Warum Elden Ring nicht mein GOTY ist

Jakob Goess 5 Comments
7 Min Read

Elden Ring ist seit heute Nacht offiziell das Game of the Year 2022. Das war schon kurz nach Release absehbar und hat sich jetzt auf den Game Awards bestätigt. Aber wie kann man die Revolution des Souls-Genres nicht komplett abfeiern und als das beste seit geschnitten Brot sehen? Ich wollte Elden Ring wirklich lieben, aber konnte es nicht. Ein Erklärungsversuch.

Bin ich einfach zu müde für Elden Ring?

In meiner Zeit als Gamer sind mir zwei Arten von Souls-Spielern begegnet. Die einen sind riesige Fans, haben in jedem Teil mindestens 300 Spielstunden und schauen jedes Weihnachten nochmal alle Vaativydia-Videos zur Lore. Die anderen haben bisher noch kein Souls-Game gespielt. Ich gehöre allerdings zu einer dritten Fraktion.

Denn bisher habe ich jedes offizielle Soulsborne gespielt, auch wenn ich leider keines beendet habe. Spaß hatte ich trotzdem, verliebt habe ich mich bedauerlicherweise nie. Elden Ring hat mir auch wieder bis zu einem gewissen Punkt Spaß gemacht, allerdings ist mir mal wieder nach 10–20 Stunden die Lust vergangen und ich bin nach den ersten paar Bossen ausgestiegen.

Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)
Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)

Klar, ich bin ein Noob, einfach immer verskillt und von Fortnite weichgespült worden. Da mag ein Fünkchen Wahrheit dran sein, denn ich muss sagen, dass mir die Souls-Spiele oft etwas zu anspruchsvoll sind. Als jemand, der immer seltener Zeit für ausgiebige Gamingsessions findet und oftmals erst nach einem anstrengenden Tag zum Zocken kommt, fehlt mir manchmal einfach die Energie und das Durchhaltevermögen, den Boss zum 20. Mal zu bekämpfen oder mich für mehrere Stunden irgendwo hochzuleveln. Schaffe ich es dann doch, fühlt sich das oft eher wie Erlösung an und nicht wie eine Belohnung.

Die Progression von Elden Ring

Ein gutes Belohnungssystem in Spielen hilft, langfristig zu motivieren. Das kann auch zu großen Teilen das Gameplay selbst sein, bei Elden Ring ist es aber gepaart mit dem Anspruch und den geplanten Toden leider nicht genug für mich. Natürlich findet man auch immer wieder seltene Items und überall liegen Seelen herum, mit denen man sich stärker machen kann, aber das fühlt sich für mich nie wirklich befriedigend an.

Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)
Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)

Ob ich jetzt Stärke +10 oder +20 habe, merke ich erst, wenn ich dadurch ein dickeres Schwert schwingen kann. Bis ich das allerdings finde und dann die Skillpunkte erspielt habe, vergeht bei mir schon einiges an Lust. Denn keine der Waffen, die ich dann am Ende schwinge, war den Weg wert für mich. Ich hatte nie das Gefühl etwas wirklich Cooles gefunden zu haben, was ich direkt benutzen kann oder auf das ich hinarbeiten möchte.

Macht die Open World Elden Ring besser?

Die offene Spielwelt wird von vielen gelobt und ja, ich verstehe auch warum. Man mischt die typischen Souls-Elemente, wie cleveres Bossdesign, in sich greifende Levelstrukturen, forderndes Gameplay etc. mit einer offenen Welt, ohne dabei auf die alt bekannte Ubisoft-Formel zurückzugreifen und bereichert so beide Genres. Für mich als Open-World-Fan war das eines der größten Verkaufsargumente, neben George R.R. Martin.

Allerdings muss ich auch hier leider wieder sagen: Mich hat es nicht überzeugt. Es ist immer noch in der Essenz dasselbe Spiel und man hat es nicht zu sehr verwässert. Ein großer Pluspunkt für Soulsfans. Aber für jemanden, der mit der Dark Souls nie warm geworden ist, ist es halt noch zu viel vom „Alten“.

Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)
Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)

Hier ziehe ich gerne den Vergleich zu The Legend of Zelda: Breath of the Wild, was ebenfalls von seiner Spielstruktur abgewichen ist und sich an einer Open World versucht hat– mit großem Erfolg. Breath of the Wild hat mir 2017 deshalb so gut gefallen, weil es eben kein klassisches Zelda mehr war und die grundlegende Struktur so großartig verändert wurde. Viele Zelda-Fans kritisieren das allerdings bis heute und wünschen sich mehr von den großen Dungeons, bei mir war genau das Gegenteil der Fall. Für mich hätte man die komplett streichen können und dafür mehr Story und mehr Open-World-Aktivitäten einbauen können.

Elden Ring ist im Kern immer noch ein Souls-Game, nur dieses Mal im Open-World-Gewand. Erhofft habe ich mir allerdings mehr Eingeständnisse bei den grundlegenden Spielelementen, die From Software allerdings nicht bereit war zu machen.

Hat Elden Ring den Titel GOTY verdient?

Wenn wir GOTY als eine Auszeichnung der Industrie sehen, eine herausragende Leistung in der Spieleentwicklung zu ehren, dann hat Elden Ring den Titel bestimmt verdient. Genauso könnte man das aber auch über God of War Ragnarök sagen. Am Ende bleibt es immer eine subjektive Einschätzung und genau die mache ich hier auch. Ja, ich kann verstehen, wieso die Open World viele Souls-Fans aus den Socken gehauen und ihre liebste Spielereihe noch besser gemacht hat.

The Game Awards. (Bildquelle: The Game Awards)
The Game Awards. (Bildquelle: The Game Awards)

Ich liebe die Souls-Spiele aber nicht und Elden Ring kann ich, trotz Open World, trotz George R.R. Martin, auch nicht lieben, so sehr ich es auch versucht habe. Es gibt einige Neuerungen am Gameplay, aber im Kern bleibt alles beim Alten und das finde ich persönlich schade. Ein GOTY sollte ein Spiel sein, das Neulinge und Veteranen und alle dazwischen bestmöglich überzeugt und sich so eine ganz neue Zielgruppe erschließt. Elden Ring hat das für mich nicht geschafft. Viele Fans werden Myazaki und seinem Team dankbar sein, dass er seine Spiel-Reihe nicht zu sehr verändert hat. Ich werde aber wohl auf ein Elden Ring 2 warten müssen, um dann zu schauen, ob auch in mir das Feuer entfacht werden kann.

Ist Elden Ring euer GOTY oder seid ihr mit dem Spiel vielleicht auch nicht warm geworden?

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Luckylefti
2 Jahre zuvor

Kann mich dem nur anschließen…
Nach 30-40 Stunden mühsamen Versuchen das Spiel irgendwie zu lieben kann ich dem Gamedesign (Levelling und immer gleiche Passagen abspulen um überhaupt ansatzweise weiter kommen zu können) und und auch dem Storytelling leider nichts abgewinnen und hab das Speil schlußendlich sogar wieder verkauft. Aber jeder wie er mag, doch ich finde das ein GOTY definitiv mehr Leute ansprechen muss als die eigentlichen Fans… und das tut es leider nicht

Crydog
2 Jahre zuvor

Wie erste Ermüdungserscheinungen bei einem souls Spiel? Dachte dasngerne ist uber jeden Zweifel erhaben. Bevor der shitstorm ub3er mich kommt, hey habt Spass mit den spielen. Ich finde es nur bezeichnet für die Industrie man macht erst dann was neues wenn die zahlen nicht mehr stimmen aber sobald man Umsatz macht, reitet man die Welle bis zu Endstation. Was die Frage aufwirft warum ubisoft jedes mal ein drauf kriegt sobald man seine Formel reitet aber wenn es andere Firmen machen ist alles ok. Wie piller schon sagt was für enttäuschendes Jahr für die ganze Industrie.

Piller
2 Jahre zuvor
Reply to  Crydog

Ich liebte FS noch bevor sie jemand gekannt hat, wegen Evergrace und eben Armored Core. Aber das sie jetzt wie Nintendo gegen jegliche Kritik imun sind ist einfach ein Witz. ER ist einfach ein DS in einer Openworld, die erst tatsächlich sehr zum erkunden einlädt ( Limgrave ), und dann aber später nur noch mühsam ist. Jenste Bosse werden recyclet, die Dungeons sehen alle fast gleich aus, und die Gegner in jeder neuen Umgebung sind am Anfang wegen man keinen Cheesemagier spielt viel zu hart..

Crydog
2 Jahre zuvor
Reply to  Piller

Glaube das der Fluch des Erfolgs, das Spiel ist inzwischen mainstream geworden. Fast wie cod jedes Jahr muss ein neues her. Pass mal auf irgendwann werden sie Barrierefreiheiten einbauen damit noobs wie ich das sogar spielen bzw. Kaufen sollen. Für mich ist das gerne nichts, habe returnal ausprobiert bin noch nicht mal bis zum katana gekommen, demon soul nach 5 Minuten wieder gelöscht ist einfach nichts für mich. Ich muss speichern können wegen Familie kann halt nicht so am Stück spielen, resi speed run schaffe ich auch nicht mehr früher kein Problem. Man wird auch älter Reflexe stauben auch an:)

Piller
2 Jahre zuvor

Ich habe das Spiel platiniert, und fast 100 Stunden gespielt, und im Endeffekt hat nur Limgrave richtig Spass gemacht. Für mich nie und nimmer Goty Matierial, sowie auch GoW: R leider nicht. Es war ein extrem schlechtes Jahr mit vielen Enttäuschungen, wie zuletzt Callisto Protocol. Für mich eins der schlechtesten Jahre seit ich Game.. Nächstes Jahr hingegen könnte eins der besten Jahre werden.

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