Die Gaming-Branche steht seit Jahren unter einem wachsenden finanziellen Druck, der durch steigende Entwicklungskosten, komplexere Technologien und erhöhte Erwartungen der Spieler befeuert wird. In diesem Kontext entfacht Larian Studios (Baldur’s Gate 3) erneut die Diskussion um eine Anhebung der Preise für Videospiele.
Diese Forderung kommt nicht aus dem Nichts: Bereits in der Vergangenheit haben führende Publisher wie Take-Two und Capcom betont, dass das aktuelle Preisniveau für Videospiele nicht mehr zeitgemäß ist und angepasst werden müsse. Das wird teilweise versucht, mit Ultimate Edititions, einem Season Pass oder einer DLC-Roadmap zu kompensieren, was die Spiele schon jetzt faktisch deutlich teurer macht.
Steigende Entwicklungskosten als branchenweites Problem
Take-Two-CEO Strauß Zelnick hat sich in der Vergangenheit deutlich zu diesem Thema geäußert. Er argumentiert, dass der Preis für ein Spiel nicht pauschal festgelegt werden sollte, sondern sich nach dem Wert und der Gegenleistung richten müsse, die das Spiel bietet. Dies impliziert, dass Spiele mit hohem Produktionsaufwand, innovativen Gameplay-Mechaniken und umfangreichem Inhalt durchaus mehr kosten könnten als der derzeitige Standardpreis von rund 80 Euro. Aus internen Dokumenten von Sony ging ergänzend hervor, dass das durchschnittliche Preisniveau von Spielen bis zum Jahr 2027 auf 100 EUR steigen sollte.
Ähnlich äußerte sich auch der Capcom COO Haruhiro Tsujimoto, der auf die rasant steigenden Entwicklungskosten hinweist. Er betonte, dass Spiele für 60 Euro und weniger in der heutigen Zeit kaum noch gerechtfertigt seien. Dies gilt insbesondere für Triple-A-Spiele, deren Produktion oft Millionen von Dollar verschlingt und über mehrere Jahre hinweg andauert. Diese Kostensteigerungen seien auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter teurere Arbeitskräfte, komplexere Technologien und die Notwendigkeit, Spiele für mehrere Plattformen gleichzeitig zu entwickeln.
Larian Studios: Höhere Preise bei entsprechender Qualität
In die gleiche Kerbe schlägt nun auch Michael Douse, Publishing Director bei Larian Studios. Er sieht die Notwendigkeit, Spielepreise anzuheben, um den steigenden Produktionskosten Rechnung zu tragen. In einem Beitrag auf X erläuterte Douse, dass er nicht gegen höhere Preise für Spiele sei, jedoch die bisherige Einheitlichkeit der Preisgestaltung als problematisch empfinde. Ein Spiel solle entsprechend seiner „Qualität, Breite und Tiefe“ bepreist werden.
Für Larian Studios, bekannt für umfangreiche und detailreiche Rollenspiele wie Baldur’s Gate 3, ist diese Aussage besonders bemerkenswert. Das Studio hat sich einen Namen gemacht, indem es Spiele produziert, die weit über den Umfang und die Tiefe der meisten Konkurrenzprodukte hinausgehen. Es liegt nahe, dass Douse und sein Team das Thema Preisgestaltung ernst nehmen und eine Preiserhöhung als gerechtfertigt ansehen, wenn sie mit einem entsprechenden Mehrwert für die Spieler einhergeht.
Interessanterweise deutet Douse an, dass Larian Studios nicht der erste Entwickler sein möchte, der eine solche Preiserhöhung einführt. Vielmehr hofft er, dass Rockstar Games mit dem lang erwarteten GTA 6 den Anfang macht und die Branche diesem Beispiel folgt.
Die zukünftige Entwicklung der Gaming-Industrie
Die Diskussion um höhere Spielepreise ist nicht neu, aber sie gewinnt an Dringlichkeit, da die Anforderungen an Spieleentwickler und -publisher weiter steigen. Die Entwicklung eines Triple-A-Spiels erfordert heute enorme finanzielle und personelle Ressourcen. Diese Realität spiegelt sich auch in der Preispolitik der Konsolenhersteller wider. So haben sowohl Sony als auch Microsoft in den letzten Jahren die Preise für ihre Konsolen angepasst. In Japan wurde der Preis der PlayStation 5 kürzlich um umgerechnet 80 Euro angehoben. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass zukünftige Konsolengenerationen wie die PS5 Pro oder gar die PS6 ebenfalls teurer werden könnten.