Mit „Agony“ liefert das polnische Entwicklerstudio MadMind Studios ein dunkles Horror Fantasy Spiel ab, das gleichzeitig den Debüttitel des jungen Studios darstellt. Ob „Agony“ dem Hype und der Qualität der Demo, die den Unterstützern auf Kickstarter zugänglich gemacht wurde, jetzt auch noch gerecht wird, erfahrt ihr in unserem Test.
Im November 2016 begann „Agony“ mit einer Kickstarter-Kampagne auf sich aufmerksam zu machen. Der Titel viel vor allem durch die recht kompromisslose Ablichtung der Hölle auf, in der wehrlose Sünder der Gnade der dort ansässigen Dämonen ausgeliefert sind. In den ersten Trailern fanden sich etliche Beispiele von Tabus, wie zum Beispiel Babys, die umgebracht werden, schwangere Frauen, denen der Uterus aus dem Leib geschnitten wird, Verstümmelung von Geschlechtsorganen, Sex und etliche Folterarten. „Agony“ schaffte es damit mit knapp 120.000 Euro über sein Finanzierungsziel hinaus zu schießen, was denn eine ziemliche Fehlinvestition war, zumindest in dem Zustand, in dem sich das Spiel derzeit befindet.
Komplexes Storygebilde
„Agonys“ Geschichte ist relativ schwer zu folgen und wird sowohl durch Zwischensequenzen als auch Text erzählt. Letztere nehmen den Löwenanteil ein und sind zudem in den Tiefen der Hölle versteckt. Darin seid ihr auf der Suche nach der roten Göttin, ein göttliches Wesen, das von vielen Sündern in der Hölle fanatisch verfolgt und verehrt wird. Was es allerdings genau mit dieser Göttin auf sich hat, bleibt zunächst lange nicht ersichtlich. Da die Göttin auch ein Interesse am Spieler hat und dieser in gewisser Weise besonders ist, wird allerdings mehrfach angedeutet. Da alle Sünder keine Erinnerung an ihr Vorleben haben und viele von diesen Besessen von der roten Göttin sind, stellt man sich jedoch unweigerlich die Frage, ob es sich nicht einfach nur um eine weitere Foltermethode handelt – ein Ziel, das es zu verfolgen gilt, dessen Ende jedoch unerreichbar scheint.
Als Spieler findet man sich zu Beginn des Spiels auf einer Knochenbrücke wieder, rückwärtsgewandt ein grelles Licht, das vermutlich das Diesseits darstellt. Nach den ersten paar Schritten wird man auch schon vor sein erstes “Rätsel” gestellt, das von euch verlangt eine bestimmte Anzahl von Herzen zu sammeln und diese auf eine Waage zu legen. Die zweite Rätselvariante verlangt von euch ein Zeichen mit Blut zu vervollständigen, womit es zunächst das richtige Symbol zu finden gilt. Herzen, bzw. die benötigte Körperteilvariante, sind in der Spielwelt versteckt, leuchten jedoch, was es etwas einfacher macht diese zu finden. Symbole befinden sich hingegen auf Steinen und Gemälden und neigen dazu mit dem Hintergrund zu verschmelzen, wodurch man leicht an diesen vorbei läuft.
Währenddessen gilt es den Dämonen der Hölle aus dem Weg zu gehen. Um sich ungesehen fortzubewegen, kann man sich unter anderem in Felsvorsprünge zwängen, zwischen Leichenteilen verstecken und die Luft anhalten – was einen unbemerkt erscheinen lässt. Wird man von einem Dämon erwischt, segnet man allerdings nicht gleich das Zeitliche. Die Seele des Spielers kann nach dem Tod des Körpers einen neuen Sünder übernehmen, insofern dieser keinen Sack über dem Kopf trägt. Als Seele hat man jedoch einen Lebensbalken zu berücksichtigen, der sich leert, wenn man sich bewegt. Leert sich dieser vollständig muss man zurück zum letzten Checkpoint. Ein weiteres Hindernis stellen außerdem Dämonen dar, die auf Seelenjagd sind. Diese Dämonen sind nicht sichtbar, solange man als Sünder unterwegs ist. Frustrierend kann es zudem werden, wenn die Hülle das Zeitliche segnet und man sich direkt neben einem seelenfressenden Dämonen wiederfindet. Checkpoints werden stets an einem Seelenspiegel aktiviert und verfallen, nachdem sie dreimal genutzt wurden – der Spieler wird dann zum vorherigen Checkpoint geschickt, was sehr frustrierend sein kann, da Checkpoints, selbst nach dem ein Patch dieses Problem in Angriff nahm, noch immer ungleichmäßig verteilt sind. Erfreulicherweise kann man die Zerstörung der Checkpoints im Optionsmenü deaktivieren, um so zumindest etwas dem Frust darüber aus dem Weg zu gehen. „Agony“ mag sich vielleicht an ein sehr erwachsenes und anspruchsvolles Publikum richten, zuweilen wirkt es dadurch aber auch sehr unfair, unausgeglichen und wenig inspirierend.
Positiv hervorzuheben wäre allerdings, dass „Agony“ viel für Sammler zu bieten hat und so zumindest den Umfang etwas streckt. Es gibt nicht nur Hunderte Collectibles wie Bilder, Statuen, Briefe, Comics und versteckte Räume zu finden. „Agony“ bietet dazu auch eine Galerie, in der etliche Designkonzepte und 3-#D-Modelle freigeschaltet werden können.
Einen weiteren Wiederspielwert bietet „Agony“ durch seine sieben unterschiedlichen Enden, die verschiedene Freischaltbedingungen voraussetzen. Wer das Spiel einmal durchgespielt hat, bekommt zum Beispiel den Zugang zum Succubus Modus, in dem man als Traumdämon die gesamte Story von „Agony“ aus einem neuen Blickwinkel erleben kann. Der Survival-Modus ist eine weitere Gameplay-Variante, die hier geboten wird. Hier wird der Spieler vor unterschiedliche Aufgaben gestellt und dabei so lange wie möglich zu überleben. Als Belohnung kann man sich dafür am Enden eine Position auf der Online-Rangliste sichern.
Potenzial verbrannt
Grafisch macht „Agony“ einen sehr durchwachsenen Eindruck, auch wenn die Vorlage der Hölle einem viele kreative Freiheiten einräumt. Am Design der Welt und Gegner kann man sehen, das die Entwickler viel Zeit in die künstlerische Gestaltung gesteckt haben, was jedoch durch die niedrige Auflösung und den gewählten Effekten, und leider muss man sagen, wieder zu Nichte gemacht wird. Mit einer Auflösung von gerade mal 810p, die auf 1080p hoch skaliert werden, könnte man meinen, man habe ein PlayStation 3 Spiel vor sich, doch selbst diese machten oft einen besseren Eindruck. Möchte man „Agony“ ein etwas knackigeres Aussehen verpassen, kann man immerhin im Menü Effekte wie Rauschen, Blur, Chromatic Aberration ausstellen.
Weitere schlechte Nachrichten bringt die Framerate. Das Tearingproblem das „Agony“ zum Release hatte wurde mittlerweile beseitigt, die angepeilte Bildrate von 30 FPS wird jedoch noch immer nicht stabil gehalten – gespielt wurde übrigens auf einer PS4 Pro! Besonders in offenen Gebieten der Hölle bricht die Framerate deutlich ein, was dem durchschnittlichen Gameplay „Agonys“ nicht gerade schmeichelt.
Insgesamt schafft es „Agony“ daher nur eine Performance abzuliefern, die eher im unteren Bereich einzuordnen ist, auch wenn zu erwarten sein sollte, dass man hier weiter nachbessert. Viel besser wäre es aber wohl gewesen, wenn man den Titel zugunsten dessen doch noch einmal verschoben hätte. Das sind wohl Erfahrungen, die MadMind erst noch machen muss, weshalb man ihnen ein wenig Welpenschutz einräumen kann. Dennoch kann es nicht darüber hinweg trüben, dass der Spielspaß offensichtlich darunter leidet.