Mit Syndicate erwecken Starbreeze und Electronic Arts den Klassiker aus dem Jahre 1993 wieder zu neuem Leben. Eine Welt, in der das Geschäft der reine Krieg ist.
Die Welt des Jahres 2069 ist ein finsterer Ort. Länder verloren ihre Bedeutung und riesige Megakonzerne teilen sich die letzten Ressourcen. Nur der klügste und ruchloseste Agent hat in diesem Umfeld eine Chance zu überleben. Als neuestes Spielzeug einer dieser Megakonzerne stellen sie den Zenit der Chip-seitigen Entwicklungskunst dar.
57 Prozent der Menschheit wurde gechipt. Davon sind knapp 20 Prozent die Elite zu denen auch man selbst gehört. Ausgestattet mit dem Dart-6 Chip, einer experimentellen Mini-Computer-Platine in eurem Gehirn, sollen sie für die Konzernväter auf Beutezug gehen. Ihr Ziel: Die Vorsitzenden und Agenten anderer Megakonzerne. Mehr Platz für eine Vorgeschichte ist hier nicht, da es geht gleich ans Eingemachte geht.
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Also Knarre zur Hand und einen Finger immer an der Auslösetaste für die Spezialfähigkeiten des Dart-6-Chips in ihrem Kopf. Als Abwechslung zu geläufigen Shootern sollen die Fähigkeiten mehr Abwechslung und Taktik in den Spielablauf bringen. Zwingen sie ihre Gegner, sich selbst umzubringen. Verursachen sie eine Fehlzündung beim Abschuss der feindlichen Waffen. Oder sie „überzeugen“ einen Widersacher, bis zu seinem Ableben für ihre Sache zu kämpfen. Schalten sie auf eine spezielle Ansicht um, die es ihnen erlaubt, die Umgebung in einem matrixartigen Raster zu betrachten und Gegner optisch hervor hebt (sogar die, welche in Deckung gegangen sind). Der Spielablauf verlangsamt sich, man erleidet weniger Schaden, die Gegner dafür deutlich mehr! Klasse, allerdings währt diese Freude nur 20 Sekunden, dann muss sich die Spezialsicht wieder aufladen.
Zum Glück verlassen sie sich im Kampf auch auf ihr abwechslungsreiches Waffenarsenal. Pistolen, Schrot oder Maschinengewehre sind dabei erste Wahl. Die Gauss-Waffe jedoch sticht aus dem Arsenal heraus: Fixieren sie ein Ziel, treffen sie es auch, wenn es hinter ihnen steht, in Deckung ist oder um die Ecke rennt. Die Kugeln finden das Opfer von selbst. Und für Action-Profis doch ein alter Hut: Im Ballerspiel „Resistance 3“ etwa gab es bereits ein solche Waffe.
Stehen sie in unmittelbarer Nähe zu einem Feind, können Sie eine Nahkampf-Attacke auslösen. Dieses Standardelement in Spielen dieser Art wird in „Syndicate“ zu einem echten Luxusproblem. Laufen sie auf einen Kontrahenten zu, um ihm einen Genickbruch zu verpassen, richten sie ihn mit der eigenen Waffe, ein gezielter Tritt in die Weichteile und einen gegen den Kopf. Es gibt reichlich Varianten. Doch das Ergebnis: Schon nach wenigen Spielstunden verlagert sich das gesamte Spiel auf die doch deutlich zu starken Nahkampf-Angriffe und die Knarre verstaubt langsam. Erst bei den schwer gepanzerten Agenten, die immun gegen die Attacke sind, fällt ihnen wieder ein, dass sie ja noch Waffen im Gepäck haben.
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Ab und zu treffen sie auf knackige Feinde, die sogenannten Agenten, die ebenfalls wie sie per Chip verbessert wurden. So nutzen die Supersöldner Teleport-Fähigkeiten oder verfügen über Hulk-Stärke, was die Aufgabe nicht grade leichter macht. Zahlreiche Magazine später winken dafür mit einer Belohnung. In einer Zwischensequenz ziehen sie dem besiegten Bösewicht seinen Computerchip durchs Ohr aus dem Hirn, eine der Szenen, die mit einem Minispiel deutlich interessanter gewesen wären, doch darauf verzichtet Starbreeze komplett. Mit dem Chip verbessern sie ihre Fähigkeiten. Durchschlagskräftigere Waffen, besserer Körperschild, Lebensenergieauffüllungen durch Nahkampfattacken? Wählen sie letztere Variante, seien sie gewarnt: Dann geht die Spielmechanik ob der oben erwähnten Problematik zu Bruch.
Sie bereisen während der circa zehnstündigen Kampagne zwar verschiedene Orte, allerdings ist der sichtbare unterschied eher gering. Offene Spielwelten sind gar nicht vorhanden. Technologisch angehauchten Lagerhallen, riesigen Lobbys und Aufzugschächten werden der neue Spielplatz der Syndicate-Agenten. Dass Sprungpassagen in einem Ego-Shooter nichts zu suchen haben, hätte Starbreeze vielleicht auch erkennen könnne. Wenn man das fünfte Mal nach einem gescheiterten Versuch zu springen im Graben landet, sehnt man sich das nächste Feuergefecht regelrecht herbei. Wer hier nach Abwechslung und spannenden Umgebungen sucht, den enttäuscht das Spiel leider. Optisch machen die Szenarien einiges her, dennoch bietet „Syndicate“ im Verlauf der Geschichte zu wenig, um auf dem hohen Niveau anderer Titel mithalten zu können.
Bringt der Vier-Spieler-Koop-Modus von „Syndicate“ den ersehnten Unterschied? Die Antwort fällt nicht leicht. Neben dem Einzelspieler-Modus warten auf sie und maximal drei Online-Freunde neun zusätzliche Kapitel, welche parallel zur Hauptgeschichte verlaufen. Auch hier stattet man den Agenten nach erfolgreichem Einsatz mit zusätzlichen Fähigkeiten aus. Zu viert funktioniert das am besten, sofern man sich abstimmt. Dann übernehmen zwei Spieler die großkalibrigen Argumente, der Rest heilt aus der zweiten Reihe. So gewappnet, übersteht man die größten Ansammlungen von Gegnern. Letztlich fehlt dem kooperativen Geballere das „Leben“ und die Abwechslung. Nach einigen Feuergefechten im Mehrspieler-Modus wissen sie genau, was sie und ihre Freunde in den restlichen Missionen erwartet.