Sonys Ausflug in den Live-Service-Markt war von Anfang an eine gefährliche Wette, die letztlich in einem Desaster endete. Die Vorstellung, dass Sony den Markt für Live-Service-Spiele erobern könnte, hatte unter der Leitung des ehemaligen CEO Jim Ryan durchaus ihre Reize: Mehr Einnahmen, mehr Möglichkeiten für ständige Interaktionen mit Spielern, und das alles unter dem Dach der PlayStation-Marke. Aber so charmant diese Vision auch klang, sie war schlichtweg unrealistisch und wurde auf einem Fundament aus falschen Annahmen und Missmanagement errichtet.
Vision wurde skeptisch betrachtet
Die Hardcore-PlayStation-Fans, die das Unternehmen jahrelang dafür gefeiert hatten, meisterhafte Singleplayer-Erlebnisse zu schaffen, standen diesem Vorstoß natürlich skeptisch gegenüber. Schließlich hatte Sony in der vergangenen Konsolengeneration mit Blockbustern wie „The Last of Us“ und „God of War“ geglänzt – und diese Titel standen in starkem Gegensatz zu den anhaltend neuen, live-betriebenen Spielwelten, die Sony nun schaffen wollte. Doch trotz der Kritik setzte man voll auf die Karte des Live-Service-Modells.
Das Ergebnis dieser Strategie ist nun offensichtlich: Sony hat gerade zwei große Projekte aus dem eigenen First-Party-Portfolio – eines von Bluepoint und das andere von Bend Studio – abgesagt. Beide Studios, die in der Vergangenheit mit Remakes und offenen Welten für Aufsehen gesorgt haben, hätten eigentlich das Potenzial, bahnbrechende Spiele zu entwickeln, aber stattdessen versandeten ihre Projekte im Sande des Live-Service-Dämmerwaldes. Was Sony hier zu verlieren hat, ist nicht nur der Ruf als Spieleentwickler, sondern auch die Millioneninvestitionen, die in die Projekte geflossen sind.
Und dann gibt es noch „The Last of Us: Multiplayer“ – ein weiteres Beispiel für ein ambitioniertes, aber letztlich gescheitertes Projekt. Naughty Dog, das Studio hinter diesem Franchise, hat zwar noch genügend Ressourcen, um seine Projekte fortzusetzen, aber auch dieses Experiment wurde gestoppt, was die Frage aufwirft: Wie viele weitere versunkene Millionen hatte Sony investiert, um in den Markt vorzudringen, ohne wirklich zu verstehen, wie er funktioniert?
Das Ergebnis ist geradezu erschreckend
Der Blick auf Sonys gescheiterte Experimente ist nichts weniger als erschreckend: Die 3,6 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Bungie, die letztlich keinen nennenswerten Erfolg brachte, der peinliche Fail mit Deviation Games, und das völlige Scheitern von „Concord“ inkl. Studio Schließung. All das summiert sich zu einem Bild von absolutem Chaos, das Sony nun dringend umkehren muss. Der angekündigte Fokus auf „Marathon“ und Horizon als Live-Service-Spiele scheint mehr wie eine verzweifelte Flucht nach vorne – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Luft langsam dünn wird.
Die Frage bleibt: Wo steht PlayStation nun? Nach all diesen Fehlschlägen könnte Sony in einer internen Krise stecken, in der sich die Entscheidungen der letzten Jahre als fundamentale Fehlberechnungen herausstellen. Doch immerhin scheint man das Ruder mittlerweile wieder herumreißen zu wollen. Der Fokus könnte sich wieder auf das traditionelle Modell verlagern – eine gute Nachricht für alle, die auf ein hochwertiges Einzelspieler-Erlebnis hoffen – auch wenn diese Rückbesinnung nach Einschätzung von Branchenkennern einige Zeit in Anspruch nehmen wird.
Insgesamt bleibt der bittere Geschmack der Erkenntnis, dass Sony viel Zeit und Ressourcen in die falsche Richtung gesteckt hat. „Helldivers 2“ mag die Ausnahme sein, aber die Regel war eindeutig ein finanzielles und kreative Fiasko.