Mit gemischten Gefühlen blickte ich auf die Veröffentlichung von Techland´s neuestem Survival-Adventure „Dying Light“, das hier in Europa nur kleckerweise erscheint. Wer das Spiel auf der guten alten Disc präsentiert haben möchte, kommt derzeit um einen Import nicht drum herum, von Deutschland mal ganz abgesehen, wo man sich so oder so außerhalb der Landesgrenzen nach dem Spiel umschauen muss.
Eine offizielle Freigabe erhielt „Dying Light“ bis heute nicht, was sich bis zur endgültigen Veröffentlichung Ende Februar wohl auch nicht ändern wird. So denn rotiert nun die US-Version in meiner Konsole und eines kann man vorab schon verraten, es ist besser als damals „Dead Island“. Was motivierte mich nur dazu, das Spiel [Dead Island] tatsächlich zu beenden? Nirgends sonst war es sinnloser zu sterben (ganze 364 mal bis zum Abschluss), das monotone Draufkloppen auf Zombies, welches in purer Langeweile resultierte, abgesehen davon, dass das Spiel derart unausgeglichen und unfair war. Gut, das Setting und die Grafik waren echt hübsch anzuschauen, aber nachdem man mit „Dead Island: Riptide“ so gut wie nichts aus den Fehlern des Erstlings bei Techland gelernt hatte, ist der Grund zur Sorge bei „Dying Light“ mehr als berechtigt.
Die typische Zombie-Story …
Es ist mal wieder ein Zombie-Virus ausgebrochen, der in „Dying Light“, sagen wir mal zu 85 Prozent, die Stadt Harran in die wandelnden Untoten mutiert hat. Die restlichen Einwohner verbarrikadieren sich in Hochhäusern, Schulen, abgesperrten Fischerinseln oder wo sonst noch Zuflucht gegeben ist. Wichtigstes Gut sind wie üblich Ressourcen und ein Wirkstoff namens Antizin, der die Verwandlung in ein Zombie aufhalten oder zumindest verlangsamen kann. Dass der eine dem anderen dabei nichts gönnt, war ebenso wieder zu erwarten, sodass Konfrontationen unter verschiedenen Fraktionen innerhalb der Stadt nicht ausbleiben.
Fassen wir zusammen: Wir haben einen Zombie-Ausbruch, Zombies, rivalisierende Fraktionen und eine abgeriegelte Stadt. Fehlt noch unser Held Kyle Crane, der für die Global Relief Effort (GRE) arbeitet und den Auftrag erhält, eben aus dieser Stadt geheime Informationen zu besorgen, sich unter die noch Lebenden zu mischen und für die höhere und „Gute Sache“ einzutreten. Hierzu ist es eure Aufgabe sich in die Fraktionen einzuschleusen, sich mit diesen freundlich zu stimmen und möglichst unentdeckt der eigenen Aufgabe zu widmen.
So banal wie das Ganze jetzt klingt, ist es „leider“ auch. Die Story hat man an sich schon zig mal irgendwo anders gehört, wenngleich auch diese interessanten Ideen mit einbringt, insbesondere in Ladesequenzen, wo man jeweils einen Rückblick auf die Ereignisse von Cranes Vergangenheit erhält. Vom Hocker wird sie wohl niemanden mehr reißen, aber langweilig ist sie ganz sicher auch nicht. Es unterhält einen und mehr soll ja auch nicht.
Man hat dazugelernt …
Die frustrierenden und unfairen Elemente aus „Dead Island“ hat man Gott sei Dank entschärft. Die Zombies bewegen sich zumindest tagsüber im Spiel recht träge und fallen nicht permanent und in rasender Wut über euch her, sodass zwischendurch auch mal gemütliche Spaziergänge möglich sind und man sich auf andere Dinge konzentrieren kann, anstatt immer nur den Fluchtgedanken im Hinterkopf zu haben. Dies ist in „Dying Light“ auch ein wesentliches Spielelement, denn gehen die Lichter am Himmel erst einmal aus, fühlt man sich gleich wieder wie in „Dead Island“. Größere und stärkere Zombie-Typen streifen umher, ganze Gruppen dreschen auf euch ein und man kann die Füße gar nicht schnell genug in die Hand nehmen. Leider, und das ist irgendwie schade, lässt sich das Nacht-Gameplay aushebeln, in dem man einfach das nächste Safe House aufsucht und sich bis zum Morgen ins Bett legt. Das nimmt ein wenig die Spannung aus dem Spiel und Techland verspielt hiermit die Chance, dass der Spieler gezwungen wird seine Sinne über die Nachtstunden schärfen zu müssen. Klar, es bleibt optional, aber viele werden für sich wohl für den einfacheren Weg entscheiden.
Survival & Crafting …
Was mich an „Dying Light“ am meisten reizt, ist der Survival-Aspekt. Nicht nur, dass man tagsüber ausreichend Zeit dafür hat, es sei auch ratsam jeden Stein umzudrehen, jede Mülltonne zu durchwühlen und Ressourcen ohne Ende zu horten. Denn ohne diese gestalten sich insbesondere Nahkämpfe sehr langwierig und ermüdend, womit man wieder bei „Dead Island“ angekommen wäre. Zwar werden in Sachen Crafting viele Sachen recycelt, die man so irgendwie auch schon mal gesehen hat, es macht aber auch weiterhin unheimlich Spaß in McGyver Manier aus einem Wasserrohr einen ultrabrutalen Elektroschläger zu basteln, diesen noch zu pimpen und damit auf die Zombies einzukloppen. Die Ideen beim Crafting scheinen dabei erneut keine Grenzen gesetzt, zumal besonders ausgefallene Waffen immer mit tollen Animationen enden und der Gore-Faktor dabei durch die Decke schießt. Wohl mit ein Grund, warum sich das Spiel nie mit dem USK-Label anfreunden wird.
Meet Mirror´s Edge …
Eine Sache, die jeher mit „Dying Light“ in Verbindung gebracht wird, sind die Ähnlichkeiten zum Parcour-Spiel „Mirror´s Edge“ von DICE in Bezug auf das Movement. Hier hat man bei Techland wirklich einen Glücksgriff getan, denn die Fortbewegung durch die offene Welt funktioniert herrlich einfach und geht flott von der Hand. Mit der Ausdaueranzeige hat man der Fortbewegung sogar einen realistischeren Aspekt hinzugefügt, sodass es nicht möglich ist, die gesamte Stadt mit nur einem Atemzug zu durchqueren. Hat man aber erst einmal den richtigen Flow in den Fingern, macht es unglaublich viel Spaß über die Autos und Dächer zu springen. Einzig die Platzierung fürs Rennen auf L3 finde ich in brenzligen Situationen schwierig zu handeln.
Atmosphärisch, aber eintönig …
Schauplatz von „Dying Light“ ist wie erwähnt die Stadt Harran in der Türkei, nahe der Grenze von Syrien. Somit ist hier ein sonnige Klima zu erwarten, was bereits ungemein zur Atmosphäre beiträgt. Zwar setzt man im Spiel auf keine 1:1 Kopie des antiken Ortes, sondern auf ein fortschrittlicheres Stadtbild, auffällig dabei ist aber, dass doch alles ziemlich gleich aussieht. Karge Wohngegenden, Slum-ähnliche Gebiete, gespickt mit ein paar Spotlights und Hochhäusern, die man mehrfach besucht. Vieles wie Inneneinrichtungen oder Toilettenräume bekommt man aber doch schon häufiger zu sehen, was angesichts heutiger Spieleentwicklungen nicht mehr wirklich ungewöhnlich ist. Zu gefallen weiß das Setting dennoch, da man speziell mit dem Nacht-Gameplay einen guten Kontrast bietet und wo Lichteffekte noch beeindruckender wirken. Für den besonderen Gruselfaktor sorgt zum Beispiel der Besuch der Schule und bringt somit eine angenehme Abwechslung ins Spiel. Im Gesamten sieht „Dying Light“ sehr gut aus, ist atmosphärisch, aber sicherlich keine Referenz, an der sich zukünftige Open-World Spiele messen müssen.
Russisch in der Türkei?
Was den Sound, speziell die Synchronisation angeht, ist man zunächst verwundert. Zwar spielt „Dying Light“ in der Türkei, nahezu jeder dort spricht aber mit einem osteuropäischen Akzent. Ob man dem Spiel damit bei Techland eine besondere Note verleihen wollte, kann man nur schwer beantworten. Man freundet sich damit an und darf ansonsten tolle Synchronstimmen genießen. Die Hintergrundmusik ist meist recht ruhig gehalten und geht auch mal in den typischen Horrorfilm Flair über, was eine besondere Spannung erzeugt. An dieser Front ist absolut nichts auszusetzen.
Sei selbst der Zombie …
Als Bonus gibt es in „Dying Light“ den ‚Be the Zombie‘ Spielmodus, bei dem die Rollen getauscht werden und ihr als etwas übermächtiger Zombie oder eher Mutant durch die Stadt jagt. Man könnte hier Vergleiche zu Turtle Rock´s „Evolve“ ziehen, bei dem ihr als Mutant von allen anderen innerhalb der Stadt gejagt werdet. Ein nette Ergänzung und dynamische Erfahrung zur restlichen Story.
Entwickler: Techland
Publisher: Warner Bros.
Release: erhältlich / nicht in DE
Offizielle Homepage: www.dyinglightgame.com
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