TEST: The Invincible – Eine Retro-Zukunft für die Menschheit?

Mark Tomson 2 Comments
8 Min Read

Die Erforschung fremder Planeten ist weiterhin das ultimative Ziel der Menschheit. Nicht nur aus reiner Neugier, sondern möglicherweise auch, weil es in ferner Zukunft keine Option mehr dazu geben wird. Eine zweite Erde vorzufinden, auf die man einfach übersiedeln kann, dürfte jedoch recht naiv und töricht sein, so erlebt man es zumindest im kommenden Sci-Fi-Adventure The Invincible von Starward Industries und 11bit Studios, das wir uns im Vorabtest näher angeschaut haben.

Das Spiel basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stanisław Lem aus dem Jahr 1964, der in einem imaginären Experiment feststellt, dass die Überzeugung von der Evolution als überlegendste Lebenform ein totaler Irrglaube sein kann und somit eine unglaublich spannende Vorlage für The Invincible bietet.

Retro-futuristischer Look in The Invincible
Retro-futuristischer Look in The Invincible

Die Suche nach fernen Planeten

The Invincible beginnt mit der Landung auf dem staubigen Wüstenplaneten Regis III und einer Crew, die aus zunächst noch ungeklärten Gründen überall verstreut ist. Als Spieler schlüpft man in die Rolle der leidenschaftlichen und mutigen Wissenschaftlerin Yasna, die es sich zunächst zur Aufgabe macht, trotz einiger Erinnerungslücken zurück zum Camp zu finden und die restlichen Crew-Mitglieder aufzuspüren. Was zunächst als simple Rettungsmission beginnt, entwickelt sich zum knallharten Überlebenstrip und einer Erkenntnis, die das bisherige Wissen über das eigene Dasein völlig infrage stellt.

Wer befürchtet, dass man mit The Invincible den nächsten Mars-Simulator bekommt, in dem man sich nur im Schneckentempo bewegt, kann beruhigt sein. Tatsächlich ähnelt dieser Planet stark der Erde und ist deshalb nicht nur für Forschungszwecke interessant, sondern kommt auch als potenzieller Kandidat für die Besiedlung infrage. Zeitweise kann man hier ohne Sauerstoffhelm atmen, es gibt Wasserreservoirs und Spuren von Leben, wenngleich die Oberfläche überwiegend unter Felsen und Sand begraben ist. Teils erkundet man aber auch wunderschöne und faszinierende Umgebungen, Höhlen und Strukturen aus der Vergangenheit.

Mit dem Rover lässt sich der Planet ausführlich erkunden
Mit dem Rover lässt sich der Planet ausführlich erkunden

The Invincible lebt allerdings größtenteils von seiner Erzählung, dementsprechend ist die Kommunikation zwischen Yasna und dem Astrogator Novik im Orbit das, was hier die meiste Zeit stattfindet. Als Team, verbunden über Funk, versucht man herauszufinden, was genau zuletzt vorgefallen ist und wie man seine Crew-Mitglieder bergen kann. Nicht immer ist man da einer Meinung und muss immer wieder unliebsame Entscheidungen treffen, die den weiteren Verlauf beeinflussen können. Das wird umso komplizierter, nachdem man feststellt, dass eine weitere Fraktion auf dem Planeten ist, die scheinbar zwar gegen einen arbeitet, möglicherweise aber die einzige Option ist, um Regis III lebendig wieder verlassen zu können.

Die Story von The Invincible war von der ersten Sekunden an spannend, zum einen, weil der Part zur Rettung seiner Crew relativ schnell von Folgeereignissen aufgegriffen wird und man sich nicht nur mit dieser einen Sache beschäftigen muss, welche wiederum in einem weiteren Twist mit einer wirklich spannenden Thematik wendet. Man hat auch das Gefühl, dass man hier nicht nur eine Story erzählt bekommt, sondern diese tatsächlich selbst erlebt – beeinflusst durch teils schwierige Entscheidungen, die man treffen muss. Hier greift vor allem das hervorragende und schlüssige Writing, das eine authentische Gesamtatmosphäre schafft, einschließlich toller Synchronsprecher. Man erlebt immer wieder, wie Yasna in sich kehrt und zum Beispiel bei einsamen Touren beginnt ein Lied für sich zu summen oder wie sie – vor allem der Einsamkeit geschuldet – mit sich selbst redet, also Szenen, in denen keine schnelle Abhandlung der Charaktere erfolgt. Selbst wenn etwas als erledigt erscheint, greift man immer wieder zurück und hält somit die Gesamtstory und die teils schicksalhaften Ereignisse zusammen.

Strukturen vergangener Zeit
Strukturen vergangener Zeit

Etwas ratlos ließ mich eines der besseren Enden zurück, das leider offen ließ, was aufgrund meiner Entscheidung mit mir, der Crew usw. passiert. Es gibt zwar ein In-Game Comic, das die Story noch einmal zusammenfasst, da ich aber zuerst ein schlechtes Ende erreicht hatte, endete der Comic auch genau dort. Ähnliche Probleme findet man aber auch im Gameplay.

Erkunden statt kämpfen

Das alles findet statt, während man verschiedenste Ecken von Regis III erkundet – mal eine Forschungsstätte, mal die Spuren vermeintlich früherer Lebensformen, mal die Basis der anderen Fraktion. Wie bei fast allen Spielen, die hauptsächlich von der Story und Erzählung leben, ist das Gameplay hier nicht das ausgefeilteste, das im besten Fall mit ein paar Geschicklichkeits-Elementen punktet. Das merkt man am deutlichsten zum Ende in einem Shooter-Part, der einem blinden Zielen gleicht und eine klassische Auseinandersetzung vermeidet.

Trotzdem macht vor allem der Erkundungs-Part jede Menge Spaß, mit dem man zunehmend herausfindet, was wirklich auf diesem Planeten geschieht und der einen vor fantastische Settings und Ereignisse stellt. Wie erwähnt, ist The Invincible nicht das typische Space-Adventure in Zeitlupe – man bewegt sich fast ganz normal, kann mit dem Rover weitläufige Gebiete auf eigene Faust erkunden oder sogar mal eine Untertasse der anderen Fraktion fliegen. Zwar ist die Story an sich recht linear aufgebaut, man selbst kann größere Gebiete aber in seinem eigenen Tempo erkunden und so mehr über die Hintergründe anderer Crew-Mitglieder oder deren Forschungen auf Regis III anhand von Notizen und Aufzeichnungen erfahren. Insbesondere aber die Rückblenden wurden hier auf eine charmante Art gelöst, die man anhand von Old School Dia-Aufzeichnungen in Robotern und Maschinen findet.

Ein wenig problematisch wird es, wenn man keine klaren Anweisungen erhält, was als nächstes zu tun ist oder man nur eine schlichte Missionsbeschreibung hat. Dann dreht man sich auch schon mal im Kreis oder irrt ein wenig herum.

Retro-Roboter & Maschinen
Retro-Roboter & Maschinen

In einem Punkt unterscheidet sich The Invincible wohl auch am deutlichsten von Genre-Kollegen, da es auf einem retro-futuristischen Look der 1950er Jahre basiert, mit dem die moderne Raumfahrt auf einen Style trifft, den man sich damals für die Zukunft vorgestellt hat. Dies machen vor allem abgerundete Formen und der Minimalismus bei allen möglichen Geräten, Robotern und Maschinen aus, sprich futuristische Technologien zwischen Vergangenheit und Zukunft, wie man sie auch in Star Trek oder bei den Jetsons erleben kann. Das ist wirklich mal etwas anderes in einem modernen Spiel, das auch soundtechnisch diesen Stil abdeckt. Man erlebt hier definitiv mehr als die totale Einsamkeit oder nur das eigene Atemgeräusch im Ohr. 

Fazit The Invincible

The Invincible
TEST: The Invincible – Eine Retro-Zukunft für die Menschheit?
“Obwohl ich schon so einige Space-Adventure gespielt habe, hat mich The Invincible positiv überraschen können. Es ist definitiv keine weitere Wiederholung einer Story, die man so oder so ähnlich schon mal gespielt hat. Hier wird man vor die nicht ganz unwahrscheinliche Frage gestellt, ob die Menschen die tatsächlich am höchsten entwickelte Lebensform sind, was eine unglaublich spannende Thematik bietet. Gepaart mit dem retro-futuristischen Art-Design unterscheidet man sich ebenso deutlich von anderen Spielen. Aus Sicht des Gameplay ist in The Invincible zwar alles recht einfach gehalten, die tolle Erzählung gleicht dies aber locker aus, der man von Anfang bis Ende gespannt folgt.”
Plus
Spannende Story von Anfang bis Ende
Tolles Writing
Einzigartiger retro-futuristischer Look
Minus
Gameplay recht einfach gestrickt
Kleinere Bugs
Ereignissen sind manchmal widersprüchlich.
8.1
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2 Comments
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Dr. Bob
1 Jahr zuvor

Danke für mehrere Spoiler! Selten so einen schlechten Test gelesen.

Adam
1 Jahr zuvor
Reply to  Dr. Bob

Deswegen scroll ich bis unten und schaue mir nur das Ende an xD

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