TEST: Steep – Der Berg ruft, willkommen im Schnee

By Patrick Held 5 Comments
11 Min Read

Lange ist es her, dass mal ein richtig gutes Ski- und Snowboardspiel die Massen begeistert hat. Persönlich erinnere ich mich noch an unzählige Stunden „SSX“, in denen ich auch der PS2 die verrücktesten Sprünge und Spins abgeliefert, Grinds und Tricks kombiniert und die Halfpipe dominiert habe.

Steep“ geht den Wintersport etwas anders an. Das Spiel aus dem Hause Ubisoft setzt nicht nur auf den Mix aus Ski, Snowboard, Paragliding und Jumpsuits, sondern versucht dabei einen wesentlich realistischeren Ansatz zu verfolgen. Der Spieler soll ein Gefühl für die Extreme dieser Sportarten entwickeln und dabei durch die zahlreichen Challenges gefordert werden, was das Zeug hält.

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Winter Wonderland, der Kampf um Gold, Autsch!

Das erste, was einem in „Steep“ auffällt, ist die sehr ansprechende und gut gelungene grafische Darstellung. Auf insgesamt vier Bergketten können wir uns frei bewegen, Lines austesten und nach Lust und Laune zwischen den Sportarten wechseln. Um eine Challenge zu starten fahren oder fliegen wir je nach Sportart einfach durch den Startring und legen direkt los. Aber Achtung: Gerade die späteren Herausforderungen können unfassbar schwer und damit auch wahnsinnig frustrierend sein. Manchmal fühlt man sich fast an „Trackmania“ erinnert, da man eine Runde nicht selten immer und immer wieder von vorne startet, um am Ende mit Gold nach Hause zu gehen, oder aber zumindest mal die Ziellinie gesehen zu haben. So sind zum Beispiel Jumpsuit-Kurse durch enge Felsspalten im wahrsten Sinne des Worts halsbrecherisch und so landen wir nicht selten mit einem Aufprall und einem K.O. vor der nächsten Wand. Hat man es dann aber doch einmal geschafft, die Runde mit Erfolg zu beenden, so freut man sich umso mehr.

Neben den Zeit- und Punkterennen, entweder auf klaren Kursen oder geradewegs durch die Wildnis und den Abhang hinunter, erzählen uns die Berge in den „Berggeschichten“ etwas über die Legenden und führen uns dabei durch die wirklich interessanten Orte, an denen man sonst vielleicht vorbei gefahren wäre. Diese Modi sind alle gut gelungen und gehen zudem sehr fließend in einander über; von Ladezeiten ist während des gesamten Spieles kaum eine Spur zu finden.

Haben wir Lust auf eine neue Route, dann rufen wir die riesige 3D-Karte auf, suchen uns einen unserer Einstiegspunkte aus und begeben uns wieder nach unten. Diese Punkte kann man entweder entdecken, wenn man durch sie hindurchfährt, oder aber sie aus der Ferne mit einem Fernglas auskundschaftet. Diese freischaltbaren Punkte sind teilweise schwer zu finden, weshalb es gerade viel Spaß macht, während langen Touren nach ihnen Ausschau zu halten.

Glänzen wir während unseren Abfahrten, Flugeinlagen oder Wettkämpfen mit guten, besonderen oder waghalsigen Aktionen und Leistungen, so sammeln wir Erfahrungspunkte und steigen mit der Zeit in neue Level auf, mit denen wir neue Veranstaltungen und Sponsorenevents freischalten können. „Steep“ geizt dabei außerdem nicht mit werbewirksamen Marketingeinlagen, wie etwa mit einem Red Bull Hubschrauber, Salomon Events und Klamotten oder der GoPro, die wir permanent auf unserem Helm tragen und durch die wir das Geschehen betrachten können- Einblendung des Logos inklusive! Es mag zwar authentisch wirken, da diese Firmen auch in der Realität viel im Sport organisieren, aber irgendwann wird einem die Werbung doch zu sehr aufgezwungen.

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Neben dem Levelaufstieg schalten wir je nach Aktion auch in den einzelnen Kategorien wie „Entdecker“, „Freestyler“ oder „Knochenbrecher“ neue Level und damit neue Veranstaltungen und Orte frei, durch die wir unsere Welt immer mehr erweitern können. Der Antrieb sein Bestes zu geben ist damit also sehr hoch gehalten. Wer hier nun allerdings ein Fest für Sprung- und Spinfanatiker erwartet, der wird wahrscheinlich ein wenig enttäuscht sein, denn für gute Absprünge gibt es nur ein kleines Zeitfenster und Spins sind schwer zu beherrschen. Durch den angestrebten Realismus gibt es auch keine lustigen oder verrückten Moves wie den „Superman“ oder das „Bett“, sondern nur normale Griffe und Drehungen. Es ist außerdem auch sehr wichtig, wie man auf welchem Untergrund aufkommt. Gerade auf felsigen Abschnitten wird es schwer, gute Sprünge zu landen. Ein Balken zeigt die momentane Stabilität an, diese baut sich auf Felsen oder bei harten, unsauberen Landungen ab. Ist sie leer, stürzen wir. Doof nur, dass man, sollte man auf Felsen landen, nicht wirklich gut davon hinunterkommt, weil man nach kurzer Zeit automatisch wieder stürzt. Das kann sehr nervig sein und zu unnötigen Unterbrechungen führen. Auch Grinds und andere, aus ähnlichen Spielen bekannte Moves sind bisher nicht ins Spiel eingepflegt worden und fehlen hier und da, um Tricks zu verknüpfen.

Besser gelungen ist dafür der Übergang in die einzelnen Sportarten. So können wir mit Ski und Snowboard mit hoher Geschwindigkeit über die Piste heizen, und dabei etwa zufällig einen guten Absprungpunkt für den Eichhörnchenanzug finden, mit dem wir uns direkt durch die Luft scheuchen können. Nachdem wir mit dem Fallschirm gelandet sind fahren wir entweder einfach weiter, starten direkt vom Ausgangspunkt neu oder suchen auf der Karte einen neuen Einstieg. Was wir machen, wie wir es machen und in welchem Tempo, das ist komplett uns überlassen.

Man merkt sehr schnell, das „Steep“ einen anderen Ansatz im Gameplay verfolgt als etwa „SSX“. Es soll realistisch sein, aber trotzdem actionreich und fordernd. Es soll ein Gefühl der Freiheit und des Erlebnisses vermittelt werden, welches man in dieser Landschaft und bei diesen Sportarten sofort spürt. Leider ist das Tricksystem dabei ein bisschen auf der Strecke geblieben, und auch das KO-System und die teils etwas unnachgiebige Steuerung stehen manchmal ein bisschen im Weg. Außerdem kommt das Paragliding im Vergleich zu den anderen Sportarten sehr langweilig daher, hier fehlt es an Spannung. Dafür können die Herausforderungen überzeugen, und auch die unterschiedlichen Auswirkungen von Eis, Tiefschnee oder normaler Piste wurden gut umgesetzt.

Überall weiß, Always on, ist da jemand?

Nicht nur in Sachen Gameplay hat Ubisoft sich die Ziele „Realismus“ und „Freiheit“ gesetzt, auch in Sachen Grafik und Atmosphäre ist davon eine ganze Menge zu spüren. So sind die Abfahrten und Flüge durch die weitläufigen, detailreichen Berglandschaften herrlich anzuschauen. Berge, Umgebung, der Schnee, alles sieht durchweg ansprechend und gelungen aus. Besonders Besitzer der PS4 Pro dürfen sich über noch schärfere und glattere Konturen freuen. Die Landschaft wird dabei auch gut von dem Wechsel aus Tag und Nacht und dem weitreichenden Panorama in Szene gesetzt. Den Blick durch die Helmkamera kann man sich allerdings sparen, denn diese wackelt so sehr, dass man nur selten einen guten Blick hat.  Das ganze Spiel wird je nach Situation durch den passenden Soundtrack, als auch die guten Sounds und Kommentare untermalt, wenn wir uns etwa für gute Sprunge selbst loben oder nach stürzen uns in Frage stellen.

Leider kommen die Landschaften dennoch sehr leblos daher, denn außer ein paar anderer Spieler gibt es keine Figuren oder vielleicht Tiere zu finden. Selbst die Lifte stehen still. Hätte man hier vielleicht ein paar zusätzliche NPC oder ähnliche Objekte eingefügt, wäre die Welt noch ansprechender geworden.

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Apropos andere Spieler: Mit diesen kann man sich zusammenschließen und mit ihnen Challenges starten um zu sehen, wer der echte King of the Hill ist. Manchmal nerven diese aber auch ganz schön, da sie uns die Sicht verdecken. Allerdings können wir mitten durch sie hindurchfahren, können ihnen aber auch keine Schneebälle oder sowas an den Kopf werfen. Darüber hinaus muss eine permanente Verbindung zum Server bestehen, bricht sie ab, wird das Spiel beendet. Außerdem können wir unsere eigenen Läufe sofort als Video oder als Herausforderung an andere schicken, um ihnen unsere Tricks und die besten Orte zu zeigen.

Um uns besser mit unserer Figur zu identifizieren, können wir diese nach Lust und Laune mit Outfits, Aufnähern, Kostümen oder Hilfsmitteln ausstatten, auch wenn letztere nur zu optischen Zwecken dienen. Man kann diese Sachen entweder mit Preisgeld kaufen, oder aber durch eine Goldmedallie im entsprechenden Rennen freischalten. Also noch ein Ansporn mehr, alles zu geben.

Die Atmosphäre von „Steep“ ist wirklich gelungen. Die Berglandschaften sehen sehr ansprechend aus, die verschiedenen Strecken und Spots bieten Abwechslung und durch die vielen versteckten Orte wird man immer wieder überrascht. Der gute Soundtrack, der stimmige Sound und die offene Welt sorgen dafür, dass man jeden Winkel aus einander nimmt, und dabei schnell die Zeit aus den Augen verliert. Abstriche muss man allerdings bei den teils nervigen Mitspielern, der leblosen Pisten und dem gerade zum Ende bei schweren Rennen eintretenden Frust machen. Auch die eigenen Kommentare werden irgendwann etwas nervig und erscheinen krampfhaft cool, werden dadurch aber eher lächerlich. Darüber hinaus haben einige Spieler wohl mit hakenden Animationen und anderen Fehlern zu kämpfen, wir konnten davon allerdings nichts feststellen.

Entwickler: Ubisoft Annecy
Publisher: Ubisoft
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.steep.ubisoft.com

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TEST: Steep – Der Berg ruft, willkommen im Schnee
„Steep“ ist ein Titel, der ein wenig überrascht. Statt mit unrealistischen, actionreichen Moves punktet das Spiel gerade durch seinen Realismus, seine authentischen Umgebungen und Bewegungen und seine nahezu uneingeschränkte Erkundungsfreiheit. Die Berge sehen fantastisch aus, die Rennen sind herausfordernd und die vielen verschiedenen Spots laden zum Erkunden und Entdecken ein. Leider ist die Welt trotz guter Atmosphäre zu leblos, das Paragliding im Vergleich zu Ski/Snowboard und Wingsuit zu langweilig und das Tricksystem zu klein gehalten. Die angedeutete Story, zu einer Legende, zu einem Werbeträger und zu einem Star zu werden, zieht sich dezent durch das Spiel, ohne aufdringlich zu wirken, anders als die vielen Marken im Spiel. Alles in allem ist Steep ein guter Titel, sowohl für kurze Trips als auch für Stundenlange Abfahrten, in dem man sich schnell zurechtfindet und deutlich gefordert wird.“
7.7
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