TEST: Beyond Good and Evil: 20th Anniversary Edition – Ich glaube mein Schwein spricht!

Ubisoft hat das original Beyond Good and Evil als Remaster aufgelegt. Wie der der Klassiker schlägt, erfahrt ihr in unserem Review zum Adventure.

By Patrick Held Add a Comment
8 Min Read

Mit dem Action-Adventure „Beyond Good and Evil“ schaffte es das Team von Ubisoft Montpellier trotz herausragender Kritiken nicht direkt auf Anhieb den großen Kracher. Der Titel entwickelte sich im Laufe der Jahre dank seiner starken Fanbase aber doch noch zu einem echten Kulthit. Nun, 20 (+1) Jahre nach dem Release 2003 erscheint mit der „20th Anniversary Edition“ zumindest ein Remaster, um den Durst derer zu stillen, die noch immer sehnsüchtig auf einen zweiten Teil warten. Ob das aber ausreicht, wird unser Test zeigen.

Eine Welt voller Verschwörungen

Während wir uns im Jahre 2024 dank TikTok, Telegram und Co. mit wilden Verschwörungen herumschlagen dürfen und dank KI Realität und Fälschung immer schwerer zu unterscheiden sind, war das im Jahre 2003 so noch nicht abzusehen. Umso spannender ist die Story von „Beyond Good and Evil“, die heute wie damals hervorragend in die Zeit passt: Wir schlüpfen in die Rolle der jungen Fotografin und Reporterin Jade, die gemeinsam mit ihrem Onkel Pey’j, einem anthropomorphen Schwein, und einigen Waisenkindern in einem Leuchtturm auf dem Planeten Hyllis lebt. Dort werden sie von Außerirdischen, den sogenannten DomZ angegriffen, welche schon lange den Planeten terrorisieren und immer wieder Bewohner entführen. Dem Schutz der Bevölkerung hat sich dabei die sogenannte Alpha-Abteilung verschrieben, angeführt von General Keck, welche auf dem Planeten frei agieren können, wie es ihnen gefällt.

Jade und ihr Onkel bekommen von einem geheimnisvollen Herren einen Auftrag, der sie dazu bringt, sich mit einigen Rätseln und Monstern auseinanderzusetzen. Nach erfolgreichem Abschluss offenbart sich unser Auftraggeber als Mitglied der Geheimorganisation IRIS, welche hinter der Alpha-Abteilung eine Verschwörung vermutet, und dass diese insgeheim mit den DomZ zusammenarbeitet, anstatt sie aktiv zu bekämpfen. Jade soll die Verschwörung aufdecken, indem sie verborgen in die Fabriken und Einrichtungen der Alpha-Abteilung eindringt und belastendes Fotomaterial an die Öffentlichkeit liefert.

Frischzellenkur nach 20+1 Jahren

Die Story von „Beyond Good and Evil“ ist wirklich spannend und bietet die ein oder andere Überraschung. Sie ist nach wie vor sehr modern und kann auf ganzer Linie überzeugen. Da es sich um ein Remaster, und kein Remake handelt, wurden alle Handlungsstränge beibehalten und nur kleinere Bugs beseitigt, sowie an der ein oder anderen Performance-Schraube gedreht. Es gibt eine bessere Beleuchtung, die Figuren werfen jetzt einen Schatten, die Grafik wurde auf 4K aufpoliert und die Texturen verschärft, und um die Welten etwas lebendiger erscheinen zu lassen, spiegeln sich Objekte jetzt im Wasser, und die Botanik sprießt etwas mehr als zuvor. Nach 20+1 Jahren kann man die Pflanzen aber ja auch mal etwas wachsen lassen. Die größte Überarbeitung findet sich beim Soundtrack, der komplett neu eingespielt wurde und wie schon damals wirklich klasse ins Spiel passt.

Aber warum eigentlich 20+1? Seinen Release feierte Beyond Good and Evil am 11.11.2003, gefolgt von einem HD-Remaster am 08.06.2011. Die 20th Anniversary Edition sollte bereits letztes Jahr erscheinen, allerdings ging es in der Zwischenzeit bei Ubisoft intern heiß her, wodurch der Titel ein wenig verschoben werden musste. Zudem ist 20 griffiger als 21, also hat man es dabei belassen.

Bereits im Mai 2008 wurde ein Nachfolger angekündigt, der nach Aussagen von Ubisoft aber technisch noch nicht umsetzbar sei. Das letzte Lebenszeichen gab es in Form eines Trailers auf der E3 2017, seitdem ist es wieder sehr ruhig geworden. Man darf weiterhin gespannt sein, ob und wann man wirklich einen zweiten Teil spendiert bekommt. Angeblich befindet sich dieser weiterhin in Entwicklung, wie bereits vor einiger Zeit auf X berichtet wurde. Mehr dazu findet ihr hier in unserem Artikel dazu.

Gameplay wie früher

Man mag sich darüber streiten, aber aus unserer Sicht waren Spiele früher einfacher und das Gameplay schlichter. Das muss aber nicht gleich auch schlechter bedeuten, wie der Titel durchaus zeigt. Es gibt einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Mix aus schleichen, kämpfen und Rätsel lösen, bei denen die Lösung nicht immer direkt ersichtlich, oder teilweise auch erst später zu erreichen ist. Wir sammeln im Laufe der Zeit neue Hilfsmittel und Fähigkeiten, die uns wiederum neue Wege und Belohnungen ermöglichen. Die offene Spielwelt ist dabei ausreichend groß gestaltet, ist dabei aber trotzdem übersichtlich und ansprechend, insgesamt einfach nicht zu ausufernd. Gerade Ubisoft übertreibt es dabei ja gerne auch einmal heutzutage.

Das Kampfsystem ist verhältnismäßig einfach gestaltet und nur mit kleinen Unterschieden gespickt. Hin und wieder müssen wir auf unsere Begleiter zurückgreifen, die uns zur Seite stehen, um die Verteidigung unserer Gegner zu durchbrechen. Hierfür braucht man aber kein Genie sein, um die Tricks schnell zu erkennen.

Abseits der normalen Missionen gibt es noch die ein oder andere Sidequest, welche uns auch länger unterhalten soll. Einen großen Stellenwert nimmt dabei das Fotografieren von allen möglichen Tieren und Pflanzen ein, mit denen wir unsere Kunden glücklich machen, damit diese ihre Sammlung vervollständigen können. Daneben können wir aber zum Beispiel auch an Rennen teilnehmen, die wir mit unserem Hovercraft bestreiten und das wir immer weiter verbessern können. Der Titel bietet eine Vielzahl an Aufgaben und unterhält damit wirklich gut und abwechslungsreich, wirklich klasse umgesetzt. Gerade Spieler der ersten Konsolengenerationen werden sich hier wohl fühlen und bestimmt den ein oder anderen Nostalgiemoment verspüren.

Ein bisschen Staub hat angesetzt

Auch wenn sich „Beyond Good and Evil“ nach wie vor in Sachen Gameplay und Atmosphäre sehr gut schlägt, merkt man dem Titel dennoch sein Alter ein wenig an. Die Kameraführung steht einem leider etwas im Weg und kann durchaus für Frust sorgen, genau wie die hin und wieder schwer zu beherrschende Steuerung, wenn man mit dem Hovercraft unterwegs ist. Die Figurenmodelle der Charaktere und Feinde sehen ebenfalls etwas altbacken aus und sind teilweise doch etwas klischeebehaftet, aber das war halt damals die Zeit. Und ein entsprechender Disclaimer warnt ja auch alle Zartbesaiteten davor, bevor es wieder zu emotionalen Entrüstungen kommt.

Nichtsdestotrotz bekommt man beim Spielen wirklich ansprechende Momente spendiert, die einen wieder die schönen Momente von früher erleben lassen. Die Handlung ist nach wie vor sehr passend, und auch wenn das Spiel an einigen Stellen etwas Staub angesetzt hat, macht es nach wie vor viel Freude und bietet eine grandiose Unterhaltung. Abgesehen davon: Retro ist doch nach wie vor in Mode.

Dass besonders Fans mit der „20th Anniversary Edition“ angesprochen werden sollen, zeigt auch die Collector’s Edition, damit mit einigen Extras daherkommt, wie wir euch hier bereits einmal berichtet haben.

Fazit

TEST: Beyond Good and Evil: 20th Anniversary Edition – Ich glaube mein Schwein spricht!
"Beyond Good and Evil" hat auch nach all den Jahren nichts von seiner stärke verloren. Wir bekommen eine wirklich ansprechende Handlung, die noch immer Bestand hat, ein abwechslungsreiches Gameplay und eine tolle Atmosphäre. Leider spürt man hier und da doch das fortgeschrittene Alter, dem Spielspaß tut das aber keinen Abbruch. Wir sind überzeugt und freuen uns, wenn endlich irgendwann tatsächlich mal ein zweiter Teil erscheinen sollte.
Pro
noch immer eine sehr tolle Handlung
gute Verbesserungen in Grafik und Sound
abwechslungsreiches Gameplay mit vielen Aufgaben
Contra
Figurenmodelle aus der Zeit gefallen
Kamera steht einem immer mal wieder im Weg
kein Titel für Fans von modernen highend AAA-Titeln
8.7
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