Storygetriebene Erfahrungen erfreuen sich in dieser Generation immer größerer Beliebtheit. Es geht weniger um aufwendige Produktionen oder 50+ Stunden Spielzeit, sondern um das persönliche Erlebnis, das jeder Einzelne am Ende hat und das häufig sehr individuell ist.
Entwickler Funcom greift dieses Konzept ab heute mit ihrem psychologischen Horrortitel „The Park“ auf und schickt euch damit auf eine verstörende Reise in die Psyche der verzweifelten Lorraine. Schauplatz ist der Atlantic Island Park, eine Vision des exzentrischen Geschäftsmanns Nathaniel Winter, dessen Tore im Jahr 1977 öffneten.
Eigentlich sind Freizeitparks glückliche Orte, durchzogen mit den Freuden der Kindheit und dem Ansturm auf fantastische Fahrgeschäfte. Leider jedoch wird der Atlantic Island Park von Tragödien und Dramen heimgesucht, verrückte Unfälle, groteske Morde und geisterhafte Erscheinungen prägen die Schlagzeilen der Presse, was die Einheimischen glauben lässt, dass der Park noch weit entfernt davon ist, keine unschuldigen Menschenleben mehr zu fordern. Für Lorrain beginnt damit ihr schlimmster Albtraum.
Die perfekte Horrorkulisse
Was könnte gegensätzlicher sein? Ein Freizeitpark, in dem niemand etwas Schlimmes vermutet verwandelt sich zum Schauplatz von Tragödien. Hinzu kommt, dass diese schon viele Jahre zurückliegen und der Park seinem Zerfall überlassen wird. Schon beim Betreten des Parks, mit seinem emporragenden Riesenrad im Hintergrund kommt ein ungutes Gefühl auf. Nachdem euch eine lange Rolltreppe bald unweigerlich zu diesem Ort transportiert hat, wird einem klar, von Freude und Kinderlachen ist hier nicht viel übrig geblieben. Zu meiner rechten grinst mich ein fieses Hexengesicht an, Bumper Cars liegen nach einem Unfall kopfüber im Fahrgeschäft und der Bahnhof zur Achterbahn hat auch schon bessere Tage gesehen. Die Angst vor diesem Ort ist dabei aber genauso stark wie die Neugier, die uns immer tiefer in den Park hinein zieht.
Wo ist Callum?
Der eigentliche Grund, warum wir überhaupt in diesem Park sind, ist unser Sohn Callum, der wie ein ungehöriges Kind dort hineinläuft und verschwindet. Was bleibt einer Mutter also anderes übrig als nach ihrem Kind zu suchen? Die Geschichte des Parks, die von Lorrain und dem verschwundenen Sohn fügen sich an dieser Stelle zunehmend zusammen, Notizen des früheren Personals, der Polizei- und Zeitungsberichte arbeiten die Tragödie nach und nach auf, während Lorrain zunehmend in einer Traumwelt zu leben scheint, sich vorstellt, wie ein schöner Tag mit Kindern in einem solchen Park aussähe, aber auch wie undankbar es manchmal ist Mutter zu sein. Wie bei vielen Genrevertretern lässt euch auch „The Park“ dabei sehr viel Raum für eigene Interpretationen, die mit immer mehr Puzzleteilen angereichert werden können, je intensiver ihr den Park erkundet und Hinweisen folgt. Dies macht ja auch eigentlich den größten Reiz dieser Spiele aus, in dem man selbst seine eigene kleine Geschichte schreibt. Und dennoch weiß auch „The Park“ am Ende mit Etwas zu überraschen, das alle vorherigen Theorien, die man sich bis dahin zurechtgelegt hat, noch einmal verwirft. Wie ein guter Film, dessen Ende nicht vorhersehbar ist und auch noch lange danach einen zum Nachdenken anregt.
Atmosphärisch ins Schwarze getroffen
Wenn man einen so perfekten Schauplatz für einen Horrortitel wählt, dann ist nicht nur die Geschichte interessant, man möchte auch wirklich daran teilhaben. Auch diese Möglichkeit räumt euch Funcom ein und lässt euch so ziemlich jedes Fahrgeschäft ausprobieren – vom Riesenrad, einer aufregenden Achterbahnfahrt, bis hin zu einer märchenhaften Schwanenreise, die eine etwas differenzierte Geschichte von Hänsel und Gretel offenbart. Wären da nur nicht die verstörenden Blackouts von Lorrain, die eure tiefsten Kindheitsängste wecken und immer mehr an euch zweifeln lassen. Diese extremen Gegensätze, die in „The Park“ immer wieder auf euch einprasseln, die obligatorischen Schreckmomente, die verrückten Visionen oder die nervenaufreibende Soundkulisse erzeugen eine tolle und intensive Atmosphäre, die euch nicht mehr loslassen wird. „The Park“ ist damit und mit seiner recht überschaubaren Spielzeit zudem ein idealer Kandidat für PlayStation VR.
Optisch ist „The Park“ ein Indie-Titel wie man ihn erwartet. Es sieht gut aus, hat in dieser Hinsicht jedoch auch keine großartigen Highlights zu bieten, eher im Gegenteil merkt man dem Spiel an, dass hier wirklich nur ein begrenztes Budget zur Verfügung stand. Vor allem die Protagonisten Lorrain würde man eher als keine wirkliche Schönheit bezeichnen, aber man muss sie aus der First-Person Perspektive ja auch nicht die ganze Zeit sehen. Kleinigkeiten, auf die man in großen Triple-A Produktionen schon etwas genauer hinschaut, wie etwa Reflektionen, lässt man gerne mal aus, aber dies ist auch nicht der Schwerpunkt des Spiels. Diese kleinen Mankos werden alleine durch die Erfahrung, die Story und die Gesamtatmosphäre wieder ausgeglichen.
Entwickler: Funcom
Publisher: Funcom
Release: 03. Mai 2016 (PSN)
Offizielle Homepage: www.theparkgame.com
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