The Last of Us Season 2 – Halb so wild? Halb so gut!

Halbe Story, halbe Wirkung: Season 2 von The Last of Us will groß erzählen, bleibt aber beim Perspektivwechsel auf halber Strecke hängen – emotional ausgebremst.

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
3 Min. Lesen

Die zweite Season von „The Last of Us“ steht in den Startlöchern – und mit ihr die Hoffnung, dass die gefeierte Videospieladaption erneut Seriengeschichte schreibt. Doch jetzt, wo die ersten Kritiken auf dem Tisch liegen, wird klar: Die Euphorie ist verhalten. Nicht, weil Season 2 schlecht wäre – im Gegenteil, die Reviews sind überwiegend positiv – sondern weil sie sich anfühlt wie ein Puzzle ohne Randstücke.

Der Grund? Die Macher haben sich dazu entschieden, die Story von „The Last of Us Part II“ aufzuteilen. Ja, richtig gelesen: Statt der vollen emotionalen Breitseite serviert uns HBO die erste Hälfte – mit viel Aufbau, aber wenig Auflösung. Was als mutiger erzählerischer Kniff verkauft wird, wirkt in Wahrheit wie ein aufgeschobenes Versprechen.

Showrunner Craig Mazin hatte es im Vorfeld bereits angedeutet: Eine Season reiche nicht aus, um der komplexen Geschichte gerecht zu werden. Man brauche zwei, vielleicht sogar drei. Klingt ambitioniert – fühlt sich aber wie ein Streckungsmanöver an. Die berühmte Netflix-Krankheit: Mehr Staffeln, weniger Substanz.

Ab hier wird’s spoilery. Und ehrlich.

Wer das Spiel kennt, weiß, was kommt: Nach der Hälfte wechselt die Perspektive von Ellie zu Abby – ein drastischer Schnitt, der damals das Fanlager gespalten hat wie ein Baseballschläger ein Pilzgesicht. Im Spiel funktionierte dieser Twist, weil man gezwungen war, sich mit Abby auseinanderzusetzen – Controller in der Hand, Herz in der Hose.

In der Serie dagegen? Eher ein kalter Sprung ins Becken als ein fließender Übergang. Was im Spiel durch Interaktivität zum emotionalen Volltreffer wird, kommt in der Serie wie ein schlecht getimter Szenenwechsel daher – dramaturgisch mehr Stolperdraht als Spannungsbogen. Der eine spricht diplomatisch von „ungeschickt“, IGN nennt es „holprig“ – man könnte auch sagen: Die Serie versucht, einen emotionalen Tsunami mit einem Eimer Leitungswasser nachzustellen. Und ja, das spritzt ein bisschen, aber mitreißend ist was anderes.

Noch absurder: Season 2 endet genau an dem Punkt, an dem „The Last of Us Part II“ eigentlich erst richtig loslegt. Also dort, wo die emotionale Eskalation beginnt, wo Moralfragen aufeinanderprallen, wo man als Zuschauer nicht mehr weiß, auf wessen Seite man eigentlich steht. Stattdessen: Abspann. Tschüss. Cliffhanger.

Natürlich kann man argumentieren, dass dieser Aufbau nötig ist. Dass Tiefgang Zeit braucht. Aber mal ehrlich: Wer eine Geschichte erzählt, die mitten im Spannungsbogen abbricht, muss sich gefallen lassen, dass das Publikum genervt zurückbleibt – mit mehr Fragen als Antworten.

The Last of Us Season 2 startet am 13. April. Und ja, wir werden einschalten. Aber mit einem Gefühl irgendwo zwischen Vorfreude und dem Verdacht, dass uns hier nur der halbe Deal verkauft wird – mit dem Versprechen, dass der Rest irgendwann kommt. Einziger Trost: Fans bekommen endlich etwas, das in Season 1 vermisst wurde.

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