Ziemlich genau 7 Jahre nach der PS4 läutete Sony mit der PS5 an diesem Donnerstag die neue PlayStation-Generation auch in Europa ein. Nach einigen Spielstunden und reichlich ausprobieren wollen wir euch unsere Eindrücke dazu nicht vorenthalten. Was die PS5 verspricht,was Sony damit liefert und was die Zukunft bereit hält, gibt es hier kurz zusammengefasst.
Der Launch der PS5 hätte kaum chaotischer und mit mehr Herausforderungen gespickt sein können, wie Sony zuletzt selbst einräumte. Vor dem Hintergrund der Pandemie waren es vor allem logistische Herausforderungen und der Druck, unbedingt mit Microsoft gleich ziehen zu wollen. Aus unserer Sicht ein kleiner Fehler, denn letztendlich liefert die PS5 noch nicht vollends das ab, was Sony vollmundig versprochen hat.
Doch was Sony mit der PS5 abliefert, kann durchaus beeindrucken und stellt die Weichen für die kommenden Jahre, auf die sich Gamer so richtig freuen dürfen. Dabei geht es um mehr als nur bessere Grafiken oder mehr Rechenpower.
Das steckt in der Box
Wo man erst einmal schlucken muss, ist die schiere Größe der PS5, die alles bisherige locker in die Tasche steckt. Mit ihren 39x26x10 Zentimetern in der Disc Edition ist es ein ziemlicher Brocken, den man sich da ins Haus holt. Sony wollte mutig sein und mit einem radikalen Design punkten, das für die Zukunft steht. Diese Ambitionen wird wohl nicht jeder gutheißen können, sobald er die PS5 in seinem heimischen Wohnzimmer stehen hat. Hinlegen oder hinstellen? War das bei der PS4 noch ziemlich eindeutig, wird es bei der PS5 zur Glaubensfrage. Passen tut beides nicht so recht, schlichtweg, weil die PS5 dominant und etwas aufdringlich wirkt. Nicht jeder wohnt in einem Ikea Showroom und ballert sich die Bude mit weißen Kallax-Regalen zu.
Ansonsten liegt noch ein DualSense Controller bei, ein USB Type-C und ein HDMI-Kabel, die jedoch recht kurz ausfallen. Nun gut, dafür wurden bereits eigene Kabel angeschafft, da ich immer noch nicht ganz sicher bin, dass hier tatsächlich ein HDMI 2.1-Kabel beiliegt. Sony schreibt lediglich, dass es kompatibel zu HDMI 2.1 ist, was auch für ein HDMI 2.0-Kabel gelten kann. Bei der Verwendung des beiliegenden Kabels wurde jedenfalls der HDR-Mode bei 120fps immer ausgeschaltet.
Den Standfuß sollte man übrigens unbedingt verwenden, auch wenn die PS5 zumindest vertikal alleine steht. Durch das mögliche hin und her schieben zerkratzen die Unterkanten recht schnell. Aber auch mit Standfuß war es letztendlich eine wackelige Angelegenheit, sofern man keine aalglatten Oberflächen zu Hause hat.
Schönes neues UI
Nun gut, den neuen “Schandfleck” im sonst stimmigen Interior vergessen und sich lieber dem Einrichten der PS5 zuwenden: Hier hat man vor allem auf einen nutzerfreundlichen Ansatz gesetzt, der einen in wenigen Schritten zum UI führt. So lassen sich hier grobe Pre-Sets für die Einstellungen festlegen, die man später über die Settings verfeinern kann. Auch der Login mittels QR-Code und der neuen PlayStation App ist ein wirklich schönes Feature, oder dass man darüber über fertige Download etc. informiert wird, begeistert einen.
Dabei hat man ein schönes neues UI geschaffen, das sich ein wenig an dem der PS4 orientiert. Spiele und Anwendungen finden sich wie gewohnt nebeneinander gereiht, nun allerdings etwas kleiner und nach links versetzt. Das Control Center ruft man mittels PlayStation-Taste auf, was gegenüber der PS4 etwas umständlicher ist. Da brauchte man einfach nur nach oben klicken. Ohnehin wird jetzt immer ein zusätzlicher Zwischenschritt notwendig, auch wenn man Spiele komplett beenden, seine Freundesliste abrufen, Downloads verwalten möchte etc. Das ist irgendwie ein kleiner Rückschritt und bedarf noch etwas Optimierung.
Generell wird das UI genutzt, um die Spiele mehr zu präsentieren, etwa für die Aktivitäten, verwandte Inhalte oder den PlayStation Store, den man nicht mehr zwingend separat aufrufen muss. Hier geht alles wunderbar Hand in Hand und läuft obendrein herrlich flüssig. Das ist ein echtes Next-Gen UI, bei dem man Spaß hat es zu erkunden.
Das Wichtigste: die Spiele
Umgehend ging es mit den Spielen weiter, wobei ich zunächst auf DiRT 5, Watch Dogs Legion und Mortal Kombat 11 Ultimate setzte. Die Sache mit dem Download der richtigen Version ist in der Tat etwas verwirrend, so dass man genau darauf achten muss, welche Version heruntergeladen wird und man möglicherweise erst switchen muss. Ist vermutlich nur eine Gewöhnungssache.
Beeindruckt hat man vor allem Watch Dogs Legion, das gegenüber der PS4 Version mit erheblich mehr Details punktet und insbesondere mit den Raytracing-Effekten überzeugt. Der Open-World Titel von Ubisoft spielt damit schon mal erste Stärken der Next-Gen aus. Weiter ging es mit DiRT 5, wobei hier insbesondere der 120fps Modus interessant war. Abgesehen von der reduzierten Auflösung empfand ich den Sprung von 60fps zu 120fps nicht so bahnbrechend oder spürbar. Die optimalste Einstellung bei DiRT 5 war letztendlich 4K 60fps und HDR, damit fühlte sich der Racer wirklich toll an.
Abschließend Mortal Kombat 11 mit dem Upgrade zur Ultimate Edition. Das ist zwar ein feiner Zug von Netherrealm, Unterschiede zur PS4 Version sind hier jedoch nicht wirklich vorhanden. Der Prügler lief schon auf PS4 Pro mit bis zu 4K Auflösung und 60fps.
DualSense Controller mit Potenzial
Worüber Sony gefühlt am meisten sprach, war der DualSense Controller, der eine echte Innovation darstellt. Dank haptischem Feedback, adaptiven Triggern und 3D Sound lassen sich Spiele noch immersiver erleben. Besonders die adaptiven Trigger bringen ein völlig neues Spielgefühl mit sich. Ob bei DiRT oder Watch Dogs, immer wieder spürt man den blockierenden Widerstand, etwa wenn der Abzug bei der Waffe im Spiel klemmt oder die Kupplung bei DiRT gerade schaltet. Das ist erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, bringt aber eine weitere realistische Komponente ins Spiel.
Das haptische Feedback hingegen muss sein Potenzial nach meinen ersten Eindrücken noch ausspielen. Ich mochte immer das weiche Rumble Feature des DS4, der DualSense Controller geht mir etwas zu sehr in Richtung des Xbox Controllers, mit seiner direkten, leicht unangenehmen Vibrationsfunktion.
UHD Player & 3D Sound enttäuschen
Abschließend wurde auch gleich der 3D Sound mittels der neuen PS5 Kopfhörer getestet. Im Grunde findet damit eine Virtualisierung des Sounds statt um ein räumliches Klangfeld zu erzeugen, also das, was gute AVR / AVC Receiver seit Jahren machen. Der Vergleich Kopfhörer gegen natives Atmos-Setup mag vielleicht etwas unfair sein, aber ganz ehrlich, der AVC hier macht seinen Job und gegen die Tempeste Engine erheblich besser, zumindest für den Moment.
Von 3D Sound (getestet mit Astro Bot) war trotz original PS5 Headset jedenfalls nicht so viel wahrzunehmen, maximal der Wechsel zwischen links und rechts wie im Stereobetrieb. Das zeigt sich auch besonders im Vergleich mit Sonys 360 Reality Audio, das bei Musik ebenfalls 3D Sound über Kopfhörer nutzt. Auch hier nimmt man deutliche Unterschiede zu Sonys Tempest Engine wahr. Ich denke hier hat Sony noch sehr viel Arbeit vor sich, um vor allem mit den etablierten Soundformaten wie Dolby Atmos oder DTS:X mithalten zu können. Ich bin gespannt, wann Sony die Tempest für AVR / AVC Receiver nachreicht und was für Ergebnisse man damit liefert. In der Hinsicht bin ich vielleicht auch schon etwas zu verwöhnt von Dolby und DTS, die für mich hier die Nase klar vorne haben.
Ebenso hinten an steht der UHD-Player, der etablierte Standards einfach ignoriert. Das Laden einer UHD (ES 2) dauerte nicht nur sehr lange, auch der Geräuschpegel beim Lesen ist einfach viel zu laut. Das absolute KO-Kriterium ist allerdings die fehlende Dolby Vision Unterstützung, womit der UHD-Player komplett aus dem Rennen ist in Bezug auf Filme schauen. Damit fiel übrigens auch die Entscheidung, am Ende auf die Digital Edition zu setzen, die zudem auch optisch etwas mehr her macht.
Unsere Eindrücke
“Meiner Meinung nach ist die PS5 übereilt auf den Markt geworfen worden. Sie ist sicherlich ein tolles Produkt, das zugleich aber auch unfertig erscheint. Fehlendes VRR, ALLM und diverse Probleme zum Launch, über die wir bereits berichtet haben, zeigen, dass es an diversen Ecken und Enden noch mangelt oder schlichtweg fehlt. Dazu gehören auch ärgerliche Dinge wie Abstürze der Konsole, das Aufhängen im Rest Mode, nicht zu Ende gedachte Funktionen und letztendlich eine sehr überschaubare Auswahl an Spielen, die momentan sowieso nur ansatzweise das liefern, was Sony vollmundig verspricht. Das alles habe ich in in den ersten Tagen mit der Konsole selbst erlebt, und bin damit auch keine Ausnahme. Was einmal nach diversen Updates sein wird, hat jetzt keine Relevanz. Spiele wie Watch Dogs machen trotzdem unheimlich Spaß und bieten gegenüber der PS4 Version einen Mehrwert. Auch das neue UI und die Geschwindigkeit in der Gänze sprechen mich mehr an, auch wenn es hier und da noch Optimierungsbedarf gibt. Schaut man sich aber den weltweiten Launch und das teilweise Chaos darum an, wäre eine Verschiebung auf Frühjahr 2021 gerechtfertigt gewesen. Wer eine PS5 dennoch schon sein Eigen nennen kann, darf sich glücklich schätzen, alle anderen verpassen momentan nicht sehr viel – auf die Zukunft freut man sich trotzdem.”
by Trooper
„Mein Ersteindruck ist überwiegend positiv. Die Benutzeroberfläche ist schnell und responsiv. Das fällt vor allem im PlayStation-Store auf. Auf der PS4 und PS4 Pro habe ich diesen als sehr träge empfunden, auf den Produktseiten hat jeder zweite Screenshot nicht geladen. Auf der PS5 läuft das ganze System wie geschmiert, auch wenn mir momentan noch ein paar Komfortfunktionen fehlen, um Inhalte im Store zu filtern. Ich bin aber zuversichtlich, dass Sony diese zu einem späteren Zeitpunkt nachpatcht. Das gilt übrigens auch für die Spielebibliothek: Es ist momentan zum Beispiel nicht möglich, einzelne Spiele aus der Liste auszublenden. Heißt im Klartext: Jede Demo, die man irgendwann einmal heruntergeladen hat, jedes Spiel, das man mal über PS Now gestreamt hat, taucht in der Spielebibliothek auf. Etwas überrascht war ich davon, dass die PS5 auf einem HDR-fähigen Fernseher auch SDR-Inhalte per Tone-Mapping als HDR ausgibt. Das Ergebnis ist nach meinem bisherigen Eindruck durchwachsen. In einigen Fällen (zum Beispiel bei Genshin Impact) sieht das hervorragend aus. In anderen Fällen (zum Beispiel bei Overwatch oder Dreams) leidet die Farbkorrektheit darunter, das Bild wirkt künstlich aufgehellt und ausgeblichen. Und das wichtigste zuletzt: Die Spiele. Ob das Start-Lineup einen zufrieden stellt, ist auf jeden Fall eine Typfrage. Bei Demon’s Souls stellt sich zumindest echtes Next-Gen-Feeling ein, und Astro’s Playroom in Kombination dem DualSense zeigt, wie immersiv PS5-Spiele durch audio-haptisches Feedback sein können. Davon gerne mehr.“
by Toni
„Lange haben wir auf das gute Stück gewartet, jetzt halten wir das schwere Gerät endlich in Händen. Die PS5 hat den Weg in unser Zuhause gefunden und bereits die ersten Stunden hinter sich. Groß ist sie geworden, ein echter Brecher, der einen ein bisschen erschlägt und mit seiner weißen Optik auch nicht wirklich ins bestehende Layout passt. Positiv überzeugt sind wir hingegen von dem, was die Konsole auf den Bildschirm zaubert. Bei ersten Eindrücke mit Titeln aus dem Upgrade-Programm fallen klare Verbesserungen auf, wie etwa bei Ubisofts Watch Dogs Legion oder Assassin’s Creed Valhalla. Zu letzterem folgt demnächst noch ein ausführlicheres Review. Was wir aber sagen können: wer kann, der sollte upgraden! Aber auch andere Titel, wie Marvel’s Spider-Man: Miles Moralis oder das vorinstallierte Astro’s Playroom zeigen eindrucksvoll, was mit Raytracing machbar ist und welche Vorzüge die Schnelligkeit der SSD mit sich bringen. Ein wenig mehr Speicher wäre sicherlich wünschenswert gewesen, denn mit ein paar Altlasten aus der PS4 und dem ein oder anderen PS5-Titel ist die SSD bereits ziemlich gut gefüllt.
Über allem steht für uns aber, wie leise die Konsole geworden ist. Selbst, wenn sie ein wenig aufdreht ist es immer noch kein Vergleich zu der vorher genutzten PS4 Pro, die schon nach wenigen Minuten einem startenden Eurofighter Konkurrenz machen konnte. Bleibt abzuwarten, wie sich das in Zukunft und nach vielen Spielstunden entwickelt, im Moment sind wir aber mehr als glücklich über diese Ruhe und spielen jetzt auch wieder Titel, denen uns die alte Lüftung den Spaß genommen hatte. Nebenher gewöhnen wir uns an die noch etwas irritierende Menüführung und warten auf die ersten AAA-Titel, die rein für die PS5 entwickelt werden und alle Möglichkeiten vollumfänglich nutzen.“
by Patrick