Die Monster Hunter-Reihe hat sich über die Jahre hinweg als eines der Paradebeispiele für meisterhaftes Gameplay etabliert. Dabei war die Handlung stets das schwächste Glied der Kette: Ein klassisches „Monster bekämpfen, ein Monster besiegen“-Narrativ, das sich von einem Spiel zum nächsten wiederholt. Wer „Monster Hunter“ spielte, tat dies in erster Linie, um gegen gigantische Bestien zu kämpfen, die selbst die kühnsten Vorstellungen übertrafen. Einfache Ziele, eindrucksvolle Kreaturen, großartige Kämpfe – das war alles, was die Spieler brauchten.
Doch dann kam „Monster Hunter Wilds„, und plötzlich schien es, als würde die Serie eine völlig neue Richtung einschlagen – weg von den simplen Kämpfen und hin zu einer tatsächlich funktionierenden Erzählung. Aber ist das wirklich ein Gewinn für die Serie oder ist „Monster Hunter Wilds“ nur ein kurzlebiger Versuch, die Serie zu „verfeinern“, der am Ende das verliert, was sie ursprünglich ausmachte?
Ein riskanter Schritt in die richtige Richtung?
Die Geschichte von „Monster Hunter Wilds“ beginnt wie erwartet, wenn auch etwas mehr aufdringlich als gewohnt: Ein junger Junge namens Nata flieht aus seinem Heimatdorf, das von einem mysteriösen Biest, dem „Weißen Geist“, verwüstet wurde. Doch statt in der klassischen Art und Weise von Monster Hunter, bei der die Jagd auf Monstren im Mittelpunkt steht, stellt sich heraus, dass die Handlung weitaus mehr Augenmerk auf den sozialen Aspekt und die tiefere Bedeutung hinter den Kämpfen legt.
Der Versuch, der Erzählung mehr Tiefe zu verleihen, ist lobenswert, und ohne Zweifel sorgt die Geschichte von „Monster Hunter Wilds“ für eine fesselnde Erfahrung, die über das übliche Monster-Jagd-Thema hinausgeht. Doch trotz aller Bemühungen, die Handlung relevanter und emotionaler zu gestalten, bleibt das zentrale Problem: Die Geschichte fühlt sich oft wie ein Fremdkörper im Spiel an. In den frühen Spielstunden kann man sich immer wieder dabei ertappen, wie man sich fragt, ob diese nachdenklichen Dialoge und Charakterentwicklungen wirklich zu dem schnellen, actiongeladenen Gameplay passen, das Monster Hunter so bekannt gemacht hat. Die Erzählung wirkt gezwungen und aus einem anderen Spiel in diese Welt transplantiert, was zu einer seltsamen Disharmonie führt.
Es hat seine Momente
Es ist natürlich nicht zu leugnen, dass die Charaktere in „Monster Hunter Wilds“ ihre Momente haben. Gemma, Olivia und Erik tragen zur Atmosphäre bei, insbesondere durch die Gespräche, die während der Missionen stattfinden. Doch die Tiefe, die den Charakteren verliehen wird, lässt die Frage aufkommen, ob sie nicht viel besser in einem anderen, weniger actionlastigen Spiel aufgehoben wären. Ihre Persönlichkeiten und die dynamische Beziehung zu Nata sind erfrischend und bieten eine interessante Abwechslung zu den eher starren Charakteren der vergangenen Titel, aber manchmal wirkt es fast so, als ob sie zu viel Raum in einem Spiel einnehmen, das eigentlich um die Jagd und das Gameplay kreisen sollte.
Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass die Geschichte zu häufig den Fokus vom eigentlichen Gameplay ablenkt. Die konstanten Versuche, die Handlung voranzutreiben, stehen oftmals im Konflikt mit den intensiven Kämpfen gegen die Monster. Diese sind das Herzstück von Monster Hunter, und die Erzählung hat es mit ihrer verlangsamten Struktur nicht immer leicht, die Spannung der Kämpfe aufrechtzuerhalten. Wer sich auf die Jagd nach Bestien freut, könnte sich von den langen, teils etwas zähen Dialogen eher gestört fühlen.
Ein Schachzug in die richtige Richtung, aber nicht perfekt
Kommen wir also zum eigentlichen Monster Hunter-Erlebnis, das in „Monster Hunter Wilds“ nicht nur erhalten bleibt, sondern auch verbessert wurde – zumindest in einigen Aspekten. Die neue „Fokus“-Mechanik, bei der Spieler in den Kampfmodus wechseln und mit L2 auf bestimmte Körperteile der Monster zielen können, stellt einen willkommenen Fortschritt dar. Dies ermöglicht es, gezielt Wunden zu verursachen, die im Kampf wichtige Vorteile bringen – eine Mechanik, die der Jagd eine strategische Tiefe verleiht, die man so in früheren Teilen der Reihe nicht gewohnt war.
Die Möglichkeit, mitten im Kampf Waffen zu wechseln, stellt ebenfalls eine Revolution für die Serie dar. Bei „Monster Hunter Wilds“ kann man schnell von einem Langschwert zu einer Springaxt oder einer anderen Waffe wechseln, um die Schwächen eines Monsters auszunutzen. Diese Verbesserung fügt der ohnehin schon komplexen Jagd ein Element der Flexibilität hinzu, das in den vorherigen Spielen nie so nahtlos integriert war. Doch auch hier zeigt sich ein Problem: Die Änderung wirkt sich zwar positiv auf den Ablauf der Kämpfe aus, aber sie führt auch zu einer Überkomplexität, die nicht jedem Spieler liegt. Während Fans der Reihe von den neuen Mechaniken begeistert sein dürften, kann dies für Einsteiger, die gerade erst in das Universum von Monster Hunter eintauchen, einschüchternd wirken.
Nicht zu vergessen ist die Überarbeitung des Waffen- und Ausrüstungsystems. In „Monster Hunter Wilds“ wird viel Wert darauf gelegt, den Spielern die Freiheit zu geben, ihren Spielstil unabhängig von der Rüstung zu wählen. Das klingt auf dem Papier hervorragend, da es den Spieler ermutigt, verschiedene Waffen zu nutzen, ohne durch die vorher festgelegten Rüstungssets eingeschränkt zu werden. Doch auch hier fehlt der nötige Feinschliff: Die Anpassungen kommen manchmal zu abrupt und wirken unnatürlich. So verliert man als Spieler schnell das Gefühl, dass jede Wahl der Ausrüstung und Waffe strategisch durchdacht ist. Es fühlt sich oft so an, als würde man einfach zwischen den Optionen hin und her wechseln, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was am besten für die jeweilige Situation geeignet ist.
Eine beeindruckende Kulisse, aber …
Es gibt keinen Zweifel daran, dass „Monster Hunter Wilds“ versucht visuell zu beeindrucken und auf jeder Konsole, einschließlich der PS5 Pro, das optimale Erlebnis bieten möchte. Die Welt ist wunderschön, mit einer klaren Identität für jedes Biom, das den Spieler auf seiner Reise durch die verbotenen Länder begleitet. Capcom hat die Umwelt meisterhaft inszeniert, und die Details sind atemberaubend – von den Pflanzenfressern, die in Herden durch die Lande ziehen, bis hin zu den fliegenden Kreaturen, die die Luft beherrschen. Doch selbst die bestgelegene Welt hat ihre Tücken. Besonders in den späteren Stunden des Spiels scheint die Welt immer mehr zur Kulisse für die Kämpfe zu werden, anstatt ein aktiver Teil der Jagd. Die Monster und die Welt werden im Spiel zunehmend von der Geschichte und den Kämpfen selbst verdrängt, sodass das Gefühl der Entdeckung und der Interaktivität mit der Umgebung etwas auf der Strecke bleibt.
Die Soundtrack-Arbeiten von Akihiko Narita sind wie erwartet fantastisch und schaffen die perfekte Atmosphäre für das epische Setting von „Monster Hunter Wilds“. Die Musik unterstreicht die Action, wechselt zwischen dramatischen Klängen und ruhigen, nachdenklichen Melodien. Doch auch hier lässt sich ein gewisses Gefühl der Wiederholung nicht abstreiten – es fehlt an echter Innovation. Die Musik mag atmosphärisch wirken, aber es gibt wenig, was sie wirklich herausragend macht. Sie bleibt oft in der sicheren Zone und lässt es an Mut zur völligen künstlerischen Freiheit fehlen.
Klar, von den technischen „Highlights“ wollen wir gar nicht erst anfangen – schließlich gehören Dinge wie Nachladeprobleme, Clippingfehler und unsaubere Auflösungen ja mittlerweile fast schon zum Standard. Und nicht etwa im positiven Sinne. Selbst wenn diese Fehler irgendwann mal behoben werden sollten, haben sie definitiv keine Top-Wertung verdient. Ich musste mich schließlich damit herumschlagen.