TEST: Arise: A Simple Story – Emotionen pur

By Dennis Giebert Add a Comment
6 Min Read

„Arise: A Simple Story“ ist das erste Spiel des in Spanien ansässigen Studio Piccolo, die mithilfe von Techland Publishing eine herzerwärmende Story erzählen. Darin wird der Spieler in eine Welt aus, Erinnerungen, Liebe und Verlust entführt, mit denen man versucht, verschiedene Emotionen zu stimulieren, sowohl bei den Protagonisten, wie auch beim Spieler selbst. Wie sich „Arise: A Simple Story“ im Gesamtbild schlägt, und ob es einen tatsächlich so berührt, erfahrt ihr in unserem Kurztest.

Arise beginnt mit einer verschneiten Feuerbestattung, bei der ein alter Mann von seinen Freunden umringt beigesetzt wird. Einen Moment später hören wird das titelgebende Arise und finden uns auf der verschneiten Kuppe wieder, auf der einen Moment zuvor noch das Leichenfeuer zu sehen war. Die Kuppel nimmt dabei einen besonderen Platz ein und dient im Spielverlauf als Hub, der euch nach und nach Zugang zu mehr Leveln gewährt.

Sobald man das erste Level betritt, findet man sich an einem See wieder. Nach einem Sprung ins Wasser wird schnell klar, dass unser Protagonist nicht schwimmen, dafür jedoch die Zeit manipulieren kann. Jedes Kapitel stellt dabei einen bestimmten Wendepunkt im langen Leben des Mannes dar, der von beweglichen Momenten der Freude und Trauer erfüllt ist.

Mit dem rechten Analogstick können wir also wie in einem Videoeditor durch die Zeitleiste scrollen und so die Gezeiten und Schneefall beeinflussen. Nach einigen Minuten der Eingewöhnung und mehreren Sprüngen in den Tod haben wir unseren ersten Sammelgegenstand eingeheimst und finden uns vor einer winzigen Statue eines kleinen Jungen wieder, der eine Blume untersucht. Minuten später finden wir bereits zwei weitere Statuen, diesmal allerdings schenkt der Junge einem Mädchen die Blume.

Laut den Entwicklern endet die Geschichte so mit einem Twist, der sich für mich jedoch nicht so recht einstellen wollte, da eines der größten Probleme von Arise die Erzählstruktur an sich ist. Schon im ersten Level ist klar, wie die Geschichte verlaufen wird, da das Spiel mit einer Beerdigung beginnt, der man als aufmerksamer Spieler alle nötigen Details entnehmen kann.

Das Gameplay von Arise ist sehr simpel gehalten, was sich auch in der Schwierigkeit des Spiels widerspiegelt. Jedes Rätsel hat mit der Zeitmechanik zu tun. Mal muss man bis zu Beginn der Zeitlinie spulen, um eine natürliche Überführung wieder zusammen zu setzen, ein anders mal bis zum Ende um einen Baum umfallen zu lassen. Dazwischen finden sich fallende Felsen, bei denen man den richtigen Moment halten muss, um sie als Plattformen zu nutzen. Abstraktere Level verwenden Wasserlilien, die auf einem See hin und her schwimmen und Bienen an deren Beinchen man sich mit einem Haken festhalten kann, im Grunde aber denselben Zweck erfüllen wie die Wasserlilien. Im Verlauf des Spiels entwickelt sich das Gameplay so auch leider kaum weiter. Man findet den richtigen Zeitpunkt, wodurch sich ein neuer Weg erschließt oder springt auf ein Objekt bzw. hält sich daran fest, manipuliert die Zeit und schaut wo man landet.

Frust kam lediglich bei einigen Sprüngen im Spiel auf. Hier kommt ein weiteres abstraktes Level in Erinnerung, in dem Blumen sprießen und Objekte, die roten Blutplättchen ähneln, als Plattformen dienen. Man springt durch die mangelnde Tiefendarstellung ein Dutzend mal an den Plattformen vorbei. Das Problem ist, dass durch wechselnde Perspektive bei der Zeitmanipulation, es einem unnötig schwer gemacht wird, die Distanz zu Objekten richtig einschätzen zu können. Oft bin ich in Richtung einer Plattform gesprungen, sicher das ich landen werde, nur um festzustellen, dass meine Figur hinter ihr verschwindet und sich die Plattform noch im Vordergrund befindet. Ein Problem, das mit etwas technischer Magie aus der Welt zu schaffen gewesen wäre.

Tiefenunschärfe könnte hier als Beispiel helfen. Ist das Objekt richtig ausgerichtet, erscheint es scharf, ist das zu weit im Hinter- oder Vordergrund, könnte es unscharf dargestellt werden. Einige Probleme gab es auch bei den Baumstämmen bzw. Schläuchen auf denen man balanciert. Man kann zwar nicht von diesen Objekten fallen solange man auf ihnen läuft, da man aber wie auf einer Schiene an ihnen entlang geführt wird, kam es dennoch zu einigen Sprüngen direkt in den Tod kommen. Da Sprünge von diesen Plattformen oft darin resultieren, dass die Spielfigur entlang der “Schiene” springen möchte, dann aber nicht richtig landet.

Arise: A Simple Story“ findet seine Stärke daher eher in der Präsentation und Story, als im Gameplay. Die cartoonartige, stilisierte Grafik ist wunderschön und zaubert traumhafte Landschaften auf den Bildschirm, die dazu einladen sie wie auf einem Foto festhalten zu wollen. Untermalt wird die tolle Landschaft von einem ausgezeichneten Soundtrack von David García, der unter anderem auch den Soundtrack zu „Hellblade: Sanuas Sacrifice“ kreiert hat.

TEST: Arise: A Simple Story – Emotionen pur
In Arise: A simple Story ist der Weg das Ziel. Der Weg ist schön, beeindruckend, wenig fordernd und leider auch etwas langweilig. Wenn man ähnliche Spiele wie Journey und Abzu gespielt hat, Spiele die deutlich mehr Fragen aufwerfen, ebenso hübsch sind und mehr Gameplay-Mechaniken bieten, sollte man sich die Frage stellen, ob man das Ganze noch mal, aber simpler gestrickt und mit ein paar Unschönheiten gespickt erleben möchte. Leider kommt Arise nicht an diese Größen heran und punktet letztendlich nur mit einer einer tollen Präsentation und einer ziemlich vorhersehbaren, wenn auch sehr emotionalen Story. Für Zwischendurch sicherlich ein nettes Spiel, das aber deutlich ausbaufähiger gewesen wäre.
6.8
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