Wenn es um Puzzle-Spiele geht, gelten die beiden Ableger der Portal-Reihe bis heute als das Beste, das das Genre hervorgebracht hat. Der Mix aus cleveren Mechaniken und sarkastischem Humor macht besonders Portal 2 zu einem absoluten Klassiker. Trotz vieler Fan-Wünsche gibt es bis heute keinen dritten Teil und es sieht auch nicht so aus, als würde sich das in nächster Zeit ändern.
Mit The Entropy Centre versucht sich Entwickler Stubby Games jetzt an einem Spiel, dass sich stark an der Formel des großen Vorbilds orientiert, aber einen ganz eigenen Twist beim Rätsel-Gameplay mitbringt. Ob das funktioniert und wie der Titel im Vergleich zu Valves ikonischen Meisterwerk abschneidet, erfahrt ihr in unserem Test.
Und täglich grüßt die Plapper-KI
Zu Beginn des Spiels wachen wir in einer verlassenen Forschungsanlage auf. Wir finden eine mysteriöse Waffe, die nicht wirklich als Waffe funktioniert und lösen Raum für Raum physikbasierte Rätsel, in denen es häufig darum geht, Würfel auf Plattformen zu legen oder Würfel von Plattformen herunter zu nehmen. Nebenbei kaut uns eine KI, die aufgrund ihrer robotischen Existenz den Ernst der Lage nicht ganz zu erkennen scheint, ein Ohr ab. Diese Beschreibung passt genauso auf die Portal-Spiele wie auf The Entropy Centre.
Von Beginn an macht der Titel keinen Hehl daraus, wer die Zielgruppe ist und welche Spiele als Inspiration gedient haben. Die Entwickler machen dabei einen guten Job und Fans der alten Spiele werden sich wie Zuhause fühlen. Die Originalität geht dem Ganzen dabei natürlich ein bisschen ab, immerhin gibt es diese Idee ja schon. Trotzdem gefällt auch mir der Stil gut. Ein Portal 2 als Vorbild zu haben ist keine schlechte Idee und es gibt im Spiel auch ausreichend Elemente, die einen neuen Twist reinbringen und dafür sorgen, dass sich The Entropy Centre ausreichend abhebt.
Die Zeit rennt
Die offensichtlichste Unterscheidung ist natürlich das zentrale Puzzle-Element. Statt dem Raum kontrollieren wir hier nämlich die Zeit. Wir verbinden also nicht mehrere Orte mit Portalen, sondern können mithilfe der gefundenen Waffe die Zeit manipulieren. Wir drehen allerdings nicht gleich alles zurück, sondern nur bestimmte Elemente. So bauen wir eingestürzte Brücken wieder auf oder lassen Würfel den Weg zurückfliegen, über den wir sie eben erst getragen haben. In Verbindung mit dem Aufbau der Testkammern ergibt sich hier eine breite Auswahl an Herausforderungen, im weiteren Verlauf kommen auch neue Mechaniken hinzu. So können wir später etwa die Form der Würfel anpassen.
Das Spiel mit der Zeit macht durchweg Spaß und der Titel schafft es trotz steigender Herausforderung nie frustrierend zu werden. Der Schwierigkeitsgrad schwankt leicht, zu schwer wird es aber eigentlich nie. Hier wäre durchaus etwas mehr drin gewesen. Die Zeit-Thematik bietet viele spannende Möglichkeiten, die nur teilweise ausgeschöpft werden. Ein Level-Editor hätte hier Abhilfe schaffen können. In solchen Fällen kann eine große Community häufig eine Vielzahl fantastischer Ideen liefern, auf die man selbst gar nicht gekommen wäre.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Geschichte. Die dreht sich um die Zerstörung der Station und Zeitreisen. Das ist nicht schlecht gemacht, der ganz große Hammer bleibt aber auch aus. Protagonistin Aria und die KI Astra sind hier eindeutig die Stars des Spiels. Die Gespräche zwischen den beiden sind unterhaltsam und tragen viel zur Atmosphäre bei, das Voice-Acting ist auf einem konstant hohen Niveau.
Astra reicht zwar mit ihrem Zynismus und Humor nicht an GLaDOS aus Portal 2 heran, das wäre aber auch zu viel erwartet. Technisch gibt sich The Entropy Centre keine Blöße, die Umgebungen sind schick gestaltet und die Effekte durchgehend hübsch. In diesem Aspekt hat es sogar der großen Vorlage einiges voraus, das so langsam nun auch in seine Jahre kommt.