlen sich dabei aber allesamt wertig an, jede hat ihre Daseinsberechtigung und eignet sich besonders gut für bestimmte Momente oder Gegnertypen. Da gibt es einen Granatwerfer, die klassische Schrotflinte und einen Sägeblattwerfer. Das Gefühl der Waffen ist richtig schön wuchtig, die Sounds passen dabei sehr gut.

Die Feinde sind ein weiteres Highlight des Spiels. Sie sind an der asiatischen Folklore angelehnt, es sind aber auch ein paar besonders abgedrehte Haudegen dabei. Riesige Schweine, fiese Samurai und mehr sorgen für Abwechslung. Jeder Gegnertyp hat ein eigenes Angriffsmuster und muss unterschiedlich bekämpft werden. Besonders gegen Ende des Spiels werden uns dann nahezu alle Gegnertypen gleichzeitig entgegen geworfen, was ein wenig chaotisch, aber auch richtig spaßig ist.

Shadow Warrior 3 review

Dabei gibt es einen interessanten Twist: Erledigen wir Gegner mit einer Schusswaffe, bekommen wir Lebenspunkte, schnetzeln wir sie im Nahkampf, gibt es Munition. So müssen wir immer abwägen, was wir gerade brauchen und wie wir es uns besorgen können. Durch das Erledigen der Monster sammeln wir außerdem spezielle Kugeln, die eine weitere Leiste füllen. Wenn diese voll ist, dürfen wir einen besonders tödlichen Spezialangriff ausführen, mit dem wir dem gewählten Widersacher nicht nur direkt den Garaus machen, sondern auch Zugriff auf besondere Waffen und Granaten erhalten.

So reißen wir kleineren Mobs das Hirn raus und nutzen es als Eisgranate, nehmen den Samurai ihre Riesenschwerter ab und hacken uns damit durch die Dämonenmassen oder wir rekrutieren das Auge eines Schergen kurzerhand als kleinen Helfer. Das ist teilweise extrem blutig und krass dargestellt. Zu zimperlich darf man dabei wirklich nicht sein. Auch hier steckt mehr taktische Tiefe, als es zuerst den Anschein hat. Je nachdem, wie vielen und welchen Gegnern wir gegenüber stehen, lohnt sich eine andere Spezialwaffe. Diese sind nämlich außergewöhnlich mächtig und machen auch aus großen Viechern in Sekunden Kleinholz.

Die Kämpfe finden nahezu allesamt in abgeschlossenen Arenen statt. Hier können wir uns frei bewegen und häufig auch besonders verheerende Fallen aktivieren. Zwischen den Arenen nutzen wir Lo Wangs Parkourfähigkeiten und seinen neuen Greifhaken, während wir den Gesprächen der Figuren lauschen. Das Gameplay wird dabei ein paar Mal etwas aufgelockert, insgesamt ist es aber sehr geradlinig und simpel aufgebaut.

Shadow Warrior 3 test

Schöne Kulissen

Shadow Warrior 3 spielt im Grunde komplett in einer teilweise zerstörten, asiatisch angehauchten Welt. Wir finden Schreine und Tore und springen in schwindeleregenden Höhen von Ast zu Ast. Die Grafik gewinnt sicher keinen Preis, sieht aber schick aus und immer wieder präsentiert uns das Spiel beeindruckende Ausblicke. Die Lichtstimmung ist dabei sehr gelungen, ein bisschen mehr Abwechslung hätte es dann aber doch noch sein dürfen.

Die Technik ist ansonsten gut und flüssig, aber nicht gänzlich Fehlerfrei. An manchen Stellen stimmte die Kollisionsabfrage nicht so richtig, sodass der ein oder andere vermeidbare Tod bei den Sprungeinlagen unvermeidbar war. Dank gut gesetzter Checkpoints fällt das aber nicht wirklich ins Gewicht.

TEST: Shadow Warrior 3 – kurz(weilig)es Shooter-Spektakel
Fazit
"Shadow Warrior 3 ist ein richtig gelungener Singleplayer-Shooter. Hier wird Action groß geschrieben. Die Kämpfe mit allerlei Dämonen machen Spaß, die Waffen und Gegnertypen sind durchdacht und die Arenen laden zum Experimentieren ein. Die Story ist genauso flach wie die meisten Witze, wer für eine Handlung kommt, wird enttäuscht wieder gehen. Einer Top-Wertung, wie sie Teile des Spiels sicher verdienen, steht der geringe Umfang und die etwas angestaubte Technik im Weg. Das Spiel dürfte gerne doppelt so lang sein, dann gäbe es sicherlich noch ein paar Punkte mehr. Shooter-Fans sollten sich den Titel dennoch unbedingt anschauen."
Pro
Klasse Gameplay
Waffen und Gegnertypen gut durchdacht
Gelungenes Design
Derber Humor
Contra
Geringer Umfang (5-6h)
Etwas veraltete Technik
Dünne Story
8.2
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