„Subnautica 2“ hat sich nach Jahren der Stille endlich zurückgemeldet – mit einem Trailer, neuen Details und, wie könnte es anders sein, einer hitzigen Debatte: 15 Stunden Story? Nur 15 Stunden? Für manche Fans offenbar eine persönliche Beleidigung. Sofort wurde in Discord-Threads und Subreddit-Posts das große Drama ausgerufen: „30 Stunden Story müssen es schon sein!“ Anthony Gallegos, Design-Director von „Subnautica 2„, antwortete trocken: „Wenn du das willst, musst du ein anderes Spiel spielen.“ Treffender hätte er es kaum formulieren können.
Denn die Empörung zeigt weniger ein Problem mit „Subnautica 2“ – sondern vielmehr ein zunehmendes Missverständnis, was ein gutes Spiel eigentlich ausmacht. Und das ist nicht allein auf „Subnautica 2“ anzuwenden, sondern stellvertretend auf die gesamte Branche.
Subnautica war nie umfangreich – und will es auch nicht sein
Zur Erinnerung: Das erste „Subnautica“ bot gerade einmal sechs Stunden an tatsächlicher Story. Sechs. Und dennoch hat es Spieler weltweit hunderte Stunden beschäftigt – weil es nicht um einen auf Hochglanz polierten Erzählstrang ging, sondern um das Gefühl, in eine fremde Welt einzutauchen, sie zu erforschen, Gefahren zu meistern und dabei ganz eigene Geschichten zu erleben.
„Subnautica“ war nie das Spiel, das dir jede fünf Minuten eine neue Cutscene vorsetzt. Es zwingt dir keine Bedeutung auf, sondern lässt sie entstehen. Wenn „Subnautica 2“ jetzt „nur“ 15 Stunden Story bieten soll, ist das in Wahrheit ein großer Schritt nach oben – und kein Grund für Untergangsstimmung.
Quantität statt Qualität?
Die Forderung nach 30 Stunden wirkt fast schon absurd. Wer in der Gaming-Welt länger unterwegs ist, weiß: Länge wird oft mit Qualität verwechselt. Dabei führen aufgeblähte Storys selten zu besseren Erlebnissen. Eher zu unnötigen Filler-Missionen, redundanten Dialogen und der ständigen Frage: „Warum spiele ich das eigentlich noch mal?“ „Subnautica 2“ setzt genau da an, wo es sinnvoll ist: Es bietet eine konzentrierte, starke Story, die Raum für Entdeckung lässt – und keine narrative Dauerinfusion.
Anthony Gallegos hat völlig recht: 30 Stunden Story in einem „Subnautica“ wären nicht nur extrem, sondern widersprächen dem Geist der Reihe fundamental. Wer wirklich glaubt, dass ein Spiel besser wird, nur weil es ihn doppelt so lange an der Leine hält, hat offenbar das Konzept von spielerischer Freiheit nicht verstanden.
Der eigentliche Schatz liegt unter der Oberfläche
„Subnautica“ lebt davon, dass die besten Geschichten nicht geskriptet sind. Es sind die eigenen Erlebnisse, die Flucht vor einem Leviathan im letzten Moment, das Entdecken eines versunkenen Alien-Bauwerks, das eigenhändige Basteln einer rettenden Basis mitten im Nirgendwo. Keine noch so gute Story kann diese Momente ersetzen – und kein noch so langes Drehbuch erzeugt diese Magie.
Wenn also jemand 30 Stunden von „Subnautica 2“ erwartet, dann vielleicht, weil er verlernt hat, was dieses Spiel wirklich groß macht: die Freiheit, die Welt selbst zu erleben – und die eigene Geschichte zu schreiben.
Gallegos’ klare Ansage sollte nicht als Arroganz gelesen werden. Sondern als Erinnerung: Manche Spiele sind nicht dafür gemacht, dir alles vorzuschreiben. Manche Spiele leben davon, dass du selbst etwas hineinsteckst. Und ja, manchmal bedeutet das, dass ein 15-Stunden-Storyrahmen viel mehr ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Wer „Subnautica 2“ nur anhand seiner Storylänge beurteilt, hat vermutlich schon verloren. Die wahren Abenteuer, die wirklichen Gänsehautmomente – sie warten nicht in einem Skript. Sie warten dort draußen, in der Tiefe. Man muss nur den Mut haben, selbst danach zu tauchen.