TEST – Castlevania: Lords of Shadow 2 – Der Lord, der keiner ist?

By Johannes Add a Comment
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Für alle Vampirjäger und Vampir-Fans war die letzte Zeit mit Twillight und True Blood nicht gerade rosig, oder besser gesagt, authentisch gewesen, so dass die Durst nach echter Vampir-Action endlich mal gestillt werden muss. Gut, dass der zweite Teil von „Castlevania: Lords of Shadows“ den lang ersehnten Release antritt. Doch was zum Kuckuck ist Castlevania ?

Das Zeitalter von Castlevania reicht bis hin zu den 90ern, wo Pixelspiele voll angesagt waren und jeder zweite entweder eine Nintendo oder SEGA Mega Drive zuhause herum stehen hatte. Eine Zeit, wo die Performance nur eine zweitrangige Rolle im Gegensatz zur Story und Atmosphäre gespielt hat, weswegen viele Entwickler, unter anderem die Castlevania-Schöpfer bei „Konami“, ein regelrechtes Meisterwerk kreieren konnten.

Die aktuellen Ableger haben zwar – und das meinen nicht nur wir, sondern auch viele Serien-Anhänger – etwas von ihrem Glanz verloren. Nichtsdestotrotz wollen wir den letzten Hoffnungsschimmer nicht erlöschen lassen und tauchen mit dem zweiten Teil wieder einmal in die düstere Welt von Gabriel Belmont ein. Ob „Castlevania: Lords of Shadows 2“ dem berühmten Namen gerecht wird, erfahrt ihr in unserem Test.

Vom Vampirlord zum Laufburschen

Der mittlerweile zum Vampir „konvertierte“ Ex-Vampirjäger Gabriel Belmont wird ironischerweise als der „dunkle Lord“ betitelt. Auf dem Höhepunkt seiner Macht von den christlich geprägten Menschen angegriffen, hat dies eine starke Beschädigung seiner berühmten Festung “Castlevania“ zur Folge. In diesem Prolog schlitzt und schmettert Gabriel aka Drakula alle mit schimmernder Rüstung angekleideten Möchtegern-Ritter zur Seite, samt dem fast schon modern zusammen gebauten Koloss, gegen den wir ja persönlich kämpfen dürfen / müssen.

Kaum von der Schlacht erholt, gibt es schon wieder eine Wendung in der Geschichte, die mit den Vor- und Nachfahren von Gabriel zusammenhängt. Ohne lange Erklärungen und Beschreibungen machen wir einen riesigen Zeitsprung von satten 500 Jahren, als sich die moderne Welt von der Kirche löst und bereits mit Sprit betriebenen Autos durch die Gegend saust, erwacht unser Hauptprotagonist aus seinem langen Schlaf und wird quasi von seinem alten Freund – den wir aus dem ersten Teil kennen und an dieser Stelle nicht verraten – „gezwungen“ sich ihm anzuschließen und Satan höchstpersönlich vor der Rückkehr auf die Erde zu hindern.

Blöd nur, dass der stärkste aller Vampire nur eine Hülle seiner eigenen Gestalt darstellt und sich vorerst wieder an die Spitze der Nahrungskette kämpfen muss. Im Laufe der Story wird Gabriel mehr als ein Laufbursche und nicht als der Vampirlord behandelt, was eher unlogisch erscheint, obwohl das Motiv der Selbstfindung von Drakula durchaus nachvollziehbar gewesen wäre. Auch die Handlung an sich ist sehr unschlüssig und chaotisch, weil wir stets die Umgebung und damit die eigentliche Story aus den Augen lassen. Es ist sehr schwer sich durch die oft wechselnde Umgebung auf die hauptsächliche Geschichte zu konzentrieren, weil „Castlevania: Lords of Shadows 2“ quasi alles vom Content her beinhalten will, aber im Endeffekt nichts davon richtig inszeniert oder erklärt.

Hitzige Kämpfe und die offene Welt

Das Kernelement von „Castlevania: Lords of Shadow 2“ ist eindeutig das knackige Kampfsystem, das offensichtlich dem Kriegsgott Kratos nachempfunden wurde. Mit seiner serientypischen Peitsche kann Gabriel sich entweder auf einen Gegner konzentrieren oder verheerende Rundumschläge ausführen, die den herumstehenden Kriegsschaaren den Gar ausmachen. Die Peitsche sieht stets dynamisch und sehr ähnlich wie die Chaosklingen aus, doch solange das Kampfsystem gut umgesetzt ist, finden wir das in Ordnung, zumal dieser actionorientierte Stil sehr gut zu Castlevania passt. Für Abwechslung und eine gewisse Strategie sorgen das leere Schwert und die Kampfhandschuhe, die jeweils ihre eigene, wichtige Funktion im Kampf besitzen. Mit dem leeren Schwert saugen wir die Lebensenergie aus den Gegnern heraus, wohingegen die Kampfhandschuhe für schwer gepanzerte Schergen bestens geeignet sind.

Die Peitsche, das Schwert und die Handschuhe sind sehr gut und klar ausgewogen und erfüllen ihren Zweck. Als guter Kämpfer muss man alle Anzeigen und Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm im Auge behalten, was diesen besonderen Reiz bei uns in den Kämpfen ausgemacht hat. Bei einigen Angriffen hilft es nicht, einfach nur sinnlos drauf zu schlagen, da hier entweder das Blocken oder Ausweichen mehr zum Vorteil sind. Ein Mangel hierbei haben wir in der Steuerung gefunden; in hitzigen Situationen neigen wir eher zum Ausweichen, da dafür die Blocktaste und der Analog-Stick verwendet werden. Letztendlich neigt man aber dazu, spontan und sogar unfreiwillig auszuweichen.

Was „Castlevania: Lords of Shadows 2“ komplett von absolut allen bisherigen Teilen unterscheidet ist die Tatsache, dass die Entwickler das Open-World-Konzept gewählt haben, um dem Spieler die völlige Freiheit zu bieten, welche die meisten von uns herbeigesehnt haben … immerhin wollte jeder schon einmal – oder auch nicht – im Schloss von Drakula frei herum wandern. Aber nicht nur das – auch die ganze Stadt steht uns zur Verfügung, samt ihren Nebenquests und Bewohnern. Leider sind die Möglichkeiten in der modernen Welt begrenzt, sogar die Autos darf unser Mittelalter-Zeitreisender nicht fahren, oder warum darf Gabriel sich nicht fragen, wieso die heutigen Kutschen ohne Pferde bertrieben werden? Die Begeisterung für die moderne Welt hält sich bei ihm untypisch in Grenzen.

Gothik-Style trifft auf Moderne

Was mich persönlich sehr beeindruckt ist das Design von Drakulas opulentem „Anwesen“, oder besser gesagt Schloss. Das riesige Schloss ist von außen sowie von innen sehr künstlerisch gestaltet worden und deutlich an das Gothik-Zeitalter angelehnt, was der Atmosphäre und dem Setting ungemein zugutekommt. Diese melancholische Stille und dunkle Gefahr, die von Flur zu Flur wandern, ist genau das, was Drakula, den dunklen Lord, als Bösewicht und als den ältersten Vampir ausmacht.

Die Gegner und Bosse sind ebenso eine Augenweide. Aufgrund von gestochen scharfen Texturen und den liebevoll dargestellten Zwischengegnern, die allesamt sehr stimmig aussehen, kann man sich kaum daran satt sehen. Auch zwischen den normalen Gegnern haben wir eine gewisse Abwechslung beobachten dürfen, da von Ort zu Ort auch immer verschiedene Gestalten auftauchen.

Doch auch „Castlevania: Lords of Shadow 2“ hat seine dunklen Seiten, wenn man einige Texturen in der Umgebung betrachtet, und damit sprechen wir besonders die Tunnel an, in denen wir mit Hilfe von Stealth-Aktionen Roboter ausschalten, da diese extrem schwammig und unscharf sind. Wenn man die PC- und PS3-Version vergleicht, stellt man sofort fest, dass bei der Konsole ein gewisses Flimmern vorhanden ist. Näher betrachtet, sind deutlich Pixel rund in der Umgebung zu erkennen, weswegen wir darauf schließen, dass die Konsolen-Fassung vom PC-Ableger mit einigen Abstrichen geportet wurde. Besser wäre es eine Next-Gen-Plattform auszuwählen, statt sich auf die mittlerweile schwache Current-Generation zu verlassen.

Akustisch bietet der zweite Teil einige musikalische Highlights, wie zum Beispiel den sehr gut mit Piano komponierten Soundtrack oder die cool inszenierten Akustik-Effekte in den Kämpfen. Die Lokalisierung beschränkt sich für meinen Teil zum Glück auf die englische Synchronisation, was auf der einen Seite etwas schade ist, anderen wiederrum vielleicht auch ganz recht so. Häufig wird dabei am falschen Ende gespart, was für einen Titel wie Castlevania in jedem Fall nachteilig wäre. Falls es mal für euch zu laut wird, können wir in den Einstellungen die verschiedensten Variationen betreiben, um den für uns passenden Sound perfekt anzupassen.

Entwickler: Mercury Steam
Publisher: Konami
Release: 27. Februar 2014
Offizielle Homepage: www.konami-castlevania.com

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TEST – Castlevania: Lords of Shadow 2 – Der Lord, der keiner ist?
Castlevania behauptet sich als sehr solides Hack n Slay, das etwas mehr Struktur und Hintergrundgeschichte vertragen könnte. Das wird jedoch wieder durch das geschickte Gameplay und die Vermischung des alten und modernen Settings wieder wett gemacht, so dass Fans der Serie bedenkenlos zugreifen dürfen. Castlevania zeigt jedoch, der Sprung zu den neuen Konsolen war nun mehr wir überfällig.
8.5
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