Wir schreiben das Jahr 2017. Genau wie so ziemlich alle aus meinem Bekanntenkreis, die noch einen stationären PC besitzen, bestelle ich mir voller Hoffnung Destiny 2 vor. Ausnahmsweise entscheide ich mich mal nicht für die PS4, damit ich mit besagten Freunden und Bekannten spielen kann. Als das Spiel dann endlich erscheint, reißt mich seine Grafikpracht dank neuestem und sehr kostspieligem PC absolut vom Hocker. Aber auch das Spiel an sich weiß zu überzeugen. Gleich in den ersten Wochen kämpfe ich mit Leuten, die ich schon jahrelang kenne, durch den ersten Raid Leviathan. Es macht echt Laune und entspricht insgesamt so ziemlich dem, was ich erhofft hatte. Doch plötzlich, wie aus heiterem Himmel, schleicht sich Ernüchterung ein. Täglich loggen weniger Freunde ein und auch mir geht die Puste aus. Ich werde Destiny 2 abgesehen von einem einmaligen, sehr kurzen Ausflug in den ersten DLC nicht mehr anrühren, genau wie alle anderen aus der Raid-Gruppe auch.
„Wieso?“, könnte man nun fragen. Eine eindeutige Antwort gibt es darauf nicht. Vermutlich war es eine Mischung aus elendig langer Ladezeiten, ständigen Wiederholungen, wenig neuem Content und der Tatsache, dass ich eben nicht gemütlich auf der Couch zocken konnte. Doch einmal die Grafikpracht am PC betrachtet, konnte ich die matschigen Texturen auf der PS4 bei einem kurzen Versuch schon auf den ersten Blick nicht ertragen und ohne meine Freunde hatte ich sowieso keine Lust.
Im Zuge der Veröffentlichung der neuen Generation entschied ich mich, Destiny 2 auf der PS5 eine neue Chance zu geben. Wie der Titel bereits vermuten lässt: Bungie hat es geschafft! Destiny 2 hat mich wieder! Genau wie die Gründe für meine jahrelange Abwesenheit vielfältig waren, so sind sie es für den Neubeginn. Doch Neubeginn trifft es eigentlich glücklicherweise gar nicht. Einen großen Anteil daran hat nämlich die für mich noch immer ziemlich bahnbrechende Möglichkeit, meinen 2017 am PC erstellten Charakter gute 3,5 Jahre später in vollem Umfang auf einer komplett anderen Plattform zu nutzen. Sogar die Trophäen erhalte ich beim ersten Einloggen nachträglich, Wahnsinn! Zwar avanciert dieser Service so langsam zum neuen Goldstandard, aber vor allem bei zeitintensiveren Spielen wie Destiny beweist er so richtig seinen Wert. Bungie möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen und hat für dieses Jahr bereits Crossplay angekündigt. Heißt für mich: Ich kann bald meinen alten Raid stückweise so nerven, dass alle wieder anfangen und jeder auf der Plattform spielt, die ihm am liebsten ist, genial! Doch was wurde aus den anderen Problemen, die Destiny 2 für mich vermiesten?
Power der PS5 war nötig
Direkt beim ersten Einloggen und den ersten Planetenwechseln wird klar: Endlich kann man während der Ladezeiten nicht mehr die gesamte Küche putzen! Zwar starrt man noch immer eine gewisse Zeit auf sein schönes Schiff, kann aber schon kurz darauf direkt loslegen. Das war sogar am PC mit eigentlich blitzschneller SSD anders! Dafür kann die Grafik noch immer nicht ganz mit einem teuren Gaming-PC mithalten, weiß aber für ein Konsolenspiel trotzdem vollends zu überzeugen. Knackscharf mit ansprechendem HDR und flüssigen 60 FPS erstrahlen die abwechslungsreichen Planeten in neuem Glanz – und das sogar von der Couch aus! Wer möchte, der kann die aufregenden Arenen, in denen gegen andere Spieler angetreten wird, mit entsprechender Hardware auch in 120 FPS bestaunen. Ein sehr cooler Service, den ich jedoch angesichts der in dem Zuge reduzierten Grafikpracht eher für Spielerei halte. Die standardmäßigen 60 FPS reichen für ein tolles Spielerlebnis mehr als aus und besser wird man meiner Überzeugung nach durch die Verdopplung abseits des Placeboeffekts auch nicht, wenngleich mehr da zahlreiche selbsternannte Shooter-Experten deutlich widersprechen werden.
Technik hui, Inhalt… auch!
Seit meinem Abschied vom ursprünglichen Destiny 2 hat sich auch inhaltlich viel getan. Man merkt, dass Bungies Trennung von Activision der Seele des Spiels gutgetan hat. Zwar gibt es wie in so gut wie jedem aktuellen Multiplayer-Titel noch immer Möglichkeiten, mehr Geld als nötig in kosmetischen Gegenständen zu verpulvern, aber darüber hinaus wird viel Abwechslung geboten. Statt kostenpflichtiger und halbgarer Expansion-Packs, die für das Mitspielen zwingend nötig waren und jegliche hart erkämpfte Ausrüstung in kurzen Abständen nutzlos machten, gibt es nun regelmäßig neue Inhalte für alle. Dabei dient der Season-Pass in einem fairen Maße dafür, zusätzliche Boni abzustauben. Damit kann ich mich absolut arrangieren! Insgesamt wirken die Inhalte so mehr aus einem Guss und man hat nicht das Gefühl, mit einer neuen Erweiterung alle vorherigen Errungenschaften nutzlos zu machen.
Der Phönix aus der Asche
Bungie ist die Portierung von Destiny 2 auf die neue Konsolengeneration technisch in vollem Umfang geglückt. In Kombination mit den inhaltlichen Neuerungen, die schon im Verlaufe der vergangenen Monate Einzug hielten, ergibt sich für mich ein rundum toller Titel, der den Vergleich mit aktuellsten Titeln nicht scheuen muss. Ganz im Gegenteil: Destiny 2 hat aus seinen Fehlern gelernt und erlebt gemeinsam mit der PS5 eine phänomenale Wiedergeburt, die hoffentlich lange am Leben bleibt!
Was aktuell so in Destiny 2 los ist, finde ihr in unserer News-Übersicht zum Spiel.