TEST – The Order: 1886 – Cineastisches Shooter-Erlebnis mit düsterer Story

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Entdecke eines der dunkelsten Geheimnisse der Geschichte! Entwickler Ready at Dawn wagt zum ersten Mal den Schritt auf die großen Konsolen und liefert mit „The Order: 1886“ ein story-getriebenes Adventure ab, das bereits im Vorfeld erneut für hitzige Diskussionen sorgte.

Ready at Dawn nennt es Risiken eingehen und neue Ansätze versuchen, denn im Fall von „The Order: 1886“ könnte das Spiel einem Film gar nicht ähnlicher sein, da die gesamte Präsentation vor euch im Kinoformat abläuft. Das mag vielleicht nicht jedem so gefallen, ist aber gewollt und unterstreicht die düstere Story ungemein, die den zentralen Schwerpunkt von „The Order: 1886“ bildet.

Der Orden …

Im Mittelpunkt dieser steht der Orden, eine Elitegruppe aus Rittern, der vor Jahrhunderten gegründet wurde, um die Menschheit vor den sogenannten Halbblütern zu beschützen, auch bekannt als die Lykaner. Da jedoch nicht jeden Tag ein ehrbarer Ritter irgendwo auf der Welt geboren wird, ist der Orden im Besitz eines Elixiers namens Schwarzwasser, das nicht nur Wunden heilen kann, sondern auch das Leben über Jahrhunderte verlängert. Trotz dessen sind auch die Ordensritter nicht unsterblich.

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Schauplatz ist die industrielle Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, inmitten des aufstrebenden und neoviktorianischen Londons. Bisher war der Kampf gegen die Halbblüter für beide Seiten recht ausgeglichen, es gab weder wirkliche Gewinner, noch Verlierer dabei. Erst der technologische Fortschritt mit seinen modernen Waffen verschafft den Menschen nun erstmals einen Vorteil. Gerade noch rechtzeitig möchte man meinen, denn die Rasse der Halbblüter verbreitet sich zunehmend und wird immer stärker.

Die zweite Bedrohungen, gegen die die Ordensritter kämpfen, ist die Rebellenallianz, deren Einfluss in der Stadt ebenfalls stetig zunimmt und die es sich zum Ziel erklärt hat, den ohnehin brüchigen Frieden unter den Bürgern und der Regierung weiter zu gefährden. Während die erste Hälfte der Geschichte noch recht gediegen verläuft und ihr als Ritter Sir Galahad, Lady Igraine und Marquis de Lafayette den zunehmenden Aufstand der Rebellen versucht niederzuschlagen, überrascht man ab dann mit einer unerwarteten Wendung, mit der die Story auch so richtig Fahrt aufnimmt, wenn auch ein bisschen spät für meinen Geschmack.

Was mich an der Story am meisten beeindruckt hat ist, dass Ready at Dawn die drei wesentlichen Säulen aus modernen Elementen, Geschichte und Fiktion so zusammensetzt, dass diese absolut authentisch miteinander harmonieren. Die Wahl des Settings fiel somit auch nicht ganz zufällig, wie uns Chefentwickler Ru Weerasuriya zuvor schon verriet:

„Das Jahr 1886 ist für uns sehr wichtig, weil es einen Zeitraum innerhalb der Gesamtstory des Franchise beschreibt. Es ist das Jahr in dem etwas sehr wichtiges passiert, was den weiteren Verlauf der Story grundlegend verändert und somit auch die Story der IP entscheidend beeinflusst.“

Am Ende steht eine absolut glaubhafte und bewegende Erzählung, die immer wieder für Gänsehaut sorgt. Auch wenn man zunächst annimmt, man hätte es mit den Halbblütern mit einem Gegner zu tun, der am Ende zu einem riesigen Monster mutiert und alles in einer blutigen Schlacht endet, wird überrascht sein, worum es in „The Order: 1886“ tatsächlich geht.

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Ein Musterbeispiel einer linearen Spielerfahrung …

Während sich der allgemeine Trend eher in Richtung Open-World Spiele entwickelt, rückt Ready at Dawn im Spiel kaum einen Millimeter vom berühmten roten Faden ab und treibt euch damit durch die insgesamt 16 Kapitel. Ein Musterbeispiel einer linearen Spielerfahrung, das zugleich eine der größten Schwächen des Spiels darstellt. So bleibt es auch hier nicht aus, dass Teile des Spiels vollständig gescriptet sind und man dem Spieler kaum eigene Freiheiten gewährt.

„Wir können nicht alle Open-World-Spiele oder Multiplayer-Spiele machen, genauso wie nicht alle Entwickler Singleplayer-Spiele bevorzugen,“ erklärte Ready at Dawn. „Wir mussten und wollten uns die Nische der Singleplayer-Spiele beibehalten, weil es das ist das wir als Entwicklerteam kennen und können. Das soll nicht bedeuten, dass wir uns generell nicht weiterentwickeln wollen, es hat sich aber für dieses Spiel richtiger angefühlt bei unserem Steckenpferd zu bleiben.“

Es ist nichts verkehrt daran, wenn man sich das Ziel gesetzt hat, eine tolle Story zu erzählen. Dennoch haben es Genrevertreter wie zum Beispiel „Uncharted“ bereits vorgemacht, dass man den Spieler auf diesem Weg etwas mehr beschäftigen kann, jedenfalls mehr als nur ein paar Zeitungsartikel und Fotos umdrehen zu müssen. Dem fehlt es in „The Order: 1886“ fast gänzlich. Es gibt so gut wie nichts einzusammeln, kaum Anreize auch die hintersten Ecken zu durchsuchen oder sich in einem Areal etwas länger aufzuhalten. Hier und da liegen ein paar Sprachaufzeichnungen herum, die jedoch kaum dazu beitragen, das Spiel noch mehr zu hinterfragen, vom Wiederspielwert mal ganz abgesehen. Schade, schade!

Alte und neue Ansätze …

Wenn wir zum Gameplay kommen, kann man sagen, dass „The Order: 1886“ der typische Cover-Shooter ist. Hier wagt man nicht allzu große Experimente, bringt aber dennoch eigene Ideen mit ein. Das hat den Vorteil, dass man sich schnell in das Spiel hineinfindet und die gewohnten Mechaniken umgehend verinnerlicht. Im Gesamten fühlt es sich recht flüssig, wenn auch etwas schwammig an und das Zielen klappt auch nicht immer gleich auf Anhieb.

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Nicht alle Waffen schießen direkt aus der Hüfte, machen dafür aber unglaublich Spaß. Hierfür hat sich Ready at Dawn etwas mehr an kreativer Freiheit gegönnt und das selbst gesteckte Ziel, Modernes mit Altem zu verbinden, voll ausgekostet. Da wäre die vielseitige Thermite Gun, die in ihrer Primärfunktion eine Ladung Termit in Richtung eurer Gegner schleudert und mit einem zweiten Schuss entzündet, sodass ein gewaltiger Feuerball den kompletten Boden vor euch ebnet. Wem das noch nicht spektakulär genug ist, der kann auch die gesamte Thermitladung an Ort und Stelle platzieren und alles in die Luft sprengen. Darüber hinaus verfügen die Ritter dank unseres Freundes und Ingenieurs Nikola Tesla über fortschrittliche Kommunikationsmittel und Gadgets, die man aus heutiger Sicht alle plausibel erklären könnte.

Für den taktischen Ansatz habt ihr zudem die Möglichkeit die Schwarzsicht einzusetzen, was vor allem in heftigeren Feuergefechten mit vielen Gegner von Vorteil sein kann und von Ready at Dawn sogar empfohlen wird.

Eine winzige Innovation findet sich außerdem bei den Quick-Time Events, denen man neben den typischen Aktionstasten nun Trefferzonen hinzugefügt hat. In Nahkämpfen oder direkten Auseinandersetzungen mit den großen Lykanern erhaltet ihr die Aufforderung eine Trefferzone auszuwählen, was sich direkt auf den Kampfverlauf auswirkt. Und es sind auch weit weniger Quick Time Events im Spiel vertreten als zuvor vermutet wurde. Im Gegenteil, durch die flüssigen Übergänge zwischen Schießeinlagen und Nahkämpfen schafft man eine tolle und spannende Dynamik in angenehmer Balance.

Die bisher cineastischste Präsentation …

Optisch ist „The Order: 1886“ natürlich mal wieder eine Wucht und man könnte sagen, dass es bisher das schönste und perfekteste Beispiel ist, das die PlayStation 4 zu bieten hat. Dies ist natürlich auch dem linearen Aufbau zu verdanken und der Tatsache, dass man weitestgehend auf Interaktionen mit der Umgebung verzichtet. Es ist so wie man es schon mit der Story hält: Ready at Dawn konzentriert alle Kräfte auf diese eine Sache, an der man sich am Ende kaum satt sehen kann.

Wie erwähnt, präsentiert sich „The Order: 1886“ im typischen Kinoformat, sodass ihr das gesamte Spiel über die markanten schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand zu sehen bekommt. Ähnliches hatte man bereits mit „The Evil Within“ im vergangenen Jahr versucht, verglichen mit „The Order: 1886“ ist der Effekt hier allerdings viel ausgeprägter und kommt besser zur Geltung. Kameraeinstellungen sind näher am Geschehen, Perspektiven gekonnt und nach dem Lehrbuch gewählt, sowie verzichtet man auf jegliche HUD-Elemente, die man nur einblendet, wenn es wirklich notwendig ist. Hinzu kommt, dass der Kinoeffekt verstärkt wird, je größer der eigene TV ist, ein Aspekt, den ich in diesem Fall für nicht unerheblich halte. Im Ganzen kann man sagen, dass die Gesamtpräsentation für diese Story sehr gut funktioniert und eine unglaublich beeindruckende und dichte Atmosphäre schafft.

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Großes Lob auch für die Gesichtsanimationen, die nicht realistischer sein könnten. Wer bereits von den ersten Bildern zu „Uncharted 4“ begeistert war, erhält mit „The Order: 1886“ schon ein gutes Bild davon, wie man sich realistischen Gesichtszügen mit immer größeren Schritten nähert. Ebenso der flüssige Übergang zwischen In-Game und Zwischensequenzen, der in „The Order: 1886“ derart nahtlos stattfindet, dass man nicht selten seinen eigenen Einsatz verpasst. Ein grafisches Gesamtkunstwerk, an dem es nichts auszusetzen gilt.

Epochaler Soundtrack …

Wer so viel Mühe, Aufwand und Liebe in die Präsentation und Erzählung legt, der wird natürlich auch bei der akustischen Untermalung nicht zurückstecken. So hat man sich eigens für den Soundtrack den Komponisten Jason Graves ins Boot geholt und macht damit alles richtig. Wer die Musik aus dem Tomb Raider Reboot von 2013 oder anderen Klassikern wie Prince of Persia kennt, darf sich auch in „The Order: 1886“ auf epochale Musikstücke freuen, die das Geschehen zu jederzeit perfekt untermalen. Gleiches gilt auch für die Sprecherriege hinter den Protagonisten, die im Original genauso überzeugen wie in der deutschen Übersetzung.

Entwickler: Ready at Dawn / Sony Santa Monica
Pubisher: Sony Computer Entertainment
Release: 20. Februar 2015
Offizielle Homepage: www.playstation.com

The Order 1886
TEST – The Order: 1886 – Cineastisches Shooter-Erlebnis mit düsterer Story
Ein puristisches Story-Spiel zu einer Zeit, in der sich die Welt gerade wandelt. Moderne, Geschichte und Fiktion treffen in The Order: 1886 in angenehmer Harmonie aufeinander und sorgen für verblüffende Momente. Absolutes Kino-Feeling inklusive!
9.1
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