Was man einige Zeit für einen womöglich kurzlebigen Trend gehalten hat, entwickelt sich dank immer besserer Spiele zu einer wahren Erfolgsgeschichte. Gut zwei Jahre nach dem Launch von PlayStation VR und Spielen wie das aktuelle “Fire: Zero Hour”, das zu eben diesen besseren Spielen gehört, konnte Sony inzwischen über 3 Millionen Systeme an den Mann bringen. Mit “Firewall: Zero Hour” dürften nun noch einige mehr dazu kommen.
“Firewall: Zero Hour” ist der erste reine Online-Shooter für PlayStation VR, das mit seinem PvP-Konzept an große Titel wie “Counter Strike” oder “Rainbow Six Siege” erinnert. Ein taktischer Shooter, der auf kurze und intensive Matches setzt und den wir uns einmal genauer angeschaut haben.
Die Firewall muss durchbrochen werden
Eine Story oder ähnliches gibt es in “Firewall: Zero Hour” nicht. Als Mitglied eines Squads ist es hier lediglich eure Aufgabe, auf der Seite der Angreifer zunächst eine Firewall zu durchbrechen und einen Laptop zu hacken, um die Daten darauf zu stehlen. Ein weiteres Squad hat hingegen die Aufgabe, genau das zu verhindern.
Die Auswahl der Spielmodi oder gar Aufträge ist leider etwas sehr überschaubar, da man lediglich diese beiden Aufgaben hat, die sich mit jedem Match abwechseln. Etwas frischen bringt da nur der Trainings-Modus (PvE), der mit nur 4 Spielern angegangen wird, wobei sich auch dieser recht schnell abnutzt und die Motivation somit frühzeitig wieder sinkt. Etwas ermüdend kommt hinzu, dass die Matches immer nur wenige Minuten andauern und man umso mehr in Ladebildschirmen oder im Matchmaking verweilt.
Nichtsdestotrotz können die Matches an sich sehr spannend sein, vor allem dann, wenn man mit einem eingespielten Squad zusammenarbeitet, das auch vernünftig untereinander kommuniziert und sich gegenseitig hilft, auch nach dem eigenen Kill. So könnt ihr euer Squad dann immerhin noch im Zuschauermodus unterstützen, um etwa die Position des gegnerischen Teams zu verraten oder sein eigenes zu lenken.
Belohnt werden eure Erfolge dann mit Credits und einem strikten Level-Up, das je höher hier klettert, euch mit neuer Ausrüstung, drei neuen Operator, neuen Perks und jeder Menge neuer Skins belohnt. Während euer Loadout anfänglich noch fest zugewiesen ist, lässt sich dieses ab einem höherem Level auch komplett selbst und unabhängig von den drei Klassen festlegen und durch In-Game Credits erweitern, etwa durch bessere Visiere, mehr Munition, schnelleres Nachladen, Hacken oder Heilen. Allzu große Überraschungen gibt es hier jedoch eher nicht, da es letztendlich fast nur um kosmetische Dinge geht. Einen spielerischen Vorteil erlangt man hingegen nur bedingt.
Teamwork ist Pflicht
Was “Firewall: Zero Hour” an Auswahl und Variationen fehlt, macht es mit dem immersiven Spielgefühl wieder wett. Klar, es ist nicht der erste FPS für VR, aber der erste, der einen solch taktischen Ansatz verfolgt und obendrein sehr gut umgesetzt und optimiert ist. Es ist ein wirklich irres Gefühl, sich durch enge Flure zu schlagen, immer mit der Angst im Nacken, hinter der nächsten Ecke könnte der Gegner lauern. Das Gefühl des taktischen Ansatzes und des Angewiesenseins auf sein Squad kommt hier immersiver denn je zur Geltung, da man VR weiterhin kaum mit irgendetwas anderem vergleichen könnte, auch nicht mit “Counter Strike” auf dem platten Bildschirm. Man muss es einfach erlebt haben, wie es so schön heißt.
Es liegt auch immer an euch, sich so gut es geht in Match einzubringen und so eine eindringliche Erfahrung zu haben. Da spielt auch ein gewisser Körpereinsatz eine große Rolle, in dem man Deckungen oder das Hinknien physisch vollzieht und nicht wie üblich durch einen Knopfdruck. Zwar sind die derzeitigen Limitierungen von VR da noch ein wenig im Weg, falls es einen zu einer Hechtrolle hinter das Sofa animieren sollte, aber das wäre vielleicht auch ein wenig zu viel des Guten. Übrigens: der AIM Controller ist für “Firewall: Zero Hour” schon irgendwie Pflicht!
In die Quere kommt einem dabei lediglich noch das etwas undurchdachte Matchmaking. Da ist man schon mal froh, wenn man ein gut eingespieltes Squad zusammen hat und sich ein paar Runden warm läuft, da verlässt der Host das Spiel und kickt somit auch alle anderen, anstatt den Host weiterzureichen. Das kann man aktuell nur durch private Matches umgehen und wenn man sich bekannte Spieler aus der Freundesliste zusammen sucht. Bleibt zu hoffen, dass an dieser Stelle nachgebessert wird.
Ein taktischer Spielplatz
Dieses tolle VR-Gefühl lässt sich in “Firewall: Zero Hour” in neun verschiedenen Schauplätzen ausleben. Da wäre ein Hotel, ein Lagerhalle, ein Luxusanwesen in der Wüste, so etwas wie ein Containerhafen, ein russischer Bunker, ein Trainingskomplex und mehr, die für ausreichend Abwechslung sorgen. Besonders das Trainingsgelände mit den Holzwänden gefällt hier. Auch deshalb, weil der begehrte Laptop immer an einer anderen Position zu finden ist. Hiermit kompensiert man auch ein wenig den Umstand, dass man immer wieder die gleiche Aufgabe verfolgt, aber nicht immer gleich vorgehen kann.
Beim Level-Design lässt sich an sich wenig missen, die teils etwas weitläufiger, authentisch und ansprechend mit vielen Details ausgestaltet sind. Etwas mehr Interaktionen wären wünschenswert, in dem man die Umgebung direkt mit einbeziehen könnte. Daran fehlt es etwas. Doch für VR spielt “Firewall: Zero Hour” dennoch ziemlich weit oben mit, was den grafischen Aspekt betrifft, zumal man sich hier ohne Probleme mit Motion Sickness hindurch bewegen und alles so richtig genießen kann. Einziger Wermutstropfen sind hier kleinere Clippingfehler, etwa bei dünnen Bauzäunen. Da wägt man sich schon in einer Nische in Sicherheit und kassiert dann trotzdem eine Kugel. Ziemlich ärgerlich!
Was die akustische Positionsbestimmung angeht, punktet “Firewall: Zero Hour” mit einem besonders ausgereiften 3D-Audiosystem, wobei hierzu auch das richtige Headset vorhanden sein muss. Damit lässt sich dann ziemlich genau bestimmen, aus welcher Richtung die Gegner oder wahlweise die Kugeln kommen. Das funktioniert an sich ganz gut, über mehrere Ebenen braucht es aber besonders gute Ohren, zumal man im hektischen Gefecht eher intuitiv und nach visueller Sicht handelt. Aber auch so setzt “Firewall: Zero Hour” auf einen knackigen Shooter-Sound, ansprechenden Synchronstimmen und einer treibenden Hintergrundmusik, die einen hier tief hineinziehen.