Atomfall: Mehr als nur das „britische Fallout“

Ein britischer Albtraum nach der Atomkatastrophe: Atomfall mischt Folk-Horror, schwarzen Humor und völlige Entscheidungsfreiheit – mehr als nur ein „britisches Fallout“.

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
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Wenn man die ersten Infos zu „Atomfall“ hört, liegt der Vergleich mit Fallout förmlich in der Luft. Postapokalypse? Check. Mysteriöse Quarantänezone? Check. Freiheit, alles und jeden zu töten? Doppelt check. Doch wer hinter die Fassade blickt, merkt schnell: Entwickler Rebellion verfolgt hier eine ganz eigene Vision – tief verwurzelt in britischer Geschichte, Humor und Horror.

Ein britischer Albtraum: Windscale als Ausgangspunkt

Game Director Ben Fisher erklärt gegenüber The Gamer, warum ausgerechnet eine britische Atomkatastrophe die Grundlage für „Atomfall“ bildet: „Die erste große Atomkatastrophe der Welt war der Brand von Windscale, aber es gab noch keine Spiele, die auf diesem Setting basierten.“ Klingt nach einer Marktlücke – und für Rebellion, die ohnehin einen Faible für britische Geschichten haben, war es eine perfekte Ergänzung.

Doch statt das Endzeitszenario mit übertriebenem Sarkasmus zu würzen, setzt „Atomfall“ auf einen anderen Ton: trocken, bitter und zutiefst britisch. Laut Fisher fehlen bewusst klassische Londoner Akzente, stattdessen gibt es „unerwartete regionale Dialekte“, die das 50er-Jahre-England authentisch nachbilden. „Wir wollten uns so nah wie möglich an reale geschichtliche Bezüge halten – eine riesige Quelle, aus der kaum jemand schöpft.“

Kein Platz für den amerikanischen Traum

Hier liegt der größte Unterschied zu Fallout: Während die US-Serie mit einem ironischen Optimismus spielt, setzt „Atomfall“ auf eine Welt, die sich längst mit ihrem Schicksal abgefunden hat. Fisher beschreibt es so: „Diese ‚Keep calm and carry on‘-Mentalität, gemischt mit Folk-Horror à la The Wicker Man, erzeugt eine spezielle Art von Zynismus.“ Humor ist trotzdem vorhanden – aber subtiler.

Ein Beispiel: In einem Dorfpub begegnete ich zwei alten Herren, die sich seelenruhig darüber unterhielten, ob sie es wohl schaffen würden, an einem riesigen Killerroboter vorbeizulaufen. Fisher lacht: „Wir wollten sicherstellen, dass manche Szenen typisch britisch wirken – wie Leute, die sich über das Wetter beschweren, obwohl ein gigantischer, blauer, okkulter Wirbel am Himmel schwebt.“

Inspiration von Fallout: New Vegas – aber nur bis zu einem gewissen Punkt

Trotz aller Eigenständigkeit bleibt Fallout: New Vegas eine wichtige Inspirationsquelle. „Die Erzählweise dort konzentriert sich auf einen zentralen Ort und dessen Geschichten. Jeder Charakter hat eine eigene Perspektive dazu – genau das war unser Bezugspunkt“, sagt Fisher. Dennoch betont er: „Es ist nur einer von vielen.“

Interessant ist, dass „Atomfall“ sowohl Spielern entgegenkommt, die alles niedermetzeln wollen, als auch jenen, die sich komplett gewaltfrei durchmogeln möchten. Das war allerdings nicht von Anfang an geplant. „Wir hatten erst eine Metroidvania-Struktur mit kleineren Sandbox-Karten. Doch als wir das Spiel testeten, fühlte es sich nicht offen genug an. Also haben wir uns gefragt: Warum nicht den Spielern völlige Freiheit geben?“

Doch so etwas ist leichter gesagt als getan. NPCs sind in vielen Spielen essenziell für Story und Questführung. „Atomfall“ hat daher eine clevere Lösung: mysteriöse Telefonzellen, aus denen gelegentlich Anrufe kommen. Falls man alle potenziellen Auftraggeber um die Ecke gebracht hat, könnten sie der letzte Hinweisgeber sein.

Ob dieses Experiment funktioniert, erfahren wir am 27. März, wenn „Atomfall“ erscheint. Doch schon jetzt steht fest: Dies ist mehr als nur das „britische Fallout“. Es ist ein postapokalyptischer Albtraum mit einem ganz eigenen, wunderbar schrägen Charakter.

Atomfall – [PS5]

Atomfall stammt von Rebellion, dem Studio hinter Sniper Elite und Zombie Army, und fordert dich heraus, das dunkle Geheimnis hinter dem, was wirklich geschehen ist, zu lüften.

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