Es darf wieder Gott gespielt werden! Gut drei Jahre nach dem Release von Jurassic World Evolution und einem exzellenten DLC-Support kehrt Frontier mit Jurassic World Evolution 2 zurück.
Jurassic World Evolution (unser Review) war damals ein echter Überraschungshit, der eindrucksvoll bewiesen hat, dass sich aufwendige Simulationen auch gut auf Konsolen portieren lassen, insbesondere was die Controller-Steuerung betrifft, die hier mit Bravour gelöst wurde. Nachdem man so die Dinos aus der Urzeit in die Gegenwart geholt hat, und wie erwartet das absolute Chaos auf der Erde ausbrach, haben die Menschen “leider” noch immer nichts dazu gelernt.
In Jurassic World Evolution 2 unternimmt man einen weiteren Versuch, die Dinos gesellschaftsfähig zu machen, zu Attraktionen in Entertainmentparks zu erziehen und irgendwie auch zahmer als gewohnt aussehen zu lassen. Warum das nur bedingt gelingt, erfahrt ihr in unserem Test zu Jurassic World Evolution 2.
Chaos nicht nur bei den Dinos
Man kann ein Spiel auch verschlimmbessern, und Jurassic World Evolution 2 ist dafür das beste Beispiel. Eine Kampagne, die den Namen nicht verdient hat, ein neues Herzstück, das euch am Ende einfach absägt, und unnötiges Gewusel durch alle Spielmodi hinweg. Demotivation at its best.
Blickt man zurück auf Jurassic World Evolution, war die Kampagne mit eines der spannendsten Dinge, die man damals aufgefahren hat. Mit einer stetigen Lernkurve, spannenden Szenarien und einer überaus großzügigen Spielzeit, waren im nu immer viele Spielstunden vorbei. Was man in Jurassic World Evolution 2 als Kampagne präsentiert, ist nicht mehr als ein unnötiges Tutorial, das euch nach 5 bis 6 Stunden ein paar Neuheiten vorstellt, am Ende aber unspektakulär zurücklässt. Kann man getrost überspringen! Der Herausforderungsmodus entspricht da schon eher dem, was damals die Kampagne bot. Unter einem fiktiven “Zeitdruck” kann man hier die gewohnten Parks in verschiedenen Bundesstaaten der USA aufbauen und wird anhand von Aufgaben immer auf Trab gehalten. Das hätte man locker mit der jetzigen Kampagne verbinden können, was nicht nur Zeit sparen würde, sondern auch motivierender gewesen wäre.
Chaos Theory: Was wäre wenn?
Das Herzstück von Jurassic World Evolution 2 ist allerdings der neue Spielmodus Chaos Theory, der im Grunde die Filme weitererzählt, aber mit einem interessanten Ansatz.
In fünf Szenarien, die jeweils an das Ende einer der Filme anknüpfen, könnt ihr die Parks erneut aufbauen und somit die ursprüngliche Story nach euren Vorstellungen um- und weiterschreiben. Vor euch liegt ein zumeist von den Dinos zerstörter und zurückeroberter Park. Es müssen Versorgungsanlagen neu errichtet, Zäune repariert, und am Ende die Parks für Besucher neu eröffnet werden. Alles mit für die Filme typischen Assets, wie der Gyrosphäre, dem legendären Jurassic Park-Tor, dem ikonischen Besucherzentrum und und und.
Klingt an sich toll, aber: sobald man die vorgegeben Missionen erfüllt hat, wird das Szenario einfach abgebrochen und man kann es wieder von vorne starten. Unverständlich und frustrierend. Warum lässt man die Szenarien nicht einfach im Endlos-Modus weiterlaufen? Die ganze Arbeit dahin, und irgendwie enttäuschend, da jedes Szenario meist auch nur 1 bis 3 Spielstunden umfasst. Hier kann man wohl nur auf einen Patch hoffen.
Dieses Muster zieht sich durch alle Spielmodi hinweg und läuft einzig darauf hinaus, am Ende nur noch den Sandbox-Mode zu spielen, in dem man dann wieder alle Freiheiten genießen kann. Hier stehen sämtliche original Assets und Features zur Verfügung, die ihr zuvor freigeschaltet und erforscht habt. Dennoch bleibt in den vorherigen Szenarien ein etwas unbefriedigendes Gefühl zurück, dass die bisherige Arbeit von vielen Stunden irgendwie umsonst war. Nicht zuletzt auch dadurch, dass bereits erforschte Dinge mit jedem Szenario neu erforscht werden müssen, obwohl man sie eigentlich ja schon kennt. Zeitraubend, unnötig und nicht wirklich zu Ende gedacht.
Hardcore-Simulation für Fans
Die Szenarien, Spielmodi (ausgenommen Sandbox) & Co. sind somit in Jurassic World Evolution 2 zwar etwas “misslungen”, im Kern lohnt sich das Spiel dennoch. Ganz einfach deshalb, weil man auf den Stärken des Originals aufbaut, diese weiter verfeinert hat und euch nun noch mehr Tools und Features an die Hand gibt, um den Jurassic Park eurer Träume zu erschaffen.
Sobald im Sandbox-Modus genug Items und Forschungen zur Verfügung stehen, steht einem die Welt offen. Wer Jurassic World Evolution gespielt hat, weiß sofort was zu tun ist und kann umgehend loslegen. Gehege bauen, Gästekomfort schaffen, forschen, Expeditionen unternehmen, Dinos ausbrüten – und so einen spektakulären Park erschaffen, ganz nach der Vision von John Hammond, der bekanntlich keine Kosten und Mühen gescheut hat, um das Entertainment-Erlebnis der Zukunft zu schaffen. Das alles unter seinen eigenen Bedingungen, einem selbst festgelegten Budget, Katastrophen usw. Auch das persönliche Erkunden des Parks oder Nutzen der Anlagen in der First-Person sind nach wie vor ein tolles Highlight.
Die wohl willkommenste Neuerung dürfte der Timer sein, der euch die Zeit nun bis zu dreimal schneller laufen oder auch mal pausieren lässt. Praktisch, wenn es um stetiges Ausbrüten oder Transporte geht, oder man eh gerade nichts besseres zu tun hat. Auch das Ausbrüten selbst wurde verfeinert, bei dem die Dinos jetzt nicht mehr nur einfach schlüpfen, sondern zunächst sequenziert werden müssen, während man später pro Bruteinheit mehrere Eier gleichzeitig ausbrüten kann. Auch lässt sich vor dem Ausbrüten nun erkennen, welche Stärken und Schwächen der Dino später haben wird und kann so notfalls “schlechte” Eier vorher aussortieren.
Man merkt, dass sich Frontier Gedanken gemacht hat, das Ganze noch realistischer und mehr nach dem Vorbild der Filme zu simulieren. Heißt aber auch, überall da, wo man Schritte scheinbar vereinfacht hat, kommt ein Gegengewicht oder ein weiterer Zwischenschritt hinzu. Zum Beispiel bei der Stromversorgung. Hier gibt es nun Generatoren, die euch ohne umständliches Leitungen verlegen, die passende Power liefern. Im Gegenzug müssen diese aber immer wieder mit teurem Treibstoff aufgefüllt werden.
Das sind nur ein paar Beispiele, wo sich der Simulationsaspekt weiterentwickelt hat. Manche werden es mögen, andere werden es verkompliziert nennen, was insbesondere in den Szenarien deutlich wird, wo man die selben Forschungen immer wieder tätigen muss. Hardcore-Simulations-Fans kommen hier allerdings voll und ganz auf ihre Kosten, die jedes einzelne Gebäude, jeden Dino und sämtliche Aspekte der Parks anpassen, aufrüsten und optimieren können.
Große Fragezeichen bleiben
Wer das original Jurassic World Evolution gespielt hat, kann sich glücklich schätzen, denn meist weiß man dann, was zu tun ist. Absolute Neulinge beißen hier nicht selten aber auf Steinzeitgranit. Oftmals sind die Aufgaben oder die Ziele völlig unklar beschrieben, man sucht verzweifelt nach Wegen und Lösungen oder gibt am Ende genervt auf. Das Problem bestand schon im Originalspiel, tritt in Jurassic World Evolution 2 gefühlt aber deutlich häufiger auf. Hier muss unbedingt nachgebessert werden.
Im Gesamten verlaufen Szenarien und Missionen durch die ganzen Optimierungs-Tools auch weniger spektakulär und anspruchsvoller als damals. Die Dinos sind deutlich entspannter und Katastrophen treten gelegentlicher als sonst auf. Harmonie im Paradies, aber auch ein klarer Rückschritt zu damals. Ein glücklich optimierter Dino bricht nunmal seltener aus, ganz nach dem Motto: man beißt nicht die Hand, die einen füttert.
Technisch darf man sich dafür auf mehr Details freuen, insbesondere grafisch machen die Urzeitriesen wieder mehr her, sind komplexer animiert, feinste Nuancen wie Adern unter der Haut sind nun sichtbar, aber auch die Umgebungen sehen einfach fantastisch aus. Der zu erwartende Generationssprung auf PS5 eben, leider jedoch ohne PS5 spezifische Features.
Vielleicht hätte es auch gereicht, das original Jurassic World Evolution mit all den neuen Features und Modi auf die aktuellen Konsolen zu remastern. Persönlich würde ich mir wünschen, dass Dinos nicht zwangsweise immer in Gehegen gehalten werden müssen. Friedliche Arten sollten frei herumlaufen dürfen, so wie in den Filmen ja auch. Dann wäre es wohl das perfekte Spiel geworden.
“Jurassic World Evolution 2 macht genau da weiter, wo sein Vorgänger endete. Insbesondere der Simulationsaspekt wurde weiter verfeinert und gibt Hardcore-Fans nun alle erdenklichen Tools an die Hand, die es braucht, um erneut den Urzeitpark seiner Träume zu erschaffen. Die Lernkurve fällt diesmal allerdings ziemlich steil aus und könnte Neulinge mit der ungünstigen Kampagnen- und Missionsstruktur überfordern, die im Original deutlich angenehmer gelöst war. Langjährige Fans könnten sich hingegen etwas unterfordert fühlen.
In der Gänze ist Jurassic World Evolution 2 sprichwörtlich damit verschlimmbessert worden, liefert Simulations-Fans aber auch genau wieder das, wonach sie suchen. Etwas sinnvollere Strukturen und weniger wiederholende Aufgaben, und der Titel könnte mit vergleichbarem Support erneut ein Dauerbrenner werden. So oder so, findet das Leben einen Weg, oder das Spiel zu euch in die Konsole!”